17.02.2010 11:48:27

ROUNDUP: ING steckt weiter tief in Krise - Erholung im Bankgeschäft

    AMSTERDAM (dpa-AFX) - Der vom Staat gestützte niederländische Finanzkonzern ING (ING Groep) kommt nicht aus der Krise und steckt weiter tief in den roten Zahlen. Fortschritte gab es allerdings im Bankensegment, dem künftigen Kerngeschäft des Konzerns - mit den glänzenden Zahlen einiger europäischen Konkurrenten können die Niederländer jedoch nicht mithalten. Probleme bereitet zudem nach wie vor der Versicherungsbereich, den das Unternehmen auf Druck der EU-Kommission abspalten will. Unter dem Strich summierte sich das Minus 2009 auf 935 (Vorjahr: Minus 729) Millionen Euro, teilte das im Eurostoxx 50 notierte Unternehmen am Mittwoch in Amsterdam mit.

    Bei der im Oktober angekündigten Abspaltung der Versicherungssparte liebäugelt ING-Chef Jan Hommen nach wie vor mit dem Börsengang. Dies sei die interessanteste Lösung, sagte er. Es gebe aber noch keine formelle Entscheidung zu dem Thema. Es würden jedoch auch weiter alle anderen Optionen geprüft werden. Die Abspaltung der Versicherungssparte erfordere viel Arbeit und stehe in diesem Jahr im Mittelpunkt. Es gebe derzeit kein anderes großes Thema innerhalb des Konzerns. Im vergangenen Jahr konnte die Sparte das Minus zwar verringern, blieb aber mit 191 Millionen Euro in der Verlustzone. Vor allem das Geschäft mit Geschäftskunden verhagelte das Ergebnis in diesem Segment.

AKTIE STEIGT - EXPERTEN UNEINS

    Im Bankbereich verdiente ING vor Steuern allerdings mit 900 Millionen Euro doppelt so viel wie 2008. Hier profitierten die Niederländer wie die meisten Banken von einem starken Ergebnis im Investmentbanking. Der Gewinn in diesem Bereich verhalf dem Konzern auch vor den Sondereffekten, die größtenteils auf den Konzernumbau und die teilweise Rückzahlung der Staatshilfe zurückgehen, zu einem Gewinn von 748 Millionen Euro. Hier hatte im Jahr 2008 noch ein Minus gestanden. Am Markt wurden die Nachrichten insgesamt positiv aufgenommen. Die Aktie legte bis 10 Uhr rund 1,3 Prozent zu und kostete zuletzt 6,53 Euro. Zum Höhepunkt der Finanzkrise Anfang 2009 hatte das Papier zeitweise weniger als 2 Euro gekostet.

    Cheuvreux-Analyst Hans Pluijgers sieht nach den Zahlen keinen Grund, seine optimistische Einschätzung zu der Aktie zu ändern. Die Zahlen sehen seiner Einschätzung nach nur auf den ersten Blick schlechter als erwartet aus. Der höher als von den meisten Analysten prognostiziert ausgefallene Verlust gehe vor allem auf zwei Sondereffekte zurück. Ohne diese wäre das Ergebnis besser als erwartet ausgefallen. Pessimistischer ist dagegen der DZ-Bank-Experte Werner Eisenmann. Er stuft das Papier weiter mit "Verkaufen" ein. "Der Verlust im Versicherungsgeschäft wirft Fragen auf, zu welchem Preis der Bereich veräußert werden kann", hieß es in einer Studie der Bank.

NACH WIE VOR AM STAATLICHEN TROPF

    Der einstige Vorzeigekonzern der niederländischen Wirtschaft musste Ende 2008 wegen der Finanzkrise mit zehn Milliarden Euro vom Staat gestützt werden. Inzwischen konnte ING mit Hilfe einer Kapitalerhöhung die Hälfte der Stütze zurückzahlen. Die andere Hälfte will ING so schnell wie möglich zurückerstatten, nennt aber keinen konkreten Zeitpunkt. Die ING hatte im Oktober des vergangenen Jahres bekanntgegeben, das Versicherungssegment abspalten zu wollen und damit den Konzern praktisch zu halbieren. Der niederländische Finanzkonzern kam damit einer Entscheidung der EU-Kommission zuvor, die wegen der erhaltenen Staatshilfe sowieso einen weitreichenden Konzernumbau verlangt hätte.

    Mit der Zerschlagung löst sich der einzige europäische Finanzkonzern auf, der ein in etwa gleich starkes Bank- und Versicherungsgeschäft hat. ING war 1991 aus der Fusion des Versicherers Nationale-Nederlanden und der NMB Postbank Group entstanden. Der deutsche Versicherer Allianz wollte dieses Ziel auch einmal erreichen, hat die Pläne wieder ad acta gelegt und sich im Jahr 2008 von der Dresdner Bank getrennt, die wegen der unterschiedlichen Geschäftsmodelle und Kulturen nicht in den Versicherungskonzern integriert werden konnte. Die Dresdner Bank wurde für die Allianz zum Milliardengrab und kurz vor der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers an die Commerzbank (Deutsche Bank) losgeschlagen./zb/nl/wiz

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