Batterieträger |
29.01.2018 10:32:47
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voestalpine sieht große Chancen im Geschäft mit E-Autos
Stahl dürfte sich im Massenmarkt für Elektroautos als Werkstoff für die Racks aus Kostengründen gegenüber Aluminium durchsetzen, schätzt der Konzernchef. Eine endgültige Prognose traue er sich allerdings noch nicht zu, schränkte er ein. Kürzlich hat auch thyssenkrupp ein Konzept für ein Batteriegehäuse aus Stahl vorgestellt.
Dem Batterie-Rack kommt im Gesamtsystem des Elektrofahrzeugs eine große Bedeutung zu. Zum einen soll es höchste Anforderungen an die Sicherheit erfüllen. "Die Racks müssen ja jede Art von Crash unbeschädigt überstehen", sagte Eder. Denn die Batterie ist nicht nur das mit Abstand teuerste Bauteil eines Elektroautos. Würde sie beschädigt, könnte sie leicht in Flammen aufgehen.
Konzeptionell noch Nachholbedarf
Zum anderen muss das Batteriegehäuse wie das Fahrzeugchassis so leicht wie möglich ausfallen, damit die Reichweite des E-Autos nicht leidet. "Da gibt's etwa auch im Vergleich zur Batterieentwicklung konzeptionell noch Nachholbedarf", sagte Eder. Angesichts der erwartbar steigenden Nachfrage nach Racks buhlen verschiedene Unternehmen mit unterschiedlichen Konzepten um diesen Markt.
Mit einem Kunststoffgehäuse will es etwa der deutsche Chemiekonzern Covestro versuchen. Techniker der Bayer-Abspaltung sagten vor wenigen Tagen bei einer Presseveranstaltung, ein Gehäuse aus Kunststoff sei nicht nur leicht, sondern isoliere die gegen Temperaturschwankungen empfindliche Batterie auch effektiv.
voestalpine erwirtschaftet rund ein Drittel seines Jahresumsatzes von zuletzt 11,3 Milliarden Euro mit der Autobranche. Bei Autos mit Verbrennungsmotor dürfte Stahl weiter das Maß aller Dinge bleiben. "Ich gehe auf Basis der heutigen Autokonzeption, das heißt, unter Berücksichtigung von Verbrennungs- oder Hybridmotor für die nächsten 15 bis 20 Jahre, davon aus, dass sich an den Relationen, was die Werkstoffe betrifft, nicht allzuviel ändern wird."
Der Einsatz des Aluminiums im Autobau werde von den hochfesten Stählen gebremst. Einschließlich der Mittelklasse werde auf Aluminium aus Kostengründen wegen des Preises auch künftig verzichtet werden.
Kein Rückzug aus dem Stahl
Ein Ausstieg aus dem Stahl ähnlich wie bei thyssenkrupp kommt für Eder nicht infrage, auch wenn der 65-Jährige das österreichische Unternehmen in den vergangenen 16 Jahren ganz gezielt in Richtung "Qualitäts- und Technologieführerschaft" weiterentwickelt hat. Vor zwei Jahren sei diese Option intern intensiv diskutiert, aber sehr deutlich verworfen worden. "Wir würden alle Produkte und Prozesse, die auf unserem eigenen Stahl basieren, schwächen, weil wir eine vergleichbare Qualitätsbasis woanders nicht sehen."
Überdies zahle sich die hohe Integration in der Wertschöpfungskette aus. "Wenn wir etwa im Stahl 8 Prozent oder 9 Prozent EBIT-Marge machen und dann bei den Automobilkomponenten noch einmal 6 oder 7 Prozent, dann optimieren wir damit unsere Marge auf Konzernebene. Anders wäre das nicht erreichbar", sagte Eder.
Die anhaltenden Überkapazitäten in der Stahlerzeugung, deretwegen thyssenkrupp und Tata ihr europäisches Stahlgeschäft fusionieren wollen, betreffen voestalpine nicht: Sein Konzern sei "zum Glück so klein, dass wir unsere Flachstahlproduktion von rund 5,5 Millionen Tonnen an Fertigprodukten zur Gänze auf den Hightech-Bereich konzentrieren können", so Eder. "Commodities und der Spot-Markt sind für uns damit nicht relevant."
Mit Umsatzschätzung "kann ich leben"
Das aktuelle Geschäftsjahr von voestalpine läuft bis Ende März. Obwohl der Linzer Konzern im Spätherbst das beste Halbjahresergebnis seit der Lehman-Pleite verkünden konnte, hält Eder den Ball mit Blick auf die Erwartungen an das Jahresergebnis flach. Analysten gehen derzeit von rund 12,5 Milliarden Euro Umsatz aus. "Damit kann ich leben", sagte Eder. "Ergebnismäßig halten wir an der bisherigen Vorschau fest, das heißt, dass sich die Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr deutlich positiv entwickeln werden." Dazu trügen wie in jedem Jahr "etwa 300 Millionen Euro an Effizienzsteigerungen und Einsparungen" bei.
Was seine persönliche Zukunft an der Konzernspitze angeht, an der er seit bald 14 Jahren steht, äußert sich Eder sehr zurückhaltend. Im März 2019 läuft sein Vertrag aus. Bis zur Jahresmitte werde er mit dem Aufsichtsrat seine "Zukunft abklären".
Nachdem der deutsche Chiphersteller Infineon kürzlich angekündigt hat, Eder solle "mittelfristig" Chef des Aufsichtsrates werden und es dann in Medienberichten hieß, der Manager wolle bei voestalpine noch eine Verlängerung als CEO, war spekuliert worden, Eder werde erst nach seinem Rückzug in Linz volle Verantwortung in Neubiberg übernehmen.
"Es ist klar, dass ein Aufsichtsratsvorsitz bei einem deutschen Unternehmen fordernder ist als anderswo", sagte Eder auf die Frage, ob sich beide Posten vereinbaren ließen. "Nächster Schritt ist jetzt einmal die Aufsichtsratsmitgliedschaft, die zeitlich mit der CEO-Rolle bei voestalpine in jedem Fall vereinbar ist."
DJG/kla/rio/sha
FRANKFURT (Dow Jones)
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