04.12.2012 13:01:15

Carmignac-Fonds: Konjunkturausblick und Anlagestrategie 2013

Luxemburg (www.fondscheck.de) - Im dritten Quartal 2012 zeigte sich die EZB fest entschlossen, dem systemischen Risiko in Europa zu begegnen, so Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees von Carmignac Gestion.

Der mutige Kurs von Mario Draghi habe weitreichende Auswirkungen. Durch die Erklärung ihrer Bereitschaft, unbegrenzt Staatsanleihen der Krisenländer aufzukaufen, sofern diese glaubwürdige Programme zur Sanierung der Staatsfinanzen und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit umsetzen würden, übernehme die EZB die Rolle des Kreditgebers letzter Instanz. Der Wirtschaftseinbruch in den Ländern, die den Abbau ihrer Staatsschulden vorantreiben und strukturelle Reformen umsetzen würden, werde dadurch mit einem Mal durch die Märkte finanzierbar, denen diese potenziell unbegrenzte Unterstützung als Beruhigung diene.

Gleichzeitig mit den durch die EZB angekündigten Maßnahmen sei in den USA eine neue beispiellose Runde geldpolitischer Lockerungsmaßnahmen ("QE3") erfolgt. Dabei sei weder der Gesamtumfang der Unterstützung für die Anleihenmärkte noch ein genauer Zeitraum angegeben worden. Es sei lediglich der Aufkauf hypothekarisch besicherter Wertpapiere im Wert von 40 Mrd. USD monatlich - also etwas mehr als die Hälfte des monatlichen Nettoemissionsvolumens am gesamten Hypotheken- und Staatsanleihenmarkt - und eine erneute Prüfung der Situation unter Berücksichtigung der Entwicklung des Arbeitsmarktes angekündigt worden. Die maßgeblichen Interventionen der EZB Anfang August und der FED Anfang September hätten somit etwas von einer globalen geldpolitischen Lockerung.

Nach Ablauf des von der EZB angekündigten Rettungsmechanismus würden die krisengeschüttelten europäischen Staaten wieder über einen Handlungsspielraum bei der Verwaltung ihrer Staatsfinanzen verfügen, vorausgesetzt sie würden tatsächlich tiefgreifende Reformen unternehmen. Die rezessiven Kräfte in Europa könnten somit etwas abgeschwächt werden, zumal der internationale Währungsfonds die Einführung gemäßigterer Sparprogramme befürworte. Das entschlossene Vorgehen von Herrn Draghi zur Abwendung der Gefahr eines Zerfalls der Eurozone sei von wesentlicher Bedeutung, da hierdurch eine deutliche Verringerung des Risikoaufschlags möglich werde, der Finanz- und Industrieinvestitionen bremse. Dennoch würden sich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten der Eurozone weiterhin schlecht entwickeln.

Anders als bei den vorherigen Auflagen erfolge die QE3 in einer Phase eines anscheinend stabilen Wachstums der amerikanischen Wirtschaft von nahezu 2% und einer sich abzeichnenden Erholung der Frühindikatoren, die im zweiten Quartal zurückgegangen seien. Die zugesicherte Fortsetzung der geldpolitischen Lockerung kurbele die Binnennachfrage an: Der gefühlte Reichtum der Haushalte sei - bestärkt durch die Aufwertung ihres Immobilien‐ und Finanzvermögens - groß, obgleich die realen Einkommen derzeit wenig steigen würden (+1,75%).

Ein weiterer Vorteil gegenüber den früheren Lockerungsmaßnahmen bestehe darin, dass dieses Mal kein Anstieg der Rohstoffpreise folgen dürfte, da das gemäßigtere Wachstum der Schwellenländer einer solchen Entwicklung entgegenwirke. Zu rechtfertigen sei QE3 hauptsächlich durch die Verringerung der Gefahr einer "fiskalischen Klippe" (fiscal cliff). Haushalte und Unternehmen würden dahingehend beruhigt, dass die erforderliche Liquidität bereitstehen werde, sollte es mangels einer Einigung zwischen Präsident Obama und dem Kongress am 1. Januar zu Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen kommen. Diese Beruhigung sei wichtig, wenn man bedenke, welche rezessionären Auswirkungen die automatische Umsetzung einer Verringerung des Haushaltsdefizits um 3% des BIP unter Umständen haben könnte.

Obwohl sich China in einer Phase des Machtübergangs auf höchster Ebene befinde, zeichne sich das Land durch eine vorausschauende Führung aus, die im Hinblick auf die Konjunktur den stabilisierenden Effekt der öffentlichen Investitionen nutze, um ein Wachstum von knapp 7% aufrechtzuerhalten. Die Wiederherstellung des Gleichgewichts zugunsten eines immer noch regen Konsums (+14%) setze sich fort, während die Inflation mittlerweile, insbesondere auf dem Immobilienmarkt, unter Kontrolle sei. In Indien sei im September ein wesentlicher Schritt in Richtung Auflösung der politischen Blockade erfolgt.

Die kürzlich angekündigten Reformvorhaben würden den Zugang ausländischer Unternehmen zu bestimmten Wirtschaftssektoren Indiens sowie den Zugang internationaler Anleger zu Anleihen in Lokalwährung verbessern. Diese Entwicklung dürfte zu einem kontinuierlichen Zustrom ausländischer Investitionen nach Indien führen, der sich vorteilhaft auf Vermögenswerte und die Indische Rupie auswirken werde.

Schließlich würden die Zentralbanken der Schwellenländer, die zu den wichtigsten Zentralbanken gehören würden, aktiv. Anfang Oktober seien insbesondere die Zentralbanken Brasiliens und Koreas dem Beispiel ihrer Pendants in den Industrieländern gefolgt und hätten wachstumsfördernde Maßnahmen ergriffen. Die gedämpfte Inflation lasse diese Entscheidungen zu, die ein günstiges Umfeld für Anleihen in Lokalwährung schaffen würden, während die Absicht, die Aufwertung der Währungen gegenüber dem geschwächten USD einzudämmen, zur weiteren Lockerung der geldpolitischen Zügel in diesen Regionen führe.

Durch die Maßnahmen der Herren Draghi und Bernanke hätten sich die Aussichten der Aktienmärkte deutlich verbessert. Für die Eurozone stelle die EZB nun einen Kreditgeber letzter Instanz dar. Dieser Vorgang, den man sich herbeigewünscht habe, sei der wichtigste der vergangenen Monate, da er das systemische Risiko in der Eurozone wirksam verdränge. Die Risikoprämie von Aktien dürfte sich dadurch weiter verringern. Diese positiven Entwicklungen würden jedoch die Experten nicht vergessen lassen, wie sehr sich der durch den laufenden Schuldenabbau verursachte immense Rezessionsdruck auf die Ertragskraft der Unternehmen auswirke.

Angesichts der Tatsache, dass die Entscheidung der EZB erheblich zur Verringerung des systemischen Risikos beigetragen habe und weltweit weiterhin auf reichlich Liquidität geachtet werde, sei das globale Management seit Mitte des Sommers offensiv positioniert, was sich durch ein hohes Aktienexposure bemerkbar mache. Die Experten würden die makroökonomischen Entwicklungen jedoch weiterhin mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen und würden diese Positionierung gegebenenfalls überdenken.

Das Portfolio von Carmignac Investissement (Carmignac Investissement A EUR acc) habe eine größere Veränderung erfahren: Die chinesischen Banken seien zugunsten einer Auswahl europäischer Banken veräußert worden, die Ende Oktober 5% der Anlagen des Fonds ausgemacht hätten. Die Titel der chinesischen Banken seien abgestoßen worden, nachdem sich gezeigt habe, dass sich die Entwicklung ihrer Kreditvergabetätigkeit nachteilig auf ihre Margen auswirken würde. Titel europäischer Banken seien gekauft worden, nachdem das systemische Risiko in Europa durch die Maßnahmen von Herrn Draghi abgewendet worden sei. In diesem Zusammenhang sei das Anlagethema der Verbesserung des Lebensstandards in den Schwellenländern um 5% von zuvor 43,3% auf nunmehr 38,4% des Portfolios von Carmignac Investissement reduziert worden.

Die Anlagen in defensive Titel seien erhöht worden und würden nun 14,7% des Fondsvolumens ausmachen. Der Anteil der Goldbergbautitel habe sich auf 13,1% des Portfolios gesteigert, was im Wesentlichen auf einen Bewertungseffekt, aber auch auf die Ausweitung der Position Eldorado Gold In der Türkei zurückzuführen gewesen sei.

Ihre Allokation in Unternehmensanleihen hätten die Experten erhöht, da das gleichzeitige Eingreifen von EZB und FED die Carry-Trade-Strategien doppelt begünstigt habe: zum einen durch eine verbesserte Vorhersehbarkeit der weltweiten Konjunkturentwicklung und zum anderen durch eine deutliche Verringerung des Anleihenangebots auf dem amerikanischen Markt. Aufgrund ihrer allgemein positiven Erwartungen in Bezug auf Unternehmensanleihen hätten die Experten ihre Käufe auf den europäischen Finanzsektor konzentriert, der mit einem besonders hohen Abschlag gehandelt werde.

Selbstverständlich seien ihre Vorbehalte gegenüber diesem Sektor nicht gänzlich beseitigt. Aus diesem Grund hätten sie ihre Käufe auf die Laufzeiten konzentriert, auf die die Interventionen der Europäischen Zentralbank ausgerichtet seien. So seien sie in spanischen und italienischen Bankanleihen mit Laufzeiten von weniger als drei Jahren investiert, die von äußerst soliden Instituten begeben worden seien und bei denen es sich mehrheitlich um erstklassige vorrangige Anleihen handle. Diese Positionen würden knapp 6% des Vermögens von Carmignac Patrimoine (Carmignac Patrimoine A EUR acc) ausmachen.

Das Engagement in Staatsanleihen der Industrieländer sei von 11,6% auf 14,7% des Portfolios erhöht worden. Staatsanleihen hätten sich im dritten Quartal des Jahres insgesamt stabil entwickelt, trotz der deutlichen Verringerung des systemischen Risikos. Bei den deutschen Staatsanleihen hätten die Experten Gewinne mitgenommen und würden seitdem ein taktischeres Management verfolgen. US‐Staatsanleihen würden dagegen weiterhin 14% des Portfolios ausmachen.

Das Engagement in Staatsanleihen der Schwellenländer sei geringfügig von 3,1% auf 4,3% erhöht worden. Auch in den Schwellenländern mache sich die Verlangsamung der Wirtschaft bemerkbar, was sich in einer Lockerung der Geldpolitik niederschlage. Ihre Kurvenpositionierung unterscheide sich von Land zu Land je nach Zyklus der Geldpolitik. Das mit diesen Positionen verbundene Wechselkursrisiko sei gegenüber dem Euro abgesichert worden.

Das Exposure gegenüber dem Euro sei verstärkt worden und die Strategie der Verringerung des europäischen Risikos damit abgeschlossen. Gleichzeitig sei auf diese Weise der "Aggressivität" der amerikanischen Geldpolitik und deren Auswirkungen auf den USD Rechnung getragen worden. Obwohl das USD‐Exposure deutlich zurückgefahren worden sei, sei es immer noch von bedeutendem Umfang. Es gleiche die Risiken des Portfolios aus, das über einen maximalen Aktienanteil verfüge, bei dessen Sektorallokation Wachstumstitel überwögen und das eine Auswahl europäischer Banken umfasse. (04.12.2012/fc/a/f)

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