CPI Europe Aktie
WKN DE: A2JN9W / ISIN: AT0000A21KS2
IMMOFINANZ-Strafprozesses |
29.11.2023 17:54:00
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Zweiter Tag im IMMOFINANZ-Prozess: Petrikovics muss Rede und Antwort stehen - IMMOFINANZ-Aktie in Grün
Petrikovics selbst, der als "Mastermind" und "Alleinherrscher" im Konzerngeflecht galt, erklärte die Vorgänge unter anderem damit, dass man durch eine milliardenschwere Kapitalerhöhung bei der Immoeast mehr Geld zur Verfügung gehabt habe, als man in Projekte habe investieren können. Aus diesem Grund seien sogenannte Barvorlagen, also kurzfristige Darlehen, an die Tochtergesellschaften der Constantia Privatbank vergeben worden, um eine bessere Verzinsung zu erzielen. Diese Firmen haben mit den Geldern wiederum Aktien der Immoeast und der IMMOFINANZ gekauft. Diese Veranlagungspolitik habe auf der Sicherheit aufgebaut, die man damals Immobilienaktien zugeschrieben habe. "Dass mit der Lehmann-Pleite 2008 eine 'Atombombe' auf den Markt geschmissen wurde, konnte niemand vorhersehen", sagte Petrikovics.
Thornton sah das in seiner Befragung anders: "Spätestens im Juni 2007 hat es Anzeichen gegeben, dass sich der Markt verschlechtert", sagte der Ex-Immoeast-Manager. Darüber habe er Petrikovics auch informiert. Die Verwerfungen in den USA (Stichwort: Subprime-Krise) mussten auch Auswirkungen auf Europa und Österreich haben, das sei absehbar gewesen, so Thornton. Ab dem Frühjahr 2007 war ein drastischer Anstieg der Zahlungsausfälle auf dem US-Markt für Hypothekenkredite mit geringer Bonität ("Subprime") zu beobachten gewesen. Die sogenannte Subprime-Krise in den USA erfasste ab Mitte 2007 auch die Finanzmärkte anderer Industriestaaten und löste in der Folgezeit eine weltweite Finanzkrise aus.
Thornton habe sich zwar bereits Mitte 2007 Sorgen um die Liquidität der Immoeast gemacht. Bei möglichen Ausfällen bei der Rückzahlung der Darlehen wäre nach seinem Verständnis aber die Muttergesellschaft, also die Constantia Privatbank, eingesprungen.
Ähnlich argumentierte auch Petrikovics. Entgegen der Auffassung der Staatsanwaltschaft seien die gewährten Darlehen nicht unbesichert gewesen, sagte der ehemalige IMMOFINANZ-Chef. Die Constantia Privatbank - "eine sehr erfolgreiche Bank" - habe über Managementverträge mit IMMOFINANZ und Immoeast auch für ihre Töchter gehaftet und damit auch für deren Verbindlichkeiten gegenüber den Immo-Gesellschaften.
Auf die Frage, warum es keine schriftlichen Darlehensverträge gegeben habe, begründete Petrikovics dies wiederum mit einer Errichtungsgebühr von 1,1 Prozent der Darlehenssumme, die bei einer Verschriftlichung fällig geworden wäre und die damit die Wirtschaftlichkeit der Darlehen konterkariert hätte. Das sei damals "state of the art", also üblich, gewesen. Das bestätigte auch Thornton in seiner Befragung.
Thornton wies zudem den Vorwurf der Staatsanwaltschaft zurück, er habe zur mutmaßlichen Untreue von Petrikovics beigetragen, indem er maßgeblich an der Umsetzung der Darlehenskonstruktion und der Auswahl der involvierten Unternehmen beteiligt gewesen sei. Er sei weder in geschäftspolitischen Entscheidungen eingebunden gewesen, noch habe er Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Petrikovics' Aufträgen oder den Eindruck gehabt, dass der Immoeast und der IMMOFINANZ daraus ein Schaden entstehen könnte. Er habe auch keinen finanziellen Vorteil aus seinen Handlungen gezogen.
15 Jahre nach Beginn der Ermittlungen findet nun der zweite IMMOFINANZ-Prozess statt. Die Staatsanwaltschaft Wien wirft den ehemaligen Managern Karl Petrikovics und Christian Thornton Untreue mit einem Schaden von rund 836 Mio. Euro und Bilanzfälschung vor. Durch den IMMOFINANZ-Skandal wurden infolge der Finanzkrise Tausende Privatanlegerinnen und Privatanleger geschädigt. Die Angeklagten bestreiten alle Vorwürfe, sie haben sich für nicht schuldig bekannt.
Laut Anklage haben IMMOFINANZ und Immoeast im Jahr 2007 über Umwege mehrere Millionendarlehen an Töchter der Constantia Privatbank vergeben, die damit wiederum IMMOFINANZ- und Immoeast-Aktien gekauft haben. Diese Vorgangsweise habe den Börsenkurs beeinflusst, so die Staatsanwaltschaft. Die Gesellschaften, die die Darlehen erhielten, hätten aber kein nennenswertes Vermögen gehabt. Es habe sich um unbesicherte Darlehen gehandelt und weder der Aufsichtsrat noch die anderen Vorstände seien informiert gewesen, so der Vorwurf. Zudem habe die Vorgangsweise gegen das Verbot des Erwerbs eigener Aktien verstoßen. Staatsanwältin Konecny sprach am ersten Verhandlungstag wiederholt vom "Tarnen, Täuschen und Verschleiern" durch die beiden Angeklagten.
Im Wiener Handel gewann die IMMOFINANZ-Aktie schließlich 1,28 Prozent auf 18,96 Euro.
sag/tpo
APA

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