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16.11.2012 14:46:33
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Börse Frankfurt-News: "Die Baisse nährt die Baisse" (Peeters)
Ohne Frage hat sich das Sentiment auf dem Börsenparkett in der jüngsten Vergangenheit kontinuierlich verschlechtert. Donnerstagnachmittag etwa notierte der deutsche Leitindex Dax auf einem Zwei-Monats-Tief und eine kurze Erholung am Freitagvormittag hatte eher kosmetischen Charakter, ehe ein neuerlicher Rutsch eingesetzt hat. Immer mehr stellen sich Börsianer die ängstliche Frage, ob die Marke von 7000 Punkten nun nicht nachhaltig gebrochen wird.
International sieht das Ganze kaum besser aus. Wegweisende Indizes wie etwa der S&P500 zeigen ein ausgesprochen angeschlagenes Chartbild, das sich mit jedem fallenden Punkt noch weiter zu verstärken droht. Die Baisse nährt die Baisse.
Doch geht es bei dem Abschwung nicht um banale Charttechnik. Fundamental ist die Begleitmusik momentan in einem tiefen Moll gehalten. Die sich nun langsam dem Ende neigende Berichtssaison war von einer ordentlichen Zahl an Gewinnwarnungen und insgesamt vielfach rückläufigem Geschäft geprägt. Die Ausblicke der einzelnen Unternehmen auf das kommende Jahr werden in einem hohen Maße mit Fragezeichen versehen oder gänzlich verweigert. Diese Rat- und Mutlosigkeit springt entsprechend auf die Anleger über.
Auf der Suche nach neuen Fixpunkten bekommen Investoren bei den Makrodaten wenig Zuversichtliches geboten. Euroland rutscht in die Rezession und auch aus den Vereinigten Staaten kommen Meldungen, die zur Vorsicht mahnen. So gab etwa am Freitagvormittag der US-amerikanische Halbleiter-Fachverband SEMI bekannt, dass sich die viel beachtete Relation von Aufträgen zu Umsatz (book-to-bill) in der Industrie auch im Oktober weiter auf 0,75 verschlechtert hat. Im Mai lag das Verhältnis noch bei 1,05. Seitdem geht es stetig bergab.
Als wäre das konjunkturelle Thema nicht genug, drückt der Börsianer-Schuh noch an zwei weiteren Stellen:
Erstens kommt das noch lägst nicht abgeschlossene Thema der Finanzkrise immer wieder in allen Facetten neu aufs Tapet, etwa in Form von schwierigen Refinanzierungen von "Schuldenstaaten" oder auch in Hinsicht auf marode Bankbilanzen.
Zweitens droht die Lage im Nahen Osten einmal mehr zu eskalieren. Wie weit der aktuelle Konflikt im Gazastreifen geht, ist überhaupt nicht absehbar. Die Konsequenzen auf Weltwirtschaft und Kapitalmärkte ebenso.
All diesen kritischen Punkten steht momentan auf der Habenseite wenig entgegen. Abgesehen von der unverändert expansiven Notenbankpolitik ist da nicht viel zu verzeichnen.
Der vielleicht letzte Trumpf: So schnell wie die Lage sich verschlechtert, sinkt auch die Stimmung auf dem Parkett. Und bekanntlich ist die Lage immer am Aussichtsreichsten, wenn die Lage als hoffnungslos wahrgenommen wird und alle "zittrigen Hände" verkauft haben. Soweit sind wir noch nicht, aber auf dem Weg dahin. Wie es scheint, wäre ein schneller und steiler Ausverkauf das wohl beste Szenario. Die Chancen, dass es so weit kommt, stehen so schlecht nicht.
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© 16. November 2012/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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