03.07.2013 19:19:30

MÄRKTE EUROPA/Anleger suchen wieder sichere Häfen

Von Isabel Gomez Die Sorge, dass sich die Euro-Krise mit den politischen Querelen in Portugal wieder deutlich verschärft, hat die europäischen Märkte am Mittwoch belastet. Der Rücktritt des portugiesischen Finanzministers und die damit verbundenen politischen Spannungen um den Konsolidierungskurs der Regierung Portugals waren Futter für die Risikoaversion unter Investoren. Die Folge waren der Abverkauf von Aktien und steigende Zinsen für Anleihen aus Peripheriestaaten der Eurozone. Dagegen stiegen die Preise für als sicher geltende Anlageklassen wie Bundesanleihen.

   Der Dax verlor 1 Prozent auf 7.829 Punkte. Jedoch war der deutsche Leitindex im Tagesverlauf zeitweise auf 7.730 Zähler gefallen. Der Euro-Stoxx-50 schloss 1,2 Prozent niedriger bei 2.571 Zählern. Der portugiesische Index PSI ging 5,3 Prozent niedriger aus dem Handel und war damit schwächster europäischer Index. Zeitweise brach das Aktienbarometer um 7 Prozent ein.

   Portugals Finanzminister und Vizeregierungschef Vitor Gaspar hatte bereits am Montag seinen Rücktritt erklärt. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung des umstrittenen Sparprogramms beteiligt, mit dem das Euro-Krisenland seine Schulden in den Griff bekommen will. Am Mittwoch verschärften sich die Sorgen über den Konsolidierungskurs des Landes mit der anhaltenden Regierungskrise. Zudem riskierte Griechenland einen dreimonatigen Zahlungsstopp bei den Hilfsgeldern.

   In den vergangenen Wochen hatte ausschließlich die US-Notenbank im Mittelpunkt gestanden und die Frage, ob sie das Volumen ihrer Anleihekäufe noch in diesem oder erst im nächsten Jahr reduziert. Daten des US-Dienstleisters ADP zu den neu geschaffenen Stellen in der US-Privatwirtschaft im Juni waren besser ausgefallen als erwartet worden war. Auch die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA ging stärker zurück als vorhergesagt. Beide Datensätze sorgten am Markt jedoch nur kurz für Erleichterung. Allerdings war es in den vergangenen Wochen meist so, dass gute Zahlen aus der US-Wirtschaft für sinkende Kurse gesorgt hatten. Denn mit ihnen wuchs die Gefahr, dass die Federal Reserve noch in diesem Jahr ihre Liquiditätsspritzen zurückfährt. Am Mittwoch stand aber die Euro-Zone im Mittelpunkt.

   Die neu aufziehende Unsicherheit über den Euro-Raum trieb Investoren in sichere Anlagehäfen: Die Preise für zehnjährige Bundesanleihen stiegen, während portugiesische und spanische Papiere verkauft wurden. Die Rendite zehnjähriger portugiesischer Staatsanleihen stieg im Gegenzug kräftig. Erstmals seit November 2012 nahm die Rendite der Papiere wieder die 8-Prozentmarke in Angriff. Investoren verlangen also beim Kauf dieser Papiere höhere Zinsen.

   Der Euro-Wechselkurs schwankte infolge der Nachrichtenlage stark. Nachdem die Gemeinschaftswährung zunächst auf ein Tagestief bei 1,2928 Dollar gekracht war - so wenig hatte die Gemeinschaftswährung zuletzt im Mai gekostet - notierte der Euro am Abend wieder über 1,30 Dollar. Ein Händler zeigte sich erstaunt über den Anstieg: "Ein paar Investoren scheinen die Probleme in Portugal wohl egal zu sein."

   Die sich zuspitzende Lage in Ägypten trieb indes den Ölpreis nach oben. Sollten sich die Massenproteste auf andere, ölproduzierende Staaten des Nahen Ostens ausdehnen, fürchten Investoren Versorgungsengpässe. Die US-Sorte WTI überwand erstmals seit über einem Jahr wieder die 100-Dollarmarke und kostete am Abend 101,33 Dollar je Barrel.

   Am Aktienmarkt standen vor allem Finanzwerte unter Druck. Der entsprechende Branchenindex im Stoxx-600 verlor 1,1 Prozent und war lange Zeit schwächster Sektorenindex. Zu den größten Verlierern gehörten hier die portugiesischen Bankenwerte, die um bis zu 15 Prozent einbrachen. Aber auch die Kurse der spanischen Bankentitel Banco Santander, Banco Popular und Banco Sabadell gaben um bis zu 5,5 Prozent nach. Die Finanzkonzere halten viele portugiesische Anleihen.

   Zusätzlich belasteten die Abstufungen der langfristigen Bonitätsnoten der Banken Barclays, Credit Suisse und Deutsche Bank durch Standard & Poor's den Sektor. S&P senkte das Rating für alle drei Kreditinstitute auf "A" von "A+". Die Agentur begründete dies mit gestiegenen Risiken. Die Aktie der Commerzbank war mit einem Minus von 5,4 Prozent größter Verlierer im DAX, der Kurs fiel zeitweise auf ein neues Rekordtief von 5,73 Euro.

   Lufthansa-Aktien litten unter einem drohenden Streik bei der Tochter Germanwings und verloren 3,9 Prozent. adidas-Anteilsscheine fielen um 2,2 Prozent, nachdem die Deutsche Bank die Einstufung für die Papiere gesenkt hatte. Continental-Titel gewannen 1,5 Prozent, da das Unternehmen eine Anleihe vorzeitig zurückgezahlt und die Verschuldung senkt. Kurz vor Börsenschluss gab der Pharmahändler Celesio bekannt, sich mit sofortiger Wirkung von Vorstandschef Markus Pinger zu trennen. Eine Begründung gab es zunächst nicht. Die Aktie brach um 6,9 Prozent ein.

   Europäische Schlussstände von Mittwoch, den 3. Juli 2013:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.570,76 -32,44 -1,2% -2,5 Stoxx-50 2.597,73 -19,52 -0,7% 0,8 Stoxx-600 285,46 -1,67 -0,6% 2,1 Frankfurt XETRA-DAX 7.829,32 -81,45 -1,0% 2,8 London FTSE-100 6.229,87 -74,07 -1,2% 5,6 Paris CAC-40 3.702,01 -40,56 -1,1% 1,7 Amsterdam AEX 345,82 -1,98 -0,6% 0,9 Athen ATHEX-20 277,80 -1,38 -0,5% -10,3 Brüssel BEL-20 2.512,85 -7,12 -0,3% 1,5 Budapest BUX 18.484,74 -131,37 -0,7% 1,7 Helsinki OMXH-25 2.241,44 -8,74 -0,4% 1,4 Istanbul ISE NAT. 30 89.303,98 -3616,59 -3,9% -8,6 Kopenhagen OMXC-20 516,22 -3,48 -0,7% 4,0 Lissabon PSI 20 5.530,42 -293,93 -5,3% -7,4 Madrid IBEX-35 7.886,60 -122,80 -1,6% -4,9 Mailand FTSE-MIB 15.282,81 -82,90 -0,5% -6,1 Moskau RTS 1.264,29 -9,78 -0,8% -17,2 Oslo OBX 433,35 -5,57 -1,3% 5,6 Prag PX 866,91 -14,02 -1,6% -16,5 Stockholm OMXS-30 1.154,54 -6,84 -0,6% 4,5 Warschau WIG-20 2.262,92 -21,84 -1,0% -12,6 Wien ATX 2.210,21 -41,45 -1,8% -8,0 Zürich SMI 7.675,29 -57,33 -0,7% 12,5

DEVISEN zuletzt '+/- % Mi, 8.27 Uhr Di, 17.45 Uhr EUR/USD 1,3011 0,32% 1,2969 1,3026 EUR/JPY 130,1418 -0,40% 130,6598 130,8101 EUR/CHF 1,2317 -0,14% 1,2334 1,2359 USD/JPY 100,0390 -0,72% 100,7600 100,4160 GBP/USD 1,5279 0,83% 1,5153 1,5171 === Kontakt zur Autorin: isabel.gomez@dowjones.com DJG/igo/flf (END) Dow Jones Newswires

   July 03, 2013 12:49 ET (16:49 GMT)

   Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 49 PM EDT 07-03-13

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Indizes in diesem Artikel

ATX 3 539,28 0,30%