FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. Januar 2010. Vor dem Hintergrund der angeschlagenen Börsen trennen sich viele Anleger von Aktien-Indexfonds, von einer Panik wollen die ETF-Händler aber nicht sprechen. Vielmehr seien durchaus auch Eindeckungen zu beobachten.

Die deutlich eingetrübte Stimmung an den Aktienbörsen weltweit lässt auch den ETF-Markt nicht unberührt. "Die zwei großen Themen sind im Moment Obama und China", erläutert Bernardus Roelofs von Flow Traders. Die Überlegungen des US-Präsidenten Obama, den Eigenhandel der Banken stärker zu reglementieren und die offenbar stark gestiegene Bereitschaft, einen Tribut für das Einspringen des Staates einzufordern, sorgten für Abgaben bei ETFs aus der Finanzbranche. Außerdem macht sich die Ankündigung Chinas, die Kreditversorgung zu drosseln, bemerkbar. Asien- und speziell China-Indexfonds ziehen nicht mehr.

"Keine Verkaufspanik"

Doch auch Bluechip-ETFs werden derzeit abgegeben. "Wir beobachten überwiegende Verkäufe bei ETFs, die amerikanische Indizes abbilden, etwa den S&P 500 oder den MSCI USA, aber auch den MSCI World", berichtet Roelofs. Bei DAX- und DJ Euro Stoxx-Produkten deckten sich Investoren aber durchaus auch ein, hier sei das Bild gemischt. "Die Verkäufe überwiegen zwar, von einem massiven Druck oder gar Panik kann man allerdings nicht sprechen", meint Frank Mohr von der Commerzbank. Für ihn sind die Abgaben "normale" Bewegungen bei einem Abwärtstrend an den Börsen. Einige längerfristig orientierte Investoren zeigten sich sogar kauffreudig, Mohr berichtet von Zuflüssen bei dem erst vor kurzem aufgelegten Kanada-ETF (WKN A0X97V) der UBS und einem Japan-Produkt (WKN A0J3H2), ebenfalls von der Schweizer Bank.

Short-Produkte wieder attraktiver

Angesichts sinkender Aktienkurse fanden Short-Produkte zuletzt wieder mehr Anhänger. Unter den sechs umsatzstärksten Indexfonds an der Börse Frankfurt in den vergangenen fünf Handelstagen waren zwei Short-ETFs, konkret der db x-trackers ShortDAX (DBX1DS) und der db x-trackers DJ Euro Stoxx 50 Short (WKN DBX1SS). Daneben wurden der iShares Dax (WKN 593393), der iShares DJ Euro Stoxx 50 (WKN 593395), der db x-trackers DAX (WKN DBX1DA) und der iShares DJ Euro Stoxx 50 (WKN 935927) besonders rege gehandelt.

Hohe Volatilität lockt Day Trader

Nach Ansicht von Bastian Ohta von Unicredit ist im Übrigen wieder eine neue Sorte von Händler im Markt unterwegs: Die Day Trader. "Das liegt an der hohen Volatilität", erläutert er. Bluechip-ETFs, Long- und Short-Produkte, würden ge- und verkauft. Bei den übrigen Anlegern überwögen die Abflüsse. "Besonders Stoxx 50-ETFs werden abgestoßen", beobachtet er.

Banken auf der Verkaufsliste

Im Handel mit Sektoren-ETFs fallen weiterhin vor allem die Verkäufe von Banken-Indexfonds auf, wie unter anderem Flow Traders bestätigt. Abgegeben worden seien etwa der Lyxor ETF DJ Stoxx 600 Banks (WKN LYX0AP) und der iShares DJ Euro Stoxx Banks (WKN 628930). "Die Abgaben sind aber nicht so hoch, wie man erwarten würde", meint Gregor Hamme von Unicredit. Auch der Deutschen Bank zufolge haben sich die Abflüsse noch in Grenzen gehalten. Daneben sieht Hamme Verkäufe beim iShares DJ Stoxx 600 Health Care (WKN 628937) sowie Käufe beim iShares DJ Stoxx 600 Utilities (WKN 628945) und, wenn auch in geringerem Umfang, beim iShares DJ Stoxx 600 Travel & Leisure (WKN 634475). Bernardus Roelofs meldet ebenfalls Abflüsse aus dem Health Care-ETF von iShares, beim Indexfonds auf Basic Resources (WKN 634472) habe es hingegen Zu- und Abflüsse gegeben.

Zurückhaltung bei Emerging Markets

Auch die Schwellenländer-ETFs bleiben vom Stimmungsumschwung an den Märkten nicht verschont: "Käufer gibt es kaum noch", berichtet etwa Stefano Valenti von Unicredit. Schon vor Beginn der großen Verkaufswelle an den Börsen am vergangenen Freitag hätten sich Investoren tendenziell von Lateinamerika-Engagements getrennt: "Das waren wahrscheinlich  Gewinnmitnahmen", erläutert Valenti und verweist auf Brasilien-Indexfonds, die zuletzt sehr gut gelaufen waren. Etwa hat der iShares MSCI Brazil (WKN A0HG2M) auf Sicht von einem Jahr um 85 Prozent zugelegt, seit dem Tiefpunkt im Herbst 2008 hat sich der Wert mehr als verdoppelt.

Die marktbreiten Emerging Markets-ETFs seien bis zum Freitag noch gut

weggegangen, mittlerweile seien die Anleger aber bezüglich aller Schwellenländer zurückhaltend, wie Valenti ergänzt. Gerade bei China-Produkten gebe es quasi keine Interessenten mehr. Die Einschätzung von Flow Traders ist ähnlich: Gemeldet werden Zuflüsse bei den marktbreiten Produkten, etwa dem iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGZT), während der iShares MSCI Far East ex Japan (WKN A0HGZS) abgestoßen werde.

Alternative Investments gesucht

Angesagt waren zuletzt aber wieder alternative Investments, also etwa ein Hedgefonds- und ein Rohstoff-ETF (WKN DBX1A8  und DBX1LC), wie Eric Wiegand von der Deutsche Bank weiß. Rentenprodukte fristeten hingegen weiter ein Schattendasein. "Allenfalls Pfandbrief- und Emerging Markets-Anleihen-Fonds wurden nachgefragt", berichtet Wiegand. Bei den Geldmarktfonds gehe der Abbauprozess indes weiter.

Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter oder schicken Sie uns eine Email an redaktion@deutsche-boerse.com.

© 26. Januar 2010 / Anna-Maria Borse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

ETF-Finder

Fondsname:
Fondsgesellschaft:
Fondsart:
Jahresperformance:
Währung:
Gesamtkostenquote:
Benchmark:
Volumen:
Mindestalter:
Sortieren nach:
Suchen