15.10.2020 18:07:40

MÄRKTE EUROPA/Corona-Ängste drücken auf die Kurse

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die weiter steigenden Pandemie-Infektionen haben an den europäischen Aktienmärkten am Donnerstag starke Verluste ausgelöst. Der DAX verlor 324 Punkte oder 2,5 Prozent auf 12.704 Punkte, vorübergehend hatte er sogar schon die 12.600er Marke leicht unterschritten. Der Euro-Stoxx-50 gab um 2,5 Prozent nach auf 3.193 Punkte nach. "Die monatelange Hoffnung an der Börse, alles werde schon nicht so schlimm wie erwartet, schlägt mit aller Wucht nun wieder in Angst um", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets.

Dabei gaben alle europäischen Stoxx-Branchenindizes mehr oder weniger stark nach. Angeführt wurde die Verliererseite von den Energie-Aktien, deren Stoxx-Branchenindex um 3,1 Prozent fiel. Am besten schnitten noch die Reise- und Freizeit-Aktien sowie die Bankentitel ab, ihre Indizes gaben um je 1,5 Prozent nach. Allerdings waren sie schon in den vergangenen Tagen stark eingebrochen.

Auch im DAX gab es nur rote Zeichen. Hier führten so unterschiedliche Aktien wie VW, Fresenius, Deutsche Telekom, Merck und BASF mit jeweils über 3 Prozent Minus die Verliererliste an. Am besten weg kamen noch Bayer, die allerdings auch schon in den vergangenen Tagen stark verloren hatten und sich nun mit einem Minus von 0,5 Prozent vergleichsweise gut hielten. Vergleichsweise gut im Markt lagen auch die Immobilientitel Vonovia mit 0,8 Prozent Abschlag und Deutsche Wohnen mit 1,2 Prozent Minus. Sie profitierten von den fallenden Renditen am Anleihenmarkt.

Die Kurse der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren legten kräftig zu, die Renditen fielen auf den niedrigsten Stand seit Mitte März 2020. Damals notierte der DAX mit der ersten Pandemiewelle deutlich unter 10.000 Punkten.

"Sei gierig wenn andere ängstlich sind"

Während die Börse danach lange Zeit gegen die steigenden Corona-Infektionsszahlen immun zu sein schien, wurden die Investoren nun wieder vorsichtiger. Sie befürchteten, dass die weiteren einschränkenden Maßnahmen die wirtschaftliche Erholung gefährden.

Das Analyse-Haus Sentix bewertete den Rückschlag allerdings erst einmal als Einstiegschance: "Die Konjunkturerholung sollte sich fortsetzen, das kann wohl nur ein umfassender zweiter Lockdown verhindern", sagte Sentix-Analyst Manfred Hübner. Er verwies darauf, dass die Zahl der Schiffe auf den Weltmeeren schon wieder fast so hoch ist wie vor der Pandemie und die Zahl der Inlandsflüge in China sogar so hoch ist wie nie zuvor. Daneben riet er, sich an das Motto von Warren Buffett zu halten: "Sei gierig wenn andere ängstlich sind", zitierte er den Investment-Star.

Elringklinger profitiert vom CO2-neutralen Flugzeug

Bei den kleineren Werten stachen auf der Gewinnerseite Elringklinger hervor, der Kurs schoss um 28 Prozent nach oben. Elringklinger wird künftig gemeinsam mit Airbus Brennstoffzellen für Flugzeuge entwickeln. Airbus hat sich zum Ziel gesetzt, ein mit Wasserstoff betriebenes Flugzeug ohne den Ausstoß von CO2 zu entwickeln. 2035 soll der umweltfreundliche Jet auf den Markt kommen. Airbus fielen um 0,6 Prozent.

Gut behaupten konnten sich Metro mit einem Plus von 0,2 Prozent. Im vergangenen Quartal fiel das Umsatzminus nicht ganz so stark aus wie wegen der Coronavirus-Pandemie befürchtet. Der Ausblick für den Jahresgewinn wurde daher leicht erhöht an den oberen Rand der bisherigen Zielspanne.

Fuchs Petrolub machten stärkere Verluste mehr als wett und schlossen 0,6 Prozent fester, nachdem der Schmierstoffhersteller die Prognose erhöht hat. Im SDAX hat Zeal Network die Prognose erhöht: Das führte bei dem Online-Lotto-Anbieter zu einem Kursaufschlag um 2,4 Prozent.

Pharma-Branche: Roche schwach - Grifols sehr fest

Roche geben um 3,2 Prozent nach. Der Jahresausblick wurde zwar bestätigt, die Umsatzentwicklung habe aber nicht recht überzeugt. "Roche gehört zu den wenigen Pharmawerten, die nur in Teilbereichen von Corona profitieren", meint ein Händler. Nur die Nachfrage nach Covid-Tests sei hoch.

Dagegen gewannen Grifols 8,4 Prozent. Das US-Unternehmen Vertex hat die Entwicklung einer Konkurrenz-Therapie zur Behandlung von Alpha-1-Antitrypsin-Mangel eingestellt. "Damit fällt eine Bedrohung für das Grifols-Medikament Prolastin weg", hieß es bei Sabadell.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.192,69 -80,59 -2,5% -14,8%

Stoxx-50 2.879,40 -69,71 -2,4% -15,4%

Stoxx-600 362,91 -7,71 -2,1% -12,7%

XETRA-DAX 12.703,75 -324,31 -2,5% -4,1%

FTSE-100 London 5.832,52 -102,54 -1,7% -21,3%

CAC-40 Paris 4.837,42 -104,24 -2,1% -19,1%

AEX Amsterdam 560,47 -11,51 -2,0% -7,3%

ATHEX-20 Athen 1.462,73 -34,57 -2,3% -36,4%

BEL-20 Bruessel 3.242,06 -74,10 -2,2% -18,0%

BUX Budapest 33.061,27 -435,40 -1,3% -28,3%

OMXH-25 Helsinki 4.403,02 -65,21 -1,5% +4,3%

ISE NAT. 30 Istanbul 1.299,92 -13,30 -1,0% -6,4%

OMXC-20 Kopenhagen 1.408,78 -26,32 -1,8% +24,0%

PSI 20 Lissabon 4.300,30 -105,48 -2,5% -19,6%

IBEX-35 Madrid 6.816,80 -99,80 -1,4% -28,6%

FTSE-MIB Mailand 19.065,44 -542,29 -2,8% -16,6%

RTS Moskau 1.132,29 -28,01 -2,4% -26,9%

OBX Oslo 750,61 -12,42 -1,6% -11,0%

PX Prag 855,46 -17,48 -2,0% -23,3%

OMXS-30 Stockholm 1.812,95 -27,90 -1,5% +2,3%

WIG-20 Warschau 1.627,59 -42,67 -2,6% -24,3%

ATX Wien 2.176,91 -33,32 -1,5% -29,7%

SMI Zuerich 10.067,96 -224,70 -2,2% -5,2%

===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/raz

(END) Dow Jones Newswires

October 15, 2020 12:07 ET (16:07 GMT)

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