06.09.2010 16:33:10

UPDATE: Daimler testet Mitfahrzentrale

   (NEU: Hintergrund)

Von Katharina Becker DOW JONES NEWSWIRES ULM (Dow Jones)--Nach dem Start einer eigenen Autovermietung testet Daimler jetzt auch eine neue Art Mitfahrzentrale. Dabei können sich registrierte Nutzer ab dem 18. September am Computer oder über Internet-Handys zu Fahrgemeinschaften zusammenfinden, erläuterte Projektleiter Michael Kuhn am Montag in Ulm das Prinzip. Fahrer und Mitfahrer würden auf diese Weise Kosten sparen, und die Privatwagen würden besser ausgelastet. Als Teststadt für das car2gether genannte Projekt hat Daimler erneut Ulm ausgewählt, wo der Stuttgarter Automobilkonzern bereits das Mietwagenprojekt car2go nach erfolgreicher Erprobung eingeführt hat.

   "In Deutschland fahren zu viele Pkw mit zu wenigen Insassen herum", sagte Kuhn. In Zeiten knapper Ressourcen und angesichts der Umweltbelastung müssten die Fahrzeuge besser ausgelastet werden, formulierte Kuhn das Ziel.

   Da der Stuttgarter Konzern vor allem Nutzer zwischen 18 und 35 Jahren ansprechen will, ist Daimler in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter aktiv. Für einen Hersteller von Luxusautos wie Daimler ist das alles recht ungewöhnlich: "Wir betreten Neuland", sagte Kuhn.

   Daimler will in Ulm lernen, was die Kunden wollen und wofür sie bereit sind zu zahlen, erklärte der Projektleiter. Auf Basis der gewählten Strecke und normalen Fahrtdauer zahlt der Mitfahrer 9,5 Cent pro Minute an den Fahrer, die Hälfte des Minuten-Mietpreises für die car2go-Wagen. Daimler will sich einen Teil davon als Gebühr sichern. Vielleicht lasse sich aber auch mit weiteren Services Geld verdienen, sagt Kuhn. Die hinterlegten Informationen über die Nutzer oder das eingegebene Fahrziel könnten für weitere Dienstleistungen oder Werbung interessant sein. Ob und wann Daimler damit Geld verdient, ist noch unklar. "Wir entscheiden Anfang kommenden Jahres, ob sich das Projekt trägt", sagte Kuhn.

   Mit dem Vermietkonzept car2go ist Daimler seit 2009 in Ulm und seit diesem Jahr im texanischen Austin unterwegs. Dabei können die angemeldeten Nutzer spontan einen der im Stadtgebiet abgestellten Smarts nutzen und ihn an beliebiger Stelle oder auf extra ausgewiesenen Parkplätzen wieder abstellen. Berechnet wird ein Minutentarif wie beim Handy. Schon bald will Daimler das Konzept in einer Großstadt starten.

   Car2gether ist zwar ein eigenständiges Projekt, ist jedoch mit dem Angebot von car2go kombinierbar. Wer also einen Mietwagen nutzt, kann seine Minutenkosten halbieren, wenn er eine Mitfahrt anbietet.

   Mit Konzepten wie car2go und car2gether reagiert Daimler auf den Trend, dass angesichts von Parkplatznot oder Zufahrtsbeschränkungen vor allem jüngere Menschen in Großstädten kein eigenes Auto mehr besitzen, aber dennoch mobil sein wollen. Rund die Hälfte aller Haushalte in Großstädten besitze heute schon kein Auto mehr, zitiert Kuhn aus der aktuellen Statistik. Zudem habe etwa das iPhone das Auto als Statussymbol abgelöst. "Wir müssen das Thema als Autohersteller ernst nehmen", sagt Kuhn.

Webseite: www.car2go.com

-Von Katharina Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 112, katharina.becker@dowjones.com DJG/kat/jhe (END) Dow Jones Newswires

   September 06, 2010 10:00 ET (14:00 GMT)

   Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 00 AM EDT 09-06-10

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