28.12.2018 14:22:45

XETRA-SCHLUSS/2018 war ein extrem schlechtes Aktienjahr

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--"Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt" - So kann man das Aktienjahr 2018 zusammenfassen. Am 23. Januar notierte der DAX mit 13.597 Punkten auf seinem Allzeithoch. Bereits früh im Jahr fingen große US-Fonds aber an, auf Kursverluste am deutschen Aktienmarkt zu wetten. Bereits schnell sollten sie Recht bekommen, innerhalb weniger Wochen verlor der Index über 10 Prozent an Wert. Ein fester Euro sowie steigende Zinsen lieferten damals die Argumente, Aktien zu verkaufen. Von diesem Schock erholte sich der deutsche Aktienmarkt nicht mehr.

Inzwischen hat der Gegenwind für Aktien zugenommen. Die großen Notenbanken fahren eine restriktivere Geldpolitik, US-Präsident Donald Trump übt sich als Konstrukteur immer neuer Handelsbarrieren und immer wieder sorgt der näher rückende Brexit für weiter unbeantwortete Fragen. Dazu kam ein Jahrhundertsommer, der sowohl den Konsum wie auch die Wirtschaft lähmte. Mit Vorlage der Zahlen zum 2. und 3. Quartal hagelte es Gewinnwarnungen quer Beet. Über das Jahr gesehen summierte sich das Minus im DAX auf 18 Prozent, damit lieferte er das schlechteste Ergebnis seit 2008. Seit seinem Allzeithoch brach der Index sogar um 22 Prozent ein. Am letzten Handelstag des Jahres schloss der Performance-Index 1,7 Prozent höher bei 10.559 Punkten.

TecDAX noch die beste Wahl innerhalb der DAX-Familie

Im abgelaufenen Jahr war, wie bereits 2017, die Investition in den TecDAX keine schlechte Wahl. Nach einem Plus von 40 Prozent im Vorjahr zog er sich mit einem kleinen Minus von 3,1 Prozent gekonnt aus der Affäre. Für den DAX, den MDAX (minus 17,6 Prozent) wie auch den SDAX (minus 20 Prozent) ging es nahezu im Gleichschritt nach unten. Dies liegt unter anderem daran, dass die Aktien der Automobilhersteller wie auch deren Zulieferer, die in allen drei Indizes stark vertreten sind, dieses Jahr durch die Bank deutlich nachgaben.

Positiv zu erwähnen ist dagegen der Real-Estate-Index, in dem die Immobilienwerte vertreten sind. Er ist bereits das fünfte Jahr in Folge gestiegen, 2018 immerhin um gut 3 Prozent. In dem Index sind 15 Werte enthalten, darunter Bestandshalter in Immobilien wie die im DAX gelistete Vonovia. Aber auch die steuerlich interessanten Reits wie Alstria Office oder Hamborner gehören in den Real-Estate-Index. Gegen den Sektortrend haben sich Deutsche Euroshop in den vergangenen drei Jahren schwach entwickelt, die Aktie hat in diesem Jahr erneut 25 Prozent verloren. Nachdem in den USA seit Jahren die Shopping-Malls unter dem Online-Geschäft leiden, scheint diese Welle auch nach Deutschland überzuschwappen.

Automobilbranche krankt

Zollschranken sind Gift für die exportstarken deutschen Unternehmen. Dies trifft vor allem für die Automobilindustrie zu, die den Großteil ihrer Produkte ins Ausland verkauft. In Großbritannien streiken die Käufer bereits, da sie nicht wissen, wie es nach dem Brexit weitergeht. Aber auch "Dieselgate" sowie das Fahrverbot in deutschen Städten sind keine Verkaufsschlager.

Wie es der deutsche Automobilindustrie geht, wenn die Kunden vermehrt Hybrid- oder Elektro-Fahrzeuge kaufen wollen, ist schwer zu prognostizieren. Die Investoren sind sich einig, dass das Risiko, in diese Branche zu investieren, extrem hoch ist. Das in der ersten Jahreshälfte gesehene Wachstum konnte nicht fortgeschrieben werden, auch weil die Nachfrage aus China zusehends schwächelte. So kam es dazu, dass eine ganze Reihe von Herstellern und Zulieferern im Herbst teils heftige Gewinnwarnungen lieferten.

Deutsche Großbanken immer weniger Wert

Von der Finanzkrise haben sich die deutschen Banken nie mehr erholt. Während die Aktie der Deutschen Bank in diesem Jahr mit einem Minus von 56 Prozent den größten Verlierer im DAX stellt, ist die Aktie der Commerzbank (minus 54 Prozent) wegen schwindender Marktkapitalisierung in den MDAX abgestiegen. Besserung ist für die beiden Finanzhäuser nicht in Sicht. Während die Deutsche Bank noch immer unter den Kosten für laufende Prozesse leidet und es immer wieder mit neuen Skandalen, wie jüngst der Geldwäsche, in die Schlagzeilen schafft, gelingt es der Commerzbank nicht, sich nachhaltig profitabel aufzustellen.

Die vergangenen Jahre wurde die Commerzbank als Kandidat gehandelt, der von der Unicredit oder einer der großen französischen Banken übernommen wird. Jüngst mehrten sich die Hinweise, dass sich die Politiker in Berlin gerne einen nationalen Champion wünschten. Also ein Zusammengehen der Deutschen Bank und der Commerzbank, die ihrerseits bereits 2008 die Dresdner Bank gekauft hatte. An der Börse wird allerdings bezweifelt, dass aus dem Zusammenschluss zweier Fußkranker ein Champion wird.

Die diesjährigen Desaster lassen sich noch weiterführen. So kaufte sich Bayer (minus 39,2 Prozent) mit Monsanto nicht den gewünschten Gewinnbringer ein, sondern einen Flut an Klagen, die für die Anteilseigner ein kaum abzuschätzendes Risiko bedeuten. Thyssenkrupp laboriert noch immer an der Positionierung und konzentriert sich verstärkt auf Dienstleistungen anstatt auf Stahl. An der Börse kann das Unternehmen mit der latenten Führungsschwäche kaum Investoren für sich begeistern - die Aktie verlor in den vergangenen zwölf Monaten 37,8 Prozent an Wert.

Bundesanleihen nicht die schlechteste Wahl

Wenn es am Aktienmarkt nach unten geht, bieten Anleihen meist eine Alternative. Vor allem, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) Monat für Monat Bundesanleihen kauft. Die Kurse der Anleihen legten im Jahresverlauf einen Tick zu, so dass hier ein kleines Plus hätte erzielt werden konnte. Allerdings liegen die Renditen am kurzen Laufzeitende unverändert im Minus, so dass ein Investment ein Nullsummenspiel für die meisten Anleger geliefert hat. Was will man mehr. Und sollte es im kommenden Jahr zu einem ungeordneten Brexit kommen oder Italien oder auch Frankreich die Defizitregeln markant verletzen, dürften Bundesanleihen erneut nicht die schlechteste Wahl sein.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

December 28, 2018 08:23 ET (13:23 GMT)

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