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Carsten Müller-Kolumne 19.12.2012 11:00:00

Wiener Börse: Mehr Mut

Kolumne

Das kam nicht ganz überraschend, da nach den Vorjahresverlusten ein technischer Rebound in der Luft lag. Dass dieser aber so umfänglich ausfiel, war natürlich auch einigen fundamentalen Gegebenheiten zu verdanken.

Es ist sicherlich nicht ehrenrührig, die österreichische Wirtschaft als so eine Art "Deutschland light" zu bezeichnen. Damit wird gezeigt, dass hierzulande zwei Themen bestimmend sind, die für Investoren attraktiv sind.

Über dem Durchschnitt

Dabei geht es zum einen um eine starke Exportorientierung - vor allem in technischen Bereichen wie Maschinenbau und Autozulieferer. Zwar verursachte auch hier die Staatsschuldenkrise einige Bremsspuren. Dennoch wartet die Wirtschaft seit 2005 durchgängig mit einem höheren Wachstum auf als der Durchschnitt der Euro-Zone. So auch im ablaufenden Jahr, für das die Schätzungen von einem BIP-Wachstum um 0,8 Prozent ausgehen. Für die Euro-Zone wird mit einem Minus von rund 0,4 Prozent (Stand November) gerechnet, für 2013 nur mit einem Mini-Plus von 0,1 Prozent. Österreich soll es da auf ein Wachstum von 0,9 Prozent bringen und könnte dabei sogar das deutsche Wachstum übertrumpfen, das derzeit mit 0,8 Prozent angesetzt ist.

Darin spiegelt sich auch ein starker Anteil einer eher mittelständig geprägten Wirtschaftsstruktur wider. Ähnliches finden wir zwar auch in Deutschland. Doch wird dies dort durch die zahlreichen Weltkonzerne verwässert, die sich im internationalen Wettbewerb behaupten müssen. Dies geht auch Hand in Hand mit den Exportstrukturen.

Für Österreich gilt dabei: Mehr als 30 Prozent der Exporte gehen ins Nachbarland Deutschland, nur geringe einstellige Prozentwerte fallen bei anderen Märkten an. In der Summe sicherlich auch bedeutend, doch gilt hier ganz klar: Geht es Deutschland gut, profitiert auch Österreich. Und das durchaus fokussierter.

Enger Markt

Das findet auch seinen Widerhall am Aktienmarkt, allerdings hat die Börse ein großes Problem: Mit knapp 64 Milliarden Euro bringen die Österreicher im ATX nicht einmal ein Zehntel der Marktkapitalisierung des Pendants DAX auf die Waage. Entsprechend zurückhaltend sind nicht nur institutionelle Anleger, sondern auch Privatanleger. Jüngste Studien zeigen, dass - gemessen an der Gesamtbevölkerung - nur 3 Prozent der Österreicher Wertpapiere (Aktien, Anleihen, Fonds etc.) besitzen.

Damit vergeben sich viele die Möglichkeit, nicht nur einen nachhaltigen Vermögensaufbau zu gestalten, sondern angesichts vorhandener Teuerungsraten und niedriger Zinsen überhaupt ihre Geldwerte zu erhalten. Was noch weniger nachzuvollziehen ist, wenn man bedenkt, dass es etliche österreichische Firmen gibt, die nicht nur regional, sondern auch international eine interessante Positionierung erreicht haben.

Immerhin: Noch ist ein Ende des Aufwärtstrends an der Wiener Börse nicht in Sicht. Es gibt also noch attraktive Anlage-Chancen. Deshalb sollten Anleger auch wieder Mut zur Nische beweisen. Die Performance vieler Einzelaktien an der Wiener Börse hat gezeigt, was vermeintliche Spezialisten bringen können. Natürlich bedarf es dazu entsprechender Information und Risikobewusstsein.

Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber von Börse Global (www.boerse-global.de) tätig. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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