02.07.2011 10:04:37

HINTERGRUND/Wohltat aus der Portokasse: Griechen-Hilfe poliert Banken-Image

    FRANKFURT/ATHEN (dpa-AFX) - Die Finanzbranche gibt den Wohltäter für Griechenland - und bezahlt ihre Imagepolitur aus der Portokasse. Die zwei Milliarden Euro, die deutsche Banken und Versicherer zum zweiten Hilfspaket für den Schuldenstaat beisteuern, hält manch ein Experte lediglich für ein Placebo. Die Finanzbranche verdient sich an den üppigen Zinszahlungen des zweifelhaften Schuldners Griechenland bislang eine goldene Nase. Das größte Risiko trägt der Steuerzahler. An den Finanzmärkten macht sich denn auch kaum jemand Sorgen um die Gewinne der Institute.

 

    Deutsche Bank (Deutsche Bank) und Commerzbank dürfte die Einigung mit der Bundesregierung kaum Geld kosten. "Wir erwarten, dass die Umschuldung nur eine sehr geringe Auswirkung auf die Gewinn- und Verlustrechnung der beiden Institute hat - wenn überhaupt", schreibt Analyst Michael Rohr vom Analysehaus Silvia Quandt. Auch sein Kollege Matthias Dürr von der DZ Bank fürchtet keine Belastungen: "Wir erwarten keine materiellen Abschreibungen, so lange die Rating-Agenturen dies nicht als Zahlungsausfall Griechenlands werten."

 

    Genau das war der Grund, weshalb die Regierung die großen Gläubiger Griechenlands nur auf "freiwilliger" Basis an dem Hilfspaket beteiligen wollte. Ein Zwang wäre schnell als Pleite für den griechischen Staat interpretiert worden - und hätte damit wohl ungleich schlimmere Turbulenzen ausgelöst, als sie das Land in den vergangenen Monaten erlebt hat.

 

    Der Zwang zur Freiwilligkeit sorgte allerdings auch dafür, dass die Beteiligung der Banken und Versicherungen eher einen symbolischen Charakter hat. Das Ganze sei eher ein "Placebo" als eine ernsthafte Belastung der Finanzbranche, sagt Analyst Konrad Becker von der Privatbank Merck Finck in der "Süddeutschen Zeitung". Grund dafür sei, dass die Lösung für beteiligten Banken und Versicherungen wirtschaftliche Anreize bieten müsse.

 

    Bankenprofessor Thomas Hartmann-Wendels von der Universität zu Köln vermutet, dass die Manager wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und der Finanzvorstand des weltgrößtem Rückversicherers Munich Re (Muenchener Rueckversicherungs-Gesellschaft), Jörg Schneider, in den Verhandlungen mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble durchaus hätten großzügiger sein können, ohne gleich Ärger mit ihren Aktionären zu bekommen. Die Munich Re etwa hatte zuletzt Griechenland-Anleihen für 1,1 Milliarden Euro im Depot - jetzt beteiligt sie sich mit einem Kredit von 150 Millionen Euro an dem Hilfsprogramm.

 

    Nach Ansicht von Analyst Becker dürften die Finanzinstitute durch die Hilfen kein Geld verlieren, zumal auch die Renditen der neuen Anleihen mit bis zu acht Prozent attraktiv seien. Die Experten von DZ Bank und Silvia Quandt sehen das ähnlich positiv: Sie empfehlen die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank weiterhin zum Kauf: Die Papiere dürften in der nächsten Zeit deutlich an Wert gewinnen. Am Freitag ging es für sie bereits spürbar nach oben.

 

    Dabei ist das Griechenland-Problem noch lange nicht gelöst. Sowohl Bankenprofessor Hartmann-Wendels als auch Allianz-Chefvolkswirt (Allianz) Michael Heise rechnen über kurz oder lang mit einem Schuldenschnitt. "Das Problem wird in die Zukunft verschoben", sagt der Kölner Professor. So lange die Gläubiger nicht auf einen spürbaren Anteil ihrer Forderungen verzichten, werde das Land nicht aus der Krise kommen, sagte Heise den "VDI Nachrichten". Dann wären auch die deutschen Banken betroffen.

 

    Vorerst kann sich die Branche aber rühmen, billig ihr Image gepflegt zu haben. Hatte der Staat in der Finanzkrise 2008 viele Banken mit Milliardenhilfen vor dem Untergang bewahrt, haben sie jetzt scheinbar ihre moralische Pflicht gegenüber den klammen Griechen und der deutschen Regierung erfüllt. "Eine substanzielle Beteiligung" am Hilfspaket wollten sie übernehmen, nach Ansicht von Hartmann-Wendels hat die Finanzbranche für sich eine ziemlich günstige Lösung ausgehandelt - und ein Stück weit ihren Ruf gerettet./stw/stk/he

 

    --- Von Steffen Weyer, dpa-AFX ---

 

 

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