12.11.2024 16:18:42

Die Politik schlägt auf die Stimmung

Kolumne

Politik dominiert: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nach schwankendem Verlauf uneinheitlich geschlossen. Die die allgemeine Stimmung beherrschenden Themen kamen aus der Politik. Der unerwartet klare Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl sorgte bei vielen Anlegern hierzulande für Ungewissheit, anfängliche Kursgewinne nach Bekanntwerden des Wahlausgangs verflüchtigten sich vielfach. Vor allem Automobiltitel litten unter Sorgen vor eventuellen künftigen Zöllen. Das Aus der Ampelregierung in Deutschland wurde an den Märkten dagegen überwiegend positiv aufgenommen, hier hofften viele Investoren auf eine stärkere Unterstützung der deutschen Wirtschaft nach vorgezogenen Neuwahlen. Die Entscheidung der US-Notenbank Fed, den Leitzins im 0,25 Basispunkte zu senken, war erwartet worden und blieb ohne größere Auswirkungen auf die Kurse. Letztere wurden allerdings zu Ende der Handelswoche von Sorgen um die chinesische Wirtschaft belastet, auch hier spielten Erwartungen an Maßnahmen der kommenden Regierung Trump eine Rolle.

Rückblick: Autowerte weiterhin auf Talfahrt

Der Deutsche Aktienindex (Dax) reduzierte sich im Wochenvergleich um 0,2 Prozent auf 19.215,48 Punkte. Der MDax rückte dagegen um 0,3 Prozent vor auf 26.590,85 Zähler. Der TecDax legte um 1,5 Prozent zu auf 3.381,29 Punkte.

Die größten Wochenverlierer im Dax waren Automobilwerte. So rutschten die Titel von Volkswagen um 5,6 Prozent ab, die von Mercedes Benz um 6,8 Prozent und die von BMW um 7,3 Prozent. Neben den Sorgen in Bezug auf das Geschäft in den USA und China belasteten auch mit Enttäuschung aufgenommene Quartalszahlen von BMW. Dagegen kletterten die Kurse von Heidelberg Materials und Rheinmetall um jeweils 13,3 Prozent, bei beiden Unternehmen trieben gut aufgenommene Quartalszahlen. Im MDax standen die Titel von Aurubis mit einem Plus von 13,3 Prozent an der Spitze der Wochengewinner-Liste, Hintergrund waren hier Übernahmespekulationen um Salzgitter; Salzgitter ist mit rund 30 Prozent an Aurubis beteiligt.

Anleihen: Unterm Strich etwas zugelegt

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche in Grenzen geschwankt und unter dem Strich etwas zugelegt. Angesichts des Ausgangs der US-Präsidentschaftswahl, des Zerbrechens der Ampel-Regierung in Deutschland und uneinheitlich ausgefallenen Konjunkturdaten zeigten sich viele Anleger verunsichert, hieß es von Beobachtern. Die erwartete Entscheidung der Fed blieb auch an den deutschen Anleihemärkten ohne größere Folgen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe ging im Wochenvergleich von 2,38 auf 2,37 Prozent zurück. Die Umlaufrendite sank von 2,37 auf 2,33 Prozent.

USA: Trumps Wahlsieg treiben Kurse

Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erheblich zugelegt. Die Anleger reagierten mit ihrem Zugreifen bei Aktien auf den Wahlsieg Donald Trumps und die Erwartungen an dessen Politik. Die großen Indizes markierten allesamt mehrere neue Rekordstände und überstiegen bislang noch nicht überwundene Tausend-Zähler-Hürden. Der Dow-Jones-Index gewann im Wochenvergleich 4,6 Prozent auf 43.988,99 Punkte, zeitweise stand der Index am vergangenen Freitag erstmals über der Marke von 44.000 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 legte um 4,7 Prozent zu auf 5.995,54 Zähler, im Verlauf des Freitags fiel hier die Hürde von 6.000 Punkten. Der technologielastige Nasdaq-100 kletterte um 5,4 Prozent auf 21.117,18 Punkte.

Ausblick: Eine Woche der Unsicherheit

Nach Ansicht von Analysten könnte die Unsicherheit an den deutschen Aktienbörsen auch in der aktuellen Woche anhalten. Dabei dürften die politischen Themen der Vorwoche die Anleger weiter beschäftigen. Die erwartete künftige Politik der kommenden Trump-Regierung könnte dabei vor allem die exportorientierten Werte erneut belasten, wie das bereits in der Vorwoche bei Automobiltiteln zu beobachten war. Beim Blick auf Deutschland erhoffen sich etliche Marktteilnehmer von einer neuen Bundesregierung zwar verbesserte Bedingungen für die Wirtschaft, allerdings dürfte es einige Zeit dauern, bis ein solche im Amt sein wird. Bis dahin drohe Handlungsunfähigkeit, befürchten Beobachter.

Die Berichtssaison hält an

Unter den Wirtschaftsdaten dürften vor allem die ZEW-Konjunkturerwartungen und die Verbraucherpreise in Deutschland sowie die Einzelhandelsumsätze, Inflationszahlen sowie die Industrieproduktion in den USA interessieren. Zudem kommen Wirtschaftszahlen aus China, die die Märkte beeinflussen könnten.

Etliche neue Impulse stehen auch von Unternehmensseite an, in den kommenden Tagen werden eine ganze Reihe von Quartalsberichten erwartet. So legen aus dem Dax unter anderem Allianz, Bayer, Deutsche Telekom, Hannover Rück, Merck, RWE und Siemens Ergebnisse und Ausblicke vor, dazu kommen etliche Berichte aus der zweiten und dritten Börsenreihe.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

Dienstag, 12.11.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland)¸ Verbraucherpreise in Deutschland
Mittwoch, 13.11.: Industrieproduktion in der Eurozone; Verbraucherpreise in den USA
Donnerstag, 14.11.: Bruttoinlandsprodukt der Eurozone
Freitag, 15.11.: Großhandelspreise in Deutschland; Einzelhandelsumsätze in den USA; New York Empire State Produktionsindex (USA); Industrieproduktion in den USA; Import- und Exportpreise in den USA; Bruttoinlandsprodukt Japans; Industrieproduktion Chinas; Einzelhandelsumsätze in China

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.

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Aurubis 78,25 -1,45% Aurubis
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BMW AG 77,66 0,94% BMW AG
Deutsche Telekom AG 28,91 -0,89% Deutsche Telekom AG
Hannover Rück 243,50 -1,06% Hannover Rück
Heidelberg Materials 119,00 -0,79% Heidelberg Materials
Mercedes-Benz Group (ex Daimler) 53,19 -0,28% Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
Merck KGaA 137,45 -0,61% Merck KGaA
Rheinmetall AG 610,60 -0,59% Rheinmetall AG
RWE AG St. 28,17 -0,49% RWE AG St.
Salzgitter 15,83 -0,88% Salzgitter
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