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21.11.2014 20:26:54

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Börsen-Zeitung: Rally ohne Substanz, Marktkommentar von Christopher

Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Noch vor kurzem ist es unter Marktteilnehmern

und Strategen Allgemeingut gewesen, dass der Dax seinen Mitte des

Jahres aufgestellten Rekordstand zumindest in nächster Zeit nicht

wieder sehen wird. Doch zur Verblüffung aller hat der Index am

Freitag Höhen von bis zu 9736 Zählern erreicht, womit ihm bis zu

seiner Bestmarke von 10.051 Punkten nur noch schlappe 3,2% fehlten.

Damit muss noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht worden sein.

Saisonfaktoren bzw. die sogenannte Jahresschluss-Rally könnten den

Dax durchaus noch ein Stückchen nach oben tragen. Positiv ist auch zu

werten, dass das deutsche Standardwertebarometer durch den Schub vom

Wochenschluss seine gleitende 200-Tage-Linie durchbrochen hat,

nachdem es ihm kurz zuvor nicht gelungen war, sich oberhalb der Linie

festzusetzen.

Bemerkenswert ist die Marktbewegung insbesondere vor dem

Hintergrund der sich weiter eintrübenden konjunkturellen

Perspektiven. Gerade deutsche Daten hatten erst vor wenigen Wochen

maßgeblichen Anteil an den Ängsten vor einer deutlichen Abkühlung der

Weltwirtschaft, die die Aktienmärkte weltweit belasteten. Nach den

Erfahrungen der zurückliegenden zweieinhalb Jahre überrascht es

allerdings nicht, dass es wieder einmal die Zentralbanken sind, die

dem Dax auf die Sprünge helfen. Nicht eine Verbesserung der

Perspektiven für die Unternehmensgewinne trieb den Index hoch,

sondern die Bekräftigung des Präsidenten der Europäischen

Zentralbank, Mario Draghi, dass die Notenbank auch noch zu

Staatsanleihekäufen greifen könnte, und die überraschende

Leitzinssenkung der chinesischen Zentralbank.

Was bleibt für 2015?

Etwas übertrieben ausgedrückt könnte daher von einer Rally ohne

Substanz gesprochen werden. Denn bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis

(KGV) auf Basis der Konsensgewinnschätzungen für das nächste Jahr von

12,5 bleibt nur noch ein geringer Spielraum für eine

Bewertungsexpansion. Spürbar höhere Dax-Niveaus, die nachhaltig sein

sollen, erfordern daher steigende Unternehmensgewinne. Da sich das

weltweite Wachstum eher schleppend nach oben bewegt, werden auch die

Gewinnsteigerungen der Dax-Unternehmen wahrscheinlich allenfalls

moderat steigen. Das hat zur Folge, dass der mit dem Dax erzielbare

Anlageertrag im neuen Jahr eher schmal auszufallen droht, wenn der

Aktienmarkt in dem Tempo weitermarschieren sollte. Doch wird der

Markt nun zu einem furiosen Jahresschlussspurt ansetzen?

Experten haben da so ihre Zweifel. Die DZ Bank, die von einem

etwas übertriebenen Kursniveau sprach, nahm das erhöhte Niveau zum

Wochenschluss zum Anlass, die Dax-Position in ihrer

Muster-Asset-Allocation wieder zu verkaufen. "Der Dax notiert

deutlich über unserem Jahresendziel von 9000 Punkten und übersteigt

gleichfalls unser Kursziel von 9500 Punkten, welches wir für den

deutschen Leitindex per Jahresmitte und -ende 2015 erwarten."

Auch die Helaba ist für die nächste Zeit eher skeptisch

eingestellt. Ihr bereitet der für die globale Entwicklung maßgebliche

US-Aktienmarkt Sorgen. Die Outperformance des S&P 500 sei auf eine

Bewertungsexpansion des amerikanischen Börsenbarometers

zurückzuführen. Damit bewege sich das KGV des S&P 500 auf Basis der

Schätzungen für die kommenden zwölf Monate mit derzeit 16 klar

oberhalb des Bandes der vergangenen zehn Jahre (10 bis 15). "Dies

wäre nur dann gerechtfertigt, wenn sich die Gewinnperspektiven besser

entwickeln würden als ohnehin unterstellt", so die Bank. Das

Übergewicht an negativen Gewinnrevisionen auch für die S&P

500-Unternehmen spreche allerdings für das Gegenteil. Aus

fundamentaler Sicht bestehe somit insbesondere für die US-Indizes

Korrekturbedarf.

Sorglosigkeit am US-Markt

Auch marktpsychologische Faktoren sprächen gegen eine

Fortschreibung des gegenwärtigen Trends. So habe sich hierzulande die

zwischenzeitliche Stimmungsüberhitzung abgebaut, während in den USA

nach einer "Schrecksekunde" im Oktober schnell wieder Sorglosigkeit

eingekehrt sei. Nehme man die implizite Aktienvolatilität als

Gradmesser, zeige sich, dass die Stimmungsunterschiede inzwischen

extrem ausgeprägt seien. Im Sinne der Kontraindikation spreche dies

gegen eine Fortsetzung des Höhenflugs von US-Aktien. Sowohl

fundamentale als auch marktpsychologische Faktoren legten vielmehr

eine stärkere Korrektur bei den amerikanischen Leitindizes nahe, in

deren Sog auch hiesige Aktien wahrscheinlich noch einmal unter Druck

geraten dürften.

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