Exklusiver Live-Stream direkt von der World of Trading - 2 Tage mit einzigartigen Themen und Experten. Kostenlos teilnehmen + Videos erhalten. -w-
05.12.2012 21:29:34

UPDATE2: EADS befreit sich etwas aus staatlicher Umklammerung

   -- Deutschland und Frankreich halten künftig 12 Prozent, Spanien 4 Prozent an EADS

   -- Streubesitz steigt auf über 70 Prozent von rund 49 Prozent

   -- Keine Vetorechte für Aktionäre

   -- EADS plant Aktienrückkauf von bis zu 15 Prozent

   (NEU: weitere Details, mehr Merkel, Hintergrund)

   Von Kirsten Bienk

   Im Tauziehen um die Aktionärsstruktur von EADS haben sich Frankreich und Deutschland endlich geeinigt. Der Rüstungsriese kann sich etwas aus der festen Umklammerung der Staaten befreien. Die staatlichen Aktionäre senken ihre Beteiligung deutlich - von mehr als 50 Prozent auf unter 30 Prozent. Daimler und die französische Lagardere wollen ihre Anteile im Zuge der umfassenden Neuordnung im Eigentümerkreis verkaufen.

   Deutsche und Franzosen halten künftig jeweils 12 Prozent an dem europäischen Konzern. Weitere 4 Prozent gehören Spanien - in der Summe sollen die Staaten nicht mehr als 28 Prozent halten. Im Zuge der neuen Vereinbarung soll es eine Stimmrechtsbeschränkung eines Aktionärs auf 15 Prozent geben. Vor möglichen Übernahmeversuchen wäre EADS dadurch geschützt. Vetorechte bei wichtigen Entscheidungen soll es aber nicht geben.

   EADS-Chef Tom Enders zeigte sich erfreut über die Einigung. "Dies ist ein großer Schritt hin zu einer neuen Führungsstruktur", sagte der Manager. Im Endeffekt dürfte er mit dem Ergebnis aber nicht wirklich zufrieden sein. Er wäre die Staaten am liebsten komplett losgeworden. Enders will ein Unternehmen nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten leiten und nicht nach politischen Befindlichkeiten. Denn auch in dem von EADS nun genannten neuen "normalen Konzernführungsmodell" dürfte der Einfluss der Staaten eine wichtige Rollen spielen.

   Das wird auch am Aktienmarkt so gesehen. "EADS wird weiterhin dem politischen Einfluss der beteiligen Staaten unterliegen, weil es immer noch ein Rüstungsgeschäft hat", sagte Analyst Sebastian Hein vom Bankhaus Lampe in einer ersten Reaktion. Der künftige Einfluss der Staaten findet sich auch im Kleingedruckten der EADS-Mitteilung.

   Demnach sollen demnächst "nationale Verteidigungsunternehmen" geschaffen werden. Dadurch würden nationale Sicherheitsinteressen Frankreichs und Deutschlands geschützt. Ein EADS-Sprecher erklärte auf Anfrage, dass es sich dabei um hochsensible Wissensbereiche im Rüstungsgeschäft handelt. Militärische Programme sollten dabei aber lediglich verwaltet werden.

   Im Zuge des Deals mit den Staaten und den industriellen Partnern, der im ersten Halbjahr 2013 von einer außerordentlichen Hauptversammlung abgesegnet werden soll, wird EADS auch eigene Anteile von bis zu 15 Prozent zurückkaufen. Bei einer ersten Tranche sollen 7,5 Prozent der Anteile gekauft werden, die allein EADS-Aktionären offen stehen soll. Die zweite Tranche solle bis zu 5,5 Prozent dem französischen Medienkonzern Lagardere zur Verfügung stehen.

   Bisher hielten die beiden Länder direkt und indirekt jeweils 22,5 Prozent der Aktien. Weitere 5,5 Prozent waren im spanischen Besitz. Der den Franzosen zuzurechnende Anteil ergab sich aus einer 15-prozentigen direkten Beteiligung des Staates und eines 7,5-prozentigen Anteils der heimischen Mediengruppe Lagardere. Deutschlands Stimmrechte nahm bisher Daimler wahr. Ihr gehören 15 Prozent der Aktien, die restlichen 7,5 Prozent liegen beim Bankenkonsortium Dedalus.

   Daimler will nun sofort mit dem Verkauf von 7,5 Prozent der Aktien in einem beschleunigten Platzierungsverfahren beginnen. Die KfW soll dabei 2,76 Prozent der EADS-Aktien kaufen, die privaten Dedalus Investoren 1,9 Prozent. Daimler hält nach der Platzierung noch etwa weitere 7,5 Prozent der EADS-Aktien. "Grundsätzlich beabsichtigen wir, unseren Anteil noch weiter zu verringern", sagte Daimler-Vorstand Bodo Uebber. "Über den genauen Zeitpunkt und Vorgehensweise werden wir noch entscheiden."

   Die Bundesregierung begrüßte den Deal. "Durch die nun erreichte Einigung kann die deutsch-französische Partnerschaft bei EADS in Balance weitergeführt werden," hieß es von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Partner seien sich über die Bedeutung der EADS-Standorte insbesondere für Forschung, Entwicklung und Produktion einig. EADS beschäftige schon heute rund 50.000 Menschen in Deutschland und ist eine wesentliche Säule des Hochtechnologiestandortes Deutschland. "Wesentliche Funktionen der EADS-Verwaltungszentrale werden weiterhin ihren Sitz in München/Ottobrunn haben", hob sie hervor. In München befinde sich zudem der Sitz der Verteidigungssparte Cassidian.

   Ähnliches ist aus Frankreich zu hören. Der Präsident Francois Hollande erklärte, der neue Aktionärspakt gebe dem Konzern mehr Freiheit für die eigene Entwicklung und schütze zudem die nationalen Interessen von Frankreich, Deutschland und Spanien. EADS werde den Hauptsitz in der französischen Stadt Toulouse beibehalten und auch die Standorte der Töchter Astrium, Airbus und Eurocopter in Frankreich und den von Cassidian in Deutschland belassen.

   Auch am Aktienmarkt wurde der Deal in einer ersten Reaktion begrüßt. "Die geplanten Veränderungen sind ein großer Schritt nach vorne, um eine operative Unabhängigkeit zu erlangen, ohne dass die beteiligten Staaten ihren Einfluss auf das sensible militärische Geschäft verlieren", sagte Analyst Hein. "Durch diese Veränderungen gewinnen alle Beteiligten. Das Unternehmen wegen der neu gewonnenen Freiheit, die Staaten Frankreich und Deutschland wegen des Gleichgewichts und die Minderheitsaktionäre, da der Freefloat steigt". Der politische Einfluss der beteiligen Staaten bleibe aber bestehen.

   Ob es daher künftig keine Reibereien zwischen den staatlichen Aktionären mehr gibt, bleibt abzuwarten. Seit der Gründung von EADS im Jahr 2000 gab es immer wieder teils heftige Diskussionen um das Geschäft des Unternehmens. In der jüngsten Vergangenheit war die Brisanz gestiegen. So scheiterte der Konzern vor allem wegen des Widerstands Deutschlands mit seinem Plan, mit der britischen BAE Systems zu fusionieren. Hauptstreitpunkt waren Bedenken über den hohen staatlichen Einfluss. Seither wurde intensiv an einer Neuordnung des Eigentümerkreises gearbeitet.

   Mitarbeit: Andreas Kissler und Barbara Millner

   Kontakt zur Autorin: kirsten.bienk@dowjones.com

   DJG/kib/kla/raz

   (Mehr zu diesem Thema und weitere Berichte und Analysen zu aktuellen Wirtschafts- und Finanzthemen finden Sie auf www.WSJ.de, dem deutschsprachigen Online-Angebot des Wall Street Journal.)

   (END) Dow Jones Newswires

   December 05, 2012 14:58 ET (19:58 GMT)

   Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.- - 02 58 PM EST 12-05-12

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu Mercedes-Benz Group (ex Daimler)mehr Analysen

22.11.24 Mercedes-Benz Group Outperform Bernstein Research
11.11.24 Mercedes-Benz Group Buy Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
05.11.24 Mercedes-Benz Group Buy Goldman Sachs Group Inc.
30.10.24 Mercedes-Benz Group Buy Jefferies & Company Inc.
29.10.24 Mercedes-Benz Group Buy Deutsche Bank AG
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Airbus SE (ex EADS) 137,94 -1,16% Airbus SE (ex EADS)
Mercedes-Benz Group (ex Daimler) 52,26 1,14% Mercedes-Benz Group (ex Daimler)

Indizes in diesem Artikel

DAX 19 322,59 0,92%
MDAX 26 180,20 1,21%
STOXX 50 4 316,52 1,19%
EURO STOXX 50 4 789,08 0,70%
CAC 40 7 255,01 0,58%
EURONEXT 100 1 443,61 0,62%
Prime All Share 7 526,03 0,93%
HDAX 10 150,78 0,95%
CDAX 1 663,66 1,02%
NYSE International 100 7 466,23 -0,75%
EURO STOXX 497,32 0,78%
SBF 120 5 501,59 0,59%
Next CAC 70 3 519,63 -0,50%