24.07.2014 10:11:32

UN-Luftfahrtorganisation warnt vor Flügen über Kampfgebieten

   Von Andy Pasztor und Susan Carey

   Das inzwischen annullierte Landeverbot der US-Luftfahrtbehörde FAA für den israelischen Flughafen Ben Gurion könnte als Beispiel Schule machen. International wird die Verantwortung aller Staaten hervorgehoben, Fluglinien rund um den Globus vor Kampfhandlungen zu schützen. Zu diesem Zweck bringt die internationale Luftfahrtorganisation ICAO eine Direktive mit hoher Priorität ins Spiel. Sie soll Regierungen in aller Welt verbindlich dazu drängen, Fluggesellschaften vor potenziellen Gefahren zu warnen, sofern sie Kriegsgebiete an- oder überfliegen.

   Mit ihrer Anordnung verfolgt die ICAO laut Insidern das Ziel, dass Landesbehörden schnell und umfassend vor Kämpfen warnen, die den Luftraum gefährden. Die ICAO ist die Luftfahrt-Sicherheitsagentur der Vereinten Nationen (UN). Internationale Regeln und der ICAO-Vertrag verlangen von nationalen Flugaufsehern, dass sie Lufträume für Airlines sperren, wenn Kriegshandlungen drohen. Allerdings nimmt bisher jede Regierung ihre eigene Risikoanalyse vor und entscheidet eigenständig, wann es Zeit zum Handeln ist. Die in Montreal beheimatete ICAO dient mehr oder weniger nur als Clearingstelle für "Informationen an die Luftfahrt".

   Der Abschuss von Flug MH 17 über der Ukraine hat eine breite Kontroverse ausgelöst. Im Zentrum stehen Airlines, die auch weiterhin Kampfregionen überfliegen. Das bereits lange etablierte Notifizierungssystem gerät deshalb in die Schusslinie von Sicherheitsexperten, Passagieren und sogar einigen Fluglinienvertretern.

   Die ICAO rechnet künftig mit mehr Konfliktzonen und entstehenden Risikogebieten. Deshalb will sie jetzt handeln. Ein größeres Augenmerk müsse ganz klar darauf gelegt werden, Gefahren zu verringern, betonte eine mit den Details vertraute Person. Ein ICAO-Sprecher war für einen Kommentar nicht zu erreichen. Kritiker monieren jedoch: Dieser vorerst letzte Schritt diene nur der Organisation selbst und komme zu spät. Die ICAO hätte ihr Anliegen weitaus vehementer vorbringen müssen - und zwar vor dem tragischen Ende von Flug MH 17.

   Doch es verteidigen auch manche Experten die Organisation. "Die ICAO ist unter einem Mikroskop wie jeder andere auch", bekräftigt Mark Dombroff, früher FAA-Jurist und jetzt hochrangiger Vertreter des US-Justizministeriums. Zugleich fordert aber auch er: "Die ICAO sollte proaktiver werden."

   Parallel zur ICAO plädiert die gemeinnützige Flight Safety Foundation für objektivere Standards, um Gefahren für die Luftwege festzustellen. Auch müsse hieb- und stichfest entschieden werden, wie solche Warnungen am besten in Umlauf gebracht werden. Im Zentrum müsse stehen, dass die Airlines alle nötigen Informationen erhalten, betonte Etihad-Chef James Hogan in einer E-Mail. "Jede Konfliktzone ist anders und weist unterschiedliche Risiken auf. Wir verfügen über verschiedene Prozeduren damit umzugehen."

   Auch jetzt, da das Landeverbot für Tel Avivs Airport Ben Gurion aufgehoben ist, nimmt die US-Airline Delta nicht automatisch den Flugverkehr wieder auf. "Wir haben eine Verantwortung, unsere eigenen Risikoeinschätzungen vorzunehmen", stellt der Chef Richard Anderson klar.

   Noch bis vor kurzem lenkte Delta abhängig vom Wetter einige seiner Atlanta-Dubai-Flüge über den Irak und Syrien. Doch mittlerweile ist das Geschichte. Anderson hält sich nach eigenen Worten an freiwillige "Flugverbotszonen" über Iran, Irak, Syrien, der Ukraine und Afghanistan.

   US-Konkurrent United musste eine Maschine ohne Passagiere aus Tel Aviv herauslotsen, als noch das Flugverbot galt. Es ist noch nicht langer her, dass United für Flüge zwischen den USA und Indien sowie zu zwei Zielen im Nahen Osten über die Ukraine flog. Als Reaktion auf die Katastrophe von Flug MH 17 entschloss sich das Unternehmen freiwillig, das Land überhaupt nicht mehr zu passieren.

   Auch die Deutsche Lufthansa hatte das Landeverbot der US-Behörde beachtet. Wie die Lufthansa jetzt - nach dem plötzlichen Ende des Landeverbots - reagiert, bleibt offen. Die Fluggesellschaft steht nach eigenen Worten in engem Kontakt mit den verantwortlichen Behörden. Der Konzern bewerte kontinuierlich die Sicherheitssituation für sein gesamtes Flugnetzwerk.

   Mitarbeit: Rory Jones.

   Kontakt zu den Autoren: unternehmen.de@dowjones.com

   DJG/DJN/axw/smh

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   July 24, 2014 03:42 ET (07:42 GMT)

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