08.09.2017 11:13:42
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Oberster Verbraucherschützer: Konzerne werden Diesel umtauschen müssen
Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Deutschlands oberster Verbraucherschützer sieht auf die Autokonzerne wegen des Abgasskandals schon bald eine Umtauschwelle zukommen. "Wir werden nach der Bundestagswahl die Diskussion um den Umtausch bekommen", sagte Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV), im Gespräch mit dieser Nachrichtenagentur.
Müller glaubt nicht, dass die Softwareupdates an den 5 Millionen Selbstzündern mit den Abgasklassen Euro 5 und Euro 6 die Luft in den Städten tatsächlich verbessern werden. "Die werden nichts bringen und dann brauchen wir Hardwarenachrüstungen", ist er sich sicher. Allerdings seien diese echten Eingriffe bei Kraftstoffeinspritzung und Abgasreinigung nicht bei allen Modellen zu machen. "Hier werden die Autokonzerne tauschen müssen, zumindest als eine Option, so wie es VW den amerikanischen Kunden angeboten hat."
Dabei wird es nach seiner Einschätzung nicht um "alt gegen neu" gehen, sondern um "alt gegen alt". Als Beispiel nannte Müller den Tausch eines fünf Jahre alten Diesels gegen einen gleich alten Benziner. "Wir sind jederzeit bereit, uns gemeinsam mit der Bundesregierung und der Autoindustrie auf die Suche nach einer guten Lösung zu machen, etwa bei einem zweiten Diesel-Gipfel", sagte der VZBV-Chef weiter.
Merkel und Industrie lehnen Hardware-Nachrüstung ab Die Autohersteller wollen bisher nichts von den teuren Hardwarenachrüstungen oder einem Umtausch wissen und haben dabei die Unterstützung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie setzt darauf, dass die Softwareupdates gepaart mit ergänzenden Beschlüssen ausreichen, um Fahrverbote für Diesel in Innenstädten zu vermeiden. Am Montag hatte sich Merkel mit Ländern und betroffenen Kommunen getroffen, um über saubere Luft zu beraten. Müller hingegen glaubt nicht an einen schnellen Erfolg dieser sogenannten Sofortmaßnahmen, sprach sich aber gegen Fahrverbote aus. "Keineswegs dürfen Verbraucher, die nichts falsch gemacht haben, sondern in ein als umweltfreundlich beworbenes Auto investiert haben, durch Fahrverbote oder Wertverlust quasi enteignet werden."
Unterstützt wurde seine Kritik vom Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann. "Diese 'Gipfel' gehen mir auf den Zeiger", beklagte der Grünen-Politiker in der Freitagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen. Sie seien zu statisch und schlecht vorbereitet. Vom Verhalten der deutschen Autokonzerne zeigte sich Verbraucherschützer Müller enttäuscht. "Gerade zu Beginn sind wir auf viel Arroganz gestoßen." Er hätte sich gewünscht, dass Volkswagen, Daimler und BMW stärker auf ihre Kunden zugehen. "Man hätte mit Gutscheinen für die Werkstatt arbeiten können, um nur mal ein Beispiel zu nennen."
Wegen hoher Stickoxidwerte droht in knapp 30 deutschen Städten ein Diesel-Bann. In Stuttgart hat das zuständige Verwaltungsgericht geurteilt, dass es Fahrverbote für praktisch nicht vermeidbar hält.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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September 08, 2017 04:43 ET (08:43 GMT)
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