Rechtliches Nachspiel 12.12.2014 15:46:00

Siemens mit Einspruch gegen Vergabe von Wiener Bim-Großauftrag

Konkurrent Siemens hat Einspruch beim Wiener Verwaltungsgericht erhoben. Das teilte das Unternehmen am Freitag der APA mit. Der Sieger sowie die Wiener Linien bleiben jedoch gelassen. Man rechne nicht mit einer Aufhebung, wurde betont.

Siemens hegt laut eigenen Angaben Zweifel an "wesentlichen Entscheidungsgrundlagen", hieß es. Vor allem die Standards in Sachen Barrierefreiheit bzw. Einstiegshöhe sehe man beim Siegermodell nicht erfüllt. Die Wiener Linien haben sich zuletzt dafür entschieden, bei Bombardier bis zu 156 Niederflur-Bims des Typs "Flexity" zu bestellen. Ab 2018 soll ausgeliefert werden. Siemens hatte sich mit dem Konkurrenzmodell "ULF" beworben.

Bei Bombardier verwies man auf ein "transparentes Vergabeverfahren". Den Einspruch nehme man zur Kenntnis. Vorwürfe, wonach man in Sachen Barrierefreiheit nicht den geltenden Anforderungen entspreche, wurden in einer Mitteilung an die APA zurückgewiesen: "Wir haben alle Ausschreibungskriterien zu 100 Prozent erfüllt. Dies gilt selbstverständlich auch für den Bereich Barrierefreiheit. Noch nie zuvor hatten Rollstuhlfahrer, Kinderwagen, insbesondere im Einstiegsbereich, so viel Platz."

Bei den Wiener Linien zeigte man sich auf APA-Anfrage ebenfalls zuversichtlich: "Wir gehen davon aus, dass das Gericht unsere Entscheidung bestätigen wird", erklärte ein Sprecher. Er verwies auf den im Verfahren angewandten Kriterienkatalog. Dieser sei von allen Teilnehmern akzeptiert worden. Man gehe auch davon aus, dass Bombardier die Garnituren so wie vereinbart liefern könne.

Das Volumen des Straßenbahnauftrags beträgt insgesamt 562 Mio. Euro. Der Einspruch beim Verwaltungsgericht ist auch erfolgt, um die Interessen des Standorts in Wien zu wahren, wurde bei Siemens betont. Die bisherigen ULF-Garnituren waren im Werk in Simmering produziert worden. Die neuen Bombardier-Züge werden übrigens ebenfalls in der Bundeshauptstadt - im Werk in der Donaustadt - gefertigt.

Mit der Anschaffung der neuen Züge werden die alten Straßenbahnen sukzessive weiter ausgemustert. Spätestens 2026 wird dann keine Hochflur-Bim mit Stufeneinstieg mehr in Wien unterwegs sein. Die zum Zug gekommenen "Flexity"-Garnituren entsprechen allesamt in etwa den Ausmaßen eines langen ULF-Zuges. Sie bieten 211 Fahrgästen Platz und sind 34 Meter lang.

Der Auftrag inkludiert - wie in der Ausschreibung vorgesehen - auch einen Wartungsvertrag. Das heißt: Die laufende Wartung wird zwar weiterhin mit Wiener-Linien-Personal erledigt, allerdings im Auftrag und auf Risiko des Herstellers Bombardier. In Wien sind seit 1997 Niederflurstraßenbahnen unterwegs, die bis dato allesamt von Siemens gestellt wurden. Von den bestellten ULF-Zügen sind laut Verkehrsbetrieben aktuell noch 45 ausständig. Sie sollen bis 2017 geliefert werden.

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