22.01.2015 16:49:31

MÄRKTE USA/QE-Programm der EZB beflügelt Wall Street kaum

   Von Thomas Rossmann

   Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wie erwartet ein Wertpapierkaufprogramm beschlossen - doch die Wall Street wird davon nicht beflügelt. Die Kurse legen in einem volatilen Handle leicht zu. "Die EZB hat zwar geliefert, doch im Detail stecken einige Punkte, die den Märkten Sorge bereiten", merkt Analyst Ewan McAlpine von Royal London Asset Management an. Zwar werde das Kaufprogramm von der Notenbank koordiniert, doch die Käufe selbst würden dann von den einzelnen Notenbanken durchgeführt. Die EZB hat wie erwartet ein Kaufprogramm für Wertpapiere bekannt gegeben. Dabei liegt das Volumen mit monatlich 60 Milliarden Euro über den Erwartungen. EZB-Präsident Mario Draghi kündigte an, dass die Käufe bis September 2016 dauern sollen. Daraus ergibt sich ein theoretisches Volumen von gut 1 Billion Euro.

   Im Handel heißt es, dass das Volumen mit monatlich 60 Milliarden Euro zwar höher als spekuliert ausgefallen sei. Doch dürften die Details nicht alle überzeugen. Erstens würden nur 20 Prozent der Risiken durch die Käufe vergemeinschaftet. Zweitens werde nach dem Kapitalschlüssel gekauft. Das heißt, es werden voraussichtlich hauptsächlich deutsche Anleihen gekauft - Deutschland sei aber ein Land, das keine QE-Unterstützung benötige.

   Und drittens sei das Programm zeitlich bis September 2016 terminiert. Die Anleger hätten sicherlich ein zeitlich unbegrenztes Programm vorgezogen. Allerdings merkt ein Händler an, dass die jetzt bekannt gegebenen Maßnahmen sicherlich nicht die letzten ihrer Art sein werden.

   Der Dow-Jones-Index gewinnt 6 Punkte auf 17.561 Punkte, der S&P-500 legt um 0,2 Prozent zu und der Nasdaq-Composite gewinnt 0,1 Prozent. Die ebenfalls bekannt gegebenen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe treten völlig in den Hintergrund. Sie fielen allerdings auch weitgehend im Rahmen der Erwartungen aus.

   Der Euro geht dagegen auf Talfahrt und rutscht deutlich unter die Marke von 1,15 Dollar. Im Tagestief ging es schon bis auf 1,1455 Dollar abwärts, aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1.1469 Dollar. Im Devisenhandel wird darauf verwiesen, dass das QE-Programm zwar zeitlich bis September 2016 terminiert sei. Allerdings habe sich Draghi ein Hintertürchen offen gelassen, indem er erklärt habe, dass die Käufe solange fortgesetzt würden, bis die Inflation in der Eurozone anziehe. Dies könne man als mögliches unterminiertes Kaufprogramm interpretiert werden, so ein Händler.

   Dagegen fällt die Reaktion des Schweizer Franken auf die EZB-Entscheidung vergleichsweise gering aus. Er notiert bei 0,9886 Franken je Euro, nach 0,9925 vor den EZB-Aussagen.

   Die Ölpreise geben einen Großteil ihrer Gewinne mit der EZB-Entscheidung wieder ab. In der Spitze war es für WTI und Brent um 2,5 Prozent nach oben gegangen. Teilnehmer verweisen zur Begründung auf den festeren Dollar, nachdem der Euro mit den Aussagen deutlich unter Druck geriet. Ein fester Dollar macht Öl für Investoren aus anderen Währungsräumen weniger erschwinglich. WTI verliert 1,0 Prozent auf 47,30 Dollar je Fass, für Brent geht es um 0,5 Prozent auf 48,80 Dollar nach unten.

   Gold reagiert kurzzeitig positiv auf die Ankündigung eines QE-Programms der EZB und steigt wieder über die Marke von 1.300 Dollar je Feinunze. Dieses Niveau kann aber nicht behauptet werden. Aktuell kostet die Feinunze 1.295 Dollar und damit etwa soviel wie am Vortag. Auf Euro-Basis geht es dagegen nach oben. Ein Wertpapierkaufprogramm der EZB und die damit verbundene Verwässerung des Euro sind gute Nachrichten für das Edelmetall. Gold hatte in der vergangenen Woche stark von der Entscheidung der SNB profitiert, den Franken-Mindestkurs gegen den Euro aufzugeben. Anleger sprachen von einem Vertrauensverlust in die Politik der Zentralbanken.

   Die US-Anleihen legen mit dem Wertpapierkaufporgramm zu und erholen sich damit von den zwischenzeitlichen Verlusten. Die Rendite zehnjähriger Papiere erhöht sich um zwei Basispunkte auf 1,85 Prozent. "Der Markt profitiert von der Aussicht, dass die EZB viele Papiere aus dem System nehmen wird und einiges von diesem Geld wieder in US-Staatsanleihen fließen wird", so Analyst Andrew Brenner von National Alliance Capital Markets.

   Bei den Einzelwerten stehen die Aktien des Internetschwergewichts eBay im Fokus. Bei Vorlage des Geschäftsberichts zum vierten Quartal gab das virtuelle Auktionshaus umfangreiche Stellenstreichungen bekannt. Im Berichtszeitraum steigerte das Unternehmen den Gewinn um 10 Prozent und übertraf damit die Erwartungen, was hauptsächlich der Tochter PayPal zu verdanken war. Ferner hat sich eBay mit seinem größten "aktiven" Aktionär Carl Icahn auf ein Stillhalteabkommen verständigt. Die Aktie legt um 3,6 Prozent zu.

   Für die Aktie von American Express geht es dagegen um 4,2 Prozent abwärts. Sie ist damit schwächster Wert im Dow-Jones-Index. Zwar übertraf das Ergebnis des Kreditkartenunternehmens die Erwartungen, negativ kamen aber die steigenden Kosten an. Daher streicht das Finanzunternehmen auch Stellen. Xilinx geben nach einem schwachen Ausblick des Halbleiterunternehmens um 7,1 Prozent nach. SanDisk sinken um 6,5 Prozent, nachdem der Festplattenhersteller für das vierte Quartal einen Gewinneinbruch um 40 Prozent verbucht hat.

   Der US-Telekomkonzern Verizon hat im vierten Quartal wegen außerordentlicher Belastungen einen hohen Millionenverlust geschrieben, ansonsten aber die Erwartungen der Investoren erfüllt. Die Aktie fällt um 2,2 Prozent. Nach der Schlussglocke wird noch die Kaffeehauskette Starbucks einen Blick in die Bücher gewähren. Im Vorfeld geht es um 0,3 Prozent abwärts.

=== DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.33 Uhr Mi, 18.25 Uhr EUR/USD 1,1469 -0,94% 1,1578 1,1580 EUR/JPY 134,67 -1,43% 136,62 136,74 EUR/CHF 0,9886 -0,68% 0,9953 0,9997 USD/JPY 117,42 -0,47% 117,98 118,10 GBP/USD 1,5122 -0,02% 1,5126 1,5096 === Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@wsj.com

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