Siemens geht leer aus 01.12.2014 15:49:00

Bombardier erhält Auftrag für neue Bim-Generation der Wiener Linien

Die neue Flotte umfasst bis zu 156 Niederflur-Bims des Typs "Flexity" und wird ab 2018 ausgeliefert, teilten die Verkehrsbetriebe am Montag mit. Mitbewerber Siemens, der die Wiener Linien bisher mit der ebenfalls in der Bundeshauptstadt produzierten "ULF"-Serie belieferte, ging leer aus. Das Auftragsvolumen beträgt 562 Millionen Euro. Der kanadisch-österreichische Fahrzeughersteller hat sich in einem Ausschreibungsverfahren, das im Dezember 2013 angelaufen war, durchgesetzt. "Wir wollten ein Fahrzeug, das modern, bequem und umweltfreundlich ist, mit der existierenden Infrastruktur gut zusammenpasst und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet", begründete Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer die nun getroffene Entscheidung für Bombardier in einer Aussendung.


Neue Flotte der Wiener Linien ersetzt bis 2026 Hochflur-Bims

Mit der Anschaffung der neuen Züge werden die alten Straßenbahnen sukzessive weiter ausgemustert. Spätestens 2026 wird dann keine Hochflur-Bim mit Stufeneinstieg mehr in Wien unterwegs sein. Die bestellten "Flexity"-Garnituren entsprechen allesamt in etwa den Ausmaßen eines langen ULF-Zuges. Sie bieten 211 Fahrgästen Platz und sind 34 Meter lang.

Details in Sachen Ausstattung und Technik wollen die Wiener Linien noch nicht bekanntgeben. Dazu werde es einen gesonderten Medientermin geben, der noch im Dezember - nach Ablauf einer zehntägigen Einspruchsfrist - stattfinden werde, hieß es auf APA-Nachfrage. Fix sei jedenfalls, dass die "Flexity"-Züge zumindest farblich an das grau-rot-weiße Design des ULF angelehnt sein werden. Eine Visualisierung gibt es schon, sie sei allerdings noch nicht die fixe Endversion, so eine Sprecherin der Wiener Linien. Neuerungen werde es für die Passagiere jedenfalls geben - etwa im Bereich Infotainment.

Zurückhaltend gaben sich die Verkehrsbetriebe auch in der Frage, bei welchen konkreten Kriterien sich Bombardier gegen Siemens durchsetzen konnte. Nur soviel: "Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen." Wert habe man vor allem auf den Preis, die technische Ausstattung und die Fahrgastqualität gelegt, sagte die Sprecherin.

Der jetzige Auftrag inkludiert auch einen Wartungsvertrag. Das heißt: Die laufende Wartung wird zwar weiterhin mit Wiener-Linien-Personal erledigt, allerdings - im Gegensatz zu den ULF-Serien von Siemens - im Auftrag und auf Risiko des Herstellers Bombardier. Wie viel sich die Wiener Linien durch diese Lösung gegenüber dem ULF sparen, wurde heute auf APA-Nachfrage ebenfalls nicht beziffert.

In Wien sind seit 1997 Niederflurstraßenbahnen unterwegs, die bis dato allesamt von Siemens gestellt wurden. Das Unternehmen, dem gute Kontakte zur Rathaus-SPÖ nachgesagt werden, hatte sich Mitte der 1990er-Jahre den Auftrag für die erste Tranche mit einer Einstiegshöhe von damals rekordmäßigen 19 Zentimetern gesichert. Einige Jahre später folgte eine zweite 357 Mio. Euro schwere Bestellung. Der Vertrag enthielt außerdem eine Option auf einen dritte, noch einmal 150 Züge umfassende Tranche. Von dieser Option machten die Wiener Linien allerdings nicht Gebrauch. Sie entschieden sich stattdessen für eine Ausschreibung.

Von den bestellten ULF-Zügen sind laut Verkehrsbetrieben aktuell noch 45 ausständig. Sie sollen bis 2017 geliefert werden.

rie/mac/tsk

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