24.10.2008 12:30:00
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UPDATE: HeidelCement will Werke wg CO2-Kosten nach China verlagern
Von Andreas Heitker Dow Jones NEWSWIRES HEIDELBERG (Dow Jones)--Die HeidelbergCement AG sieht ihre europäischen Zementwerke durch die geplante Neugestaltung des Emissionshandels gefährdet. Aufgrund der hohen Zusatzkosten werden Produktionsverlagerungen nach China erwogen. Der MDAX-Konzern befürchtet ab 2013 zusätzliche Belastungen aus dem CO2-Handel von bis zu 920 Mio EUR, wie der Vorstandsvorsitzende Bernd Scheifele am Freitag sagte. Nicht dringend notwendige Investitionen sollen nun zunächst zurückgestellt werden. Nach den derzeitigen Plänen der Europäische Kommission sollen Unternehmen ab der nächsten Handelsperiode ihre benötigten CO2-Zertifikate vollständig ersteigern und nicht mehr umsonst zugeteilt bekommen. EU-Rat und -Parlament werden sich noch bis Jahresende mit dem Vorhaben befassen. In der Diskussion sind unter anderem noch Ausnahmeregelungen für bestimmte Industriebranchen.
Nach Angaben von Scheifele würden sich die Produktionskosten in der europäischen Zementindustrie durch die EU-Pläne nahezu verdoppeln. Damit sei die Zementindustrie auch deutlich stärker betroffen als etwa die Stahlbranche. Scheifele verwies auf Untersuchungen, wonach bereits bei einem Zertifikatepreis von 27 EUR je Tonne (t) rund 80% der deutschen Klinkerproduktion gefährdet wäre.
Wenn sich die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen durchsetzt und der Zertifikatepreis - wie vielfach erwartet - auf 40 EUR je t steigt, bedeutet dies für HeidelbergCement jährliche Zusatzkosten von 920 Mio EUR. Der Konzern hat nach eigenen Angaben dann eine Unterdeckung von 23 Mio t CO2 im Jahr. Wenn dieses Szenario eintrete, werde HeidelbergCement alle deutschen Werke im Jahr 2013 schließen und durch zwei neue Werke in China ersetzen, kündigte Scheifele an. Für diese zwei Werke würden dann 300 Mio EUR an Investitionen veranschlagt.
Heinz Schirmer, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Arbeitnehmervertreter des Heidelberger Konzerns, warnte am Freitag auf einer Pressekonferenz, durch die CO2-Pläne der Kommission stünden alle 1.500 Arbeitsplätze von HeidelCement in Deutschland und alle 8.200 insgesamt in Europa vor dem Aus. Der Konzern hat zurzeit über 100 Zementwerke weltweit, davon 36 in Europa und zwölf in Deutschland. Vom europäischen Zementabsatz von 33 Mio t entfielen 2007 rund 8 Mio t auf Deutschland.
Scheifele verwies darauf, dass HeidelbergCement selbst bei einer weiterhin freien Zuteilung der Zertifikate ab 2013 wegen der vorgegebenen CO2-Reduktionsziele auf eine CO2-Unterdeckung komme und dann mit Zusatzkosten von immerhin noch 300 Mio EUR im Jahr rechnen müsse. In einem solchen Fall müsse der Konzern ab 2013 jährlich ein deutsches Werk schließen. Zurzeit hat HeidelbergCement wegen der politischen Unsicherheiten über den künftigen CO2-Rahmen bereits Ausgaben für Werksoptimierungen ausgesetzt. "Wir investieren zurzeit nur noch das, was unbedingt notwendig ist", sagte Scheifele.
Der Vorstandsvorsitzende sieht in den EU-Emissionshandelsplänen einen "zentralen Angriff auf den Industriestandort Deutschland". Für die Unternehmen hätten die Vorhaben dramatische Auswirkungen, warnte er. Viele Politiker seien sich dessen nicht bewusst. Nach Angaben von HeidelbergCement stammen nur 5% der weltweiten CO2-Emissionen aus der Zementindustrie. Davon entfielen die Hälfte aber auf die chinesischen Unternehmen, die am Emissionshandel gar nicht teilnähmen. Nur 0,3% dieser Emissionen stammten aus den Betrieben in Europa.
China kommt den Angaben zufolge auf 53% der weltweiten Zementproduktion. Die Produktionskosten in China lägen zurzeit noch 40% unter denen in der EU, so HeidelbergCement. Sollten die EU-Pläne umgesetzt werden, könnten die chinesischen Betriebe 2020 sogar 70% günstiger produzieren als die EU-Konkurrenten.
Scheifele räumte ein, dass HeidelbergCement in den vergangenen Jahren auch vom Emissionshandel profitiert habe. Durch den Verkauf von nicht benötigten Zertifikaten habe der Konzern in den vergangenen Jahren Erträge von 40 Mio bis 50 Mio EUR im Jahr verbucht, sagte er. Möglich sei dies vor allem gewesen, weil der Konzern viele Werke in Osteuropa frühzeitig modernisiert habe.
Webseite: http://www.heidelbergcement.com
-Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires, +49 (0)211 13872 14, andreas.heitker@dowjones.com DJG/hei/jhe (END) Dow Jones Newswires
October 24, 2008 06:27 ET (10:27 GMT)
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