29.09.2008 11:30:00

ROUNDUP: Bradford & Bingley wird verstaatlicht und zerschlagen

        LONDON (dpa-AFX) - Die angeschlagene britische Hypothekenbank Bradford & Bingley  wird verstaatlicht und zerschlagen. Um einen Kollaps des Baufinanzierers zu vermeiden, springt der Steuerzahler für Hypotheken und Kredite in Höhe von 63 Milliarden Euro ein. Die Spareinlagen und das Filialnetz werden für rund 770 Millionen Euro vom spanischen Bankenriesen Santander übernommen und an dessen britische Tochter Abbey übertragen. Damit bekommen 2,7 Millionen B&B-Kunden mit Einlagen von 25 Milliarden Euro eine neue Hausbank.

    Die Aktien von Großbritanniens achtgrößter Bank wurden am Montagmorgen vom Handel ausgesetzt. Anteilseignern soll eine Entschädigung gezahlt werden, wie das Finanzministerium mittelte. Unklar ist das Schicksal der 3.200 Beschäftigten. Der Name B&B bleibt nach Angaben von Santander erhalten.

    Mit der Verstaatlichung muss die öffentliche Hand schon zum zweiten Mal in diesem Jahr eine britische Bank vor dem Zusammenbruch retten. Im Februar übernahm der Staat die Hypothekenbank Northern Rock, nachdem bei einer monatelangen Suche kein geeigneter Käufer gefunden worden war.

    Bradford & Bingley war wegen der Finanz- und Immobilienkrise in Schieflage geraten. Die B&B-Aktie hatte innerhalb eines Jahres 90 Prozent an Wert verloren. Im ersten Halbjahr hatte B&B einen Verlust von fast 34 Millionen Euro ausgewiesen.

    Mit der Übernahme von Teilen des B&B-Geschäfts spielt der Santander-Konzern, der auch vor einem Kauf der drittgrößten britische Bank Alliance & Leicester   steht, eine immer wichtigere Rolle im Bankensystem des Königreichs. Zusammen haben Abbey, Alliance & Leicester und B&B landesweit knapp 1.300 Filialen, wodurch Santander einen Anteil am Privatkunden-Spargeschäft von zehn Prozent bekommt. Als Interessenten an den unproblematischen Geschäftsteilen von B&B hatten auch die britischen Großbanken HSBC und Barclays gegolten.

    Der britische Finanzminister Alistair Darling verteidigte die Verstaatlichung. Der Schritt sei nötig gewesen, um das gesamte Bankensystem zu stabilisieren, das von einem B&B-Zusammenbruch getroffen worden wäre. Außerdem hätten die B&B-Kunden und deren Ersparnisse geschützt werden müssen./pf/DP/sc

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