07.05.2009 11:18:00

Zuffenhausen zwischen Zweifel und Zuversicht

    STUTTGART (dpa-AFX) - Stuttgart-Zuffenhausen, Donnerstag, 6 Uhr morgens. Hinter dem Firmensitz von Porsche <PAH3.ETR> geht langsam die Sonne auf. Es ist Schichtbeginn am Tag eins nach Verkündung der Fusionspläne des Sportwagenherstellers mit Volkswagen <VOW.ETR>. Noch am Vormittag wollen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Betriebsratschef Uwe Hück die Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung über die geplante Fusion mit VW informieren.

    Sehr gesprächig sind die Arbeiter an diesem Morgen nicht. Die meisten hasten vorbei, viele winken nur ab. "Kein Kommentar! Ich habe es eilig." Noch ist nicht klar, wie die Zukunft von Porsche aussehen wird - da könnte ein falsches Wort schaden. Das Interesse an den Plänen der Automobilkonzerne ist aber riesig. Das zeigt sich schon in der S-Bahn. Überall versenken Menschen ihre Nasen in Zeitungen, Worte wie "Fusion", "vollständig" und "eigenständig" schwirren durchs Abteil.

    Wer sich am Werkstor äußert, gibt sich meist abwartend zuversichtlich. "Ich halte den Arbeitsplatz für gesichert", sagt etwa Hannelore Eisemann. Sie geht fest davon aus, dass Porsche-Chef Wiedeking bleibt, auch wenn erst in den kommenden vier Wochen über die neue Struktur entschieden werden soll. "Alles andere wird sich zeigen", sagt sie. Mario Rollnik (39) sagt, der Zusammenschluss biete auch eine Chance, denn Porsche als Hersteller würde es in diesen Zeiten eher schwer haben, meint er. "Es gibt immer zwei Seiten."

    Wut über Wiedekings kostspieligen Versuch, VW zu übernehmen, gibt es kaum. Vielmehr stehen die meisten zu ihrem Chef und seinen Entscheidungen. "Ohne die Wirtschaftskrise hätte es ja geklappt", sagt eine Frau überzeugt. Eine andere bezeichnet Wiedeking sogar als "das Beste, was uns passieren konnte". Viele hoffen, dass er bleibt.

    Sorgen um seinen Arbeitsplatz macht sich Franz Pieplak nicht. "Ich denke, Porsche ist gut aufgestellt." Die Sorge, der Konzern könne "verkauft werden", sei nun Vergangenheit, sagt ein 32-jähriger Mitarbeiter. Auch andere haben angeblich "gut geschlafen", und blicken betont optimistisch nach vorne. Doch nicht alle. "Ängste sind schon da. Ich habe mich ziemlich aufgeregt", sagt ein Mann, der schon seit 17 Jahren für Porsche arbeitet. Nur ganz selten verliert an diesem Morgen jemand die Fassung. Dann aber richtig: "Porsche ist kaputt. Ist jetzt VW", sagt ein Mitarbeiter, und hastet davon.

    Am Vortag hatten sich Familiengesellschafter der Porsche-Holding darauf geeinigt, dass Volkswagen und Porsche fusionieren sollen. Bisher hatte Porsche versucht, VW zu übernehmen, hatte sich jedoch bei der Finanzierung verhoben. Porsche hält inzwischen gut 50 Prozent an Volkswagen. Eine Entscheidungsgrundlage für die neue Struktur solle innerhalb von vier Wochen vorliegen, hieß es./wbö/DP/wiz

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