Zurück in die Erfolgsspur 02.04.2013 17:28:32

Nokia muss Optionen für Joint Venture mit Siemens ausloten

Siemens hat signalisiert, aus dem Joint Venture über kurz oder lang aussteigen zu wollen. Anders als beim Handyhersteller Nokia selbst haben die tiefgreifenden Restrukturierungsmaßnahmen bei Nokia Siemens Networks gegriffen, seit Elop den Chefsessel bei Nokia übernommen hat: NSN ist zu einem renditestarken Unternehmen geworden und könnte für die Muttergesellschaft sehr wichtig werden.

   Nokia und Siemens haben jüngst weitreichende Entscheidungsfreiheit vereinbart, was den Umgang mit ihren jeweiligen Anteilen angeht. Jeder kann verkaufen, ohne dabei ein Veto des jeweils anderen befürchten zu müssen. Kurzfristig soll das vor sieben Jahren geschlossene Joint Venture fortgesetzt werden. Die Siemens AG, die sich in den vergangenen Jahren von mehreren Telekommunikationsgeschäften getrennt hat, verkündete jüngst, voraussichtlich noch in diesem Jahr werde man sich von seiner NSN-Beteiligung trennen. Analysten taxieren den Wert des Netzausrüsters auf 8 bis 10 Milliarden Dollar.

   Für Elop dürfte die Entscheidung schwieriger werden als für seinen deutschen Partner. Der einstige Microsoft-Manager muss die Herkulesaufgabe bewältigen, Nokia wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Dabei setzt er auf das mit einem Microsoft-Betriebssystem ausgestatteten Smartphone Lumia und auf die Telefon-Reihe Asha, die auf die Schwellenmärkte zielt.

   Zudem muss Elop die Barreserven wieder auf Vordermann bringen, beispielsweise durch den Verzicht auf Dividenden und den Verkauf der Firmenzentrale im finnischen Espoo. Nokia Siemens könnte sich auf dem beschwerlichen Weg der Finnen als nützlich erweisen, hat die Netztochter den Konzern doch mit großen Summen Bargeld versorgt und im vierten Quartal beim Gewinn den schwedischen Konkurrenten Ericsson ausgestochen. Nokia Siemens, einst aufgebläht und auf Zuwendungen der Muttergesellschaften angewiesen, hat die Kehrtwende geschafft. Elop hat die Verschlankung des Unternehmens umgesetzt, der tausende Stellen zum Opfer fielen.

   Jetzt ist das Gemeinschaftsunternehmen eine verlässliche Geldquelle für die Finnen, die auf dem globalen Smartphone-Markt gegenüber Apple, Samsung Electronics und anderen Herstellern ins Hintertreffen geraten sind.

   Allerdings ist Nokia auch viel abhängiger vom Erfolg des Joint Ventures, das im vergangenen Jahr fast die Hälfte zum Konzernumsatz beigetragen hat. Bei Elops Amtsantritt kam noch weniger als ein Drittel der Einnahmen von NSN.

   Angesichts dieser Entwicklung sieht der finnische Konzern eher aus wie ein Netzausrüster denn ein Smartphone-Hersteller. Ericsson hat diesen Wandel schon vor Jahren durchgemacht, indem sich die Schweden vom Handygeschäft ab- und dem profitableren Geschäft mit der Netzausrüstung zuwandten.

   Analyst François Meunier von Morgan Stanley sieht für die Finnen drei Optionen, wenn die Deutschen das Gemeinschaftsunternehmen verlassen. Sie könnten sich einen Finanzier suchen, um die volle Kontrolle bei Nokia Siemens zu übernehmen. Oder sie holten sich einen Partner, wie die französische Alcatel-Lucent, ins Boot, der die Rolle von Siemens übernehmen würde. Die dritte Möglichkeit wäre ein Börsengang.

   Analyst Pierre Ferragu von Bernstein Research glaubt, dass Nokia seine NSN-Beteiligung irgendwann zu Geld machen wird, allerdings noch nicht jetzt. "Nokia Siemens hat Ende letzen Jahres zwar den ersten Erfolg erzielt, aber seine nachhaltige Profitabilität noch nicht unter Beweis gestellt", sagte der Analyst. Das sei aber notwendig, um NSN zu einem guten Preis verkaufen zu können.

   Laut Morgan Stanley macht der hälftige Anteil an Nokia Siemens etwa einen Dollar des Wertes der Nokia-Aktie aus. Die ging vor Ostern mit einer Notierung von 3,23 Dollar aus dem Handel, was einer Marktkapitalisierung von 12,2 Milliarden Dollar entspricht.

   Für Elop ist Nokia Siemens deshalb einer der wichtigsten Vermögensgegenstände in der Konzernbilanz, zusammen mit den vielen Patenten. Der Wert wird von Analysten auf 5 bis 6,4 Milliarden Dollar geschätzt. Ein Teil davon könnte außerhalb des Forschungs- und Entwicklungssystems von Nokia aber wertlos sein.

   Das Geschäft mit Landkarten, welches Nokia 2007 für 8 Milliarden Dollar erworben hat, wird von der Deutschen Bank unterdessen nur noch auf rund 2 Milliarden Dollar taxiert. Dem Kerngeschäft mit den mobilen Geräten gestehen viele Branchenkenner keinen großen mehr Wert zu. "Wenn Nokia sein Handygeschäft verkaufen wollte, würde sich wahrscheinlich kein Käufer finden", urteilt Analyst Ferragu. Nokia Siemens Networks zu behalten sei eine gute Möglichkeit, die Probleme im Handygeschäft teilweise wettzumachen.

  DJG/DJN/mgo/brb

   Dow Jones Newswires

 

Von Juhana Rossi

HELSINKI

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