• Zinssteigerungen machen nun aber Anleihen wieder attraktiver
• Experte rät dennoch zu Vorsicht am Rentenmarkt
Nach einer jahrelangen ultralockeren Geldpolitik haben die größten Notenbanken rund um den Globus die geldpolitischen Zügel gestrafft. Dies hat enorme Auswirkungen auf den Anleihemarkt, denn dank der Verbesserung der Realverzinsung werden Bonds für Investoren wieder attraktiver. Deshalb folgt auf das Prinzip "TINA" (There Is No Alternative) nun "BARBARA" (Bonds Are Really Back And Really Attractive), meint Mathias Beil, Leiter Vermögensverwaltung der Hamburger Sutor Bank, laut "finanzwelt".
Was es mit TINA auf sich hat
Das Akronym TINA stammt laut Financial Times von einem Analysten bei Charles Schwab. Es beschreibt eine Investmentempfehlung, wonach es zu einem bestimmten Vermögenswert keine Alternative gibt - in der Regel weil andere Assets eine zu geringe Rendite abwerfen. Insbesondere nach 2008 wandten Investoren diese Formel gerne für Aktien an. Denn um die Auswirkungen der Finanzkrise abzumildern, haben die größten Zentralbanken der Welt ihre Leitzinsen innerhalb weniger Monaten drastisch auf ein Niveau von einem bis null Prozent gesenkt. Ähnliches geschah zu Beginn der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020. Die EZB beispielsweise schraubte nicht nur die Zinsen stark herunter, sondern kaufte zusätzlich auch noch Anleihen in Milliardenhöhe auf.
Aufgrund dieser ultraliquiden Geldpolitik zeigten die Aktienbörsen trotz der Nachwehen der Finanzkrise und später der COVID-19-Pandemie zwischen 2009 bis Ende 2021 eine starke Performance. Dies lag daran, dass infolge des historisch niedrigen Zinsniveaus Festgeldkonten und Anleihen so gut wie keine Rendite abwarfen. Investoren verwiesen deshalb gerne auf das TINA-Prinzip: Demnach soll es selbst für risikoaverse Anleger keine Alternative zu einem Aktien-Engagement gegeben haben.
"BARBARA" löst "TINA" ab
Doch inzwischen haben sich die Umstände geändert. So hat die enorme Geldflut nämlich in vielen Staaten zu einem erheblichen Inflationsdruck geführt, was die Notenbanken Anfang 2022 zu einem Kurswechsel veranlasste: Sie haben ihre Leitzinsen schnell stark angehoben und ihre Anleiheankaufprogramme beendet.
Infolge dessen hat "TINA" ausgedient, stattdessen sei es nun Zeit für "BARBARA" (Bonds Are Really Back And Really Attractive), meint Mathias Beil, denn "nach einem harten Jahr 2022 sind die Renditen von US-Staatsanleihen wieder auf das Niveau der Realverzinsung vorgestoßen. In Deutschland steht dies nun auch an", zitiert "finanzwelt" den Leiter der Vermögensverwaltung bei der Hamburger Sutor Bank. Denn "angesichts der jüngsten Inflationsdaten aus Deutschland stehen wir nun auch kurz vor einer Fahrt aufnehmenden Realverzinsung hierzulande", so Beil. Dies bedeutet, dass nach Abzug der Inflation wieder positive Renditen erzielt werden können, womit Anleihen an Attraktivität gewinnen.
Auf Qualität achten
Doch obwohl Bonds laut dem Vermögensexperten zurück sind, rät er dennoch zur Vorsicht. Denn "das Prinzip BARBARA bietet nicht nur positive Nachrichten für den Anleihenmarkt. Der Qualitätsaspekt sollte bei der Titelauswahl stets im Auge behalten werden", sagt Beil.
Derzeit steige nämlich die Anzahl von Anleihen mit schlechter Bonität, warnt der Experte. Der Investment-Grade-Status ist seiner Meinung nach aber das Minimum für ein Engagement am Anleihenmarkt. Für aussichtsreich hält er deshalb Staatsanleihen sowie ausgewählte Unternehmensanleihen, wie zum Beispiel von Porsche oder VW.
Rezession im Blick
Die Frage der Rezession dürfte für die weitere Entwicklung am Anleihemarkt von zentraler Bedeutung sein: "Aktuell lauten die Zinsprognosen, dass wir Ende 2024 mit Zinssenkungen rechnen können. Die Wirtschaftsweisen erwarten für Deutschland eine leichte Rezession, die Prognosen für 2024 sind aber durchaus besser", erklärte Beil. "Ein entscheidender Punkt ist, ob und wie die Rezession kommt. Sollte dies der Fall sein, werden Unternehmensgewinne unter Druck geraten. Wenn es in der Folge zu Ausfällen am Rentenmarkt kommt, werden die Refinanzierungskosten tendenziell steigen", so der Experte.
Redaktion finanzen.at
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