26.09.2008 12:36:00

UPDATE: Koenig & Bauer senkt überraschend Jahresprognosen

   (NEU: Aktienkurs, Analysteneinschätzung, Branchenhintergrund)

Von Alexander Becker und Olaf Ridder

   Dow Jones NEWSWIRES

WÜRZBURG (Dow Jones)--Ein erheblicher Umsatzrückgang bei Bogenoffsetmaschinen wird den Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer AG im laufenden Jahr unerwartet in die Verlustzone drücken. Das Würzburger SDAX-Unternehmen warnte am Freitag, statt des erwarteten Vorsteuergewinns auf Vorjahresniveau sei nun mit einem Verlust vor Steuern zu rechnen. Im Vorjahr hatte der Konzern vor Steuern noch 63,2 Mio EUR verdient.

   Anleger reagierten vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit verschreckt und schickten neben Koenig & Bauer auch die Aktie von Heidelberger Druck mit auf Talfahrt.

   Der Konzernumsatz von Koenig & Bauer werde mit etwa 1,5 Mrd EUR um etwa 100 Mio EUR niedriger ausfallen als zunächst geplant, erklärte der Druckmaschinenspezialist am Morgen. Außerdem seien Rückstellungen für für die "notwendige Konsolidierung der Bogenoffsetstandorte und erforderliche Wertberichtigungen im Vorratsvermögen" erforderlich.

   Die Strukturkrise der Druckindustrie und die weltweite Finanzkrise träfen Koenig & Bauer härter als erwartet, kommentierte daraufhin die WestLB. Die Gewinnwarnung wird nach Meinung der WestLB-Analysten die ganze Branche belasten. Die WestLB senkte ihre Schätzungen für den Gewinn je Aktie von Koenig & Bauer in den Jahren 2008 bis 2010 um bis zu 70%. Die Aussagen deuteten darauf hin, dass sich das Unternehmen auf eine über einen längeren Zeitraum sinkende Nachfrage einstelle. Die Analysten senkten ihre Anlageempfehlung auf "Sell" von "Hold" und das Kursziel auf 5,50 EUR von zuvor 19 EUR.

   Die Preissituation in der Druckindustrie ist nach wie angespannt. Steigende Rohstoffkosten sind von den Konzernen meist nur schwer an die Kunden weiterzugeben. Zudem belastet der starke Euro hiesige Hersteller. Anders als die boomende Maschinenbauindustrie kämpfen Druckmaschinenbauer mit strukturellen Problemen. Der Markt in den Industrieländern gilt als beinahe gesättigt.

   Die Erwartungen der Hersteller nach der Fachmesse drupa haben sich offensichtlich nicht erfüllt. Eine Erholung des Auftragsbestands bei Bogenoffsetmaschinen sei bislang nicht eingetreten, so Koenig & Bauer. Wegen der wirtschaftlichen Abschwächung sei die Finanzierung vieler Messeaufträge noch immer nicht gesichert.

   Vielmehr habe sich die Nachfragezurückhaltung der Druckbranche seit dem Sommer eher noch verstärkt, erklärte Koenig & Bauer. Davon seien alle Hersteller von Druckmaschinen und bei KBA ebenfalls der Geschäftsbereich Rollen- und Sondermaschinen betroffen.

   Kurzfristig will das Unternehmen der Unterauslastung in der Fertigung mit dem Abbau von Arbeitszeitguthaben und der Ausnutzung der flexiblen Arbeitszeitregelungen begegnen.

   Nach den Rollenstandorten müssten nun auch im Geschäftsbereich Bogenmaschinen die Kapazitäten an die geringere Nachfrage angepasst werden, voraussichtlich für einen längeren Zeitraum, so König & Bauer. Wahrscheinlich höher als geplante Umsätze im Geschäftsbereich Rollen- und Sondermaschinen könnten den Verlust im Bogenoffset-Geschäft nicht ausgleichen.

   Von der geplanten Kapazitätssenkung werden die KBA-Werke im sächsischen Radebeul, im österreichischen Mödling und im tschechischen Dobruska betroffen sein. Die Restrukturierung schließt Personalmaßnahmen ein. Details will der Vorstand bei Vorlage der Quartalszahlen am 14. November nennen.

   Am Markt wurde die Gewinnwarnung mit Verkäufen quittiert. Gegen Mittag notiert die Aktie rund 12% im Minus bei 12,11 EUR. Die Aktie von Wettbewerber Heidelberger Druckmaschinen gibt in einem schwachem Markt rund 5% ab und wird bei 11,80 EUR gehandelt.

   Heidelberger Druck hatte bereits Mitte Juli erklärt, kurzfristig sei keine Besserung des zuletzt schwierigen Geschäfts zu erwarten und dabei auf die "sehr schlechte" Branchenstimmung auf dem für das Unternehmen mit Abstand größten Einzelmarkt Deutschland verwiesen.

   Der MDAX-Konzern aus Heidelberg hat in jüngster Zeit mit schwachen Zahlen enttäuscht. Im Frühjahr belasteten zwei Gewinnwarnungen innerhalb von wenigen Wochen das Vertrauen in das Management und in der Folge auch den Aktienkurs. Auch die Erstquartalszahlen blieben hinter den Erwartungen von Analysten und Investoren zurück.

   Bislang hat das Unternehmen mit Verweis auf die Unsicherheiten über die künftige Branchenentwicklung noch keine Umsatz und Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr 2008/09 ausgegeben.

Webseite: http://www.kba-print.de/ http://www.heidelberg.com/

-Von Alexander Becker und Olaf Ridder, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 - 5521 4030, industry.de@dowjones.com DJG/abe/rio/cbr (END) Dow Jones Newswires

   September 26, 2008 06:34 ET (10:34 GMT)

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