18.08.2016 17:40:46
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UPDATE2/VW droht Produktionsstopp wegen Streit mit Zulieferer
--Volkswagen prüft Kurzarbeit oder Überstundenabbau in mehreren deutschen Werken
--Zulieferkonzern hat Lieferung von Sitz- und Getriebeteilen eingestellt
--Gericht hat Unternehmen zur Lieferung verpflichtet
--Bis zu 20.000 Volkswagen-Mitarbeitern drohen Zwangspausen
(NEU: Angaben zur Zahl der betroffenen Mitarbeiter, Angaben zu Werken in Zwickau und Braunschweig)
Von Hendrik Varnholt
FRANKFURT (Dow Jones)--Volkswagen droht ein weitgehender Stillstand seines deutschen Produktionsnetzwerks: Der Autokonzern prüfe wegen des Lieferstopps durch einen Zulieferer Produktionseinschränkungen in seinen Werken Wolfsburg, Zwickau, Braunschweig und Kassel, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag auf Anfrage von Dow Jones Newswires. Nach den Worten eines Insiders steht im Raum, die Mitarbeiter mit Hilfe von Kurzarbeit oder Überstundenabbau in eine Zwangspause zu schicken. Schon seit dem heutigen Donnerstag gilt nach Angaben eines Volkswagen-Sprechers im Werk Emden Kurzarbeit. Die informierte Person sagte, insgesamt könnten letztlich rund 20.000 Beschäftigte von den Schritten betroffen sein.
Hintergrund ist ein Streit mit einem Zulieferer. Das Unternehmen habe die Lieferung von Bauteilen ausgesetzt und diese auch trotz einer gerichtlichen Verfügung bislang nicht wieder aufgenommen, teilte Volkswagen mit.
Wie die mit der Angelegenheit vertraute Person sagte, fehlen dem Wolfsburger Werk Teile von Getrieben für die Modelle Golf und Sportsvan. Der Vorrat reicht den Angaben zufolge nur noch für wenige Tage. Nehme der Zulieferer die Lieferungen nicht wieder auf, werde in Wolfsburg, Zwickau und Braunschweig voraussichtlich schon in der nächsten Woche Kurzarbeit oder Überstundenabbau nötig. In Emden fehlen laut dem Insider Teile von Autositzen, die der selbe Konzern herstellt, der auch die Getriebeteile für das Wolfsburger Werk produziert.
Bei der Zulieferergruppe handelt es sich um den Konzern Prevent mit Deutschlandsitz in Wolfsburg, wie aus Angaben des Landgerichts Braunschweig hervorgeht. Ein Sprecher des Gerichts sagte am Donnerstag auf Anfrage, Volkswagen habe jüngst Verfahren gegen den Sitzteile-Hersteller Cartrim und das Unternehmen ES Automobilguss geführt. In beiden Fällen habe das Gericht entschieden, dass die Hersteller ausgesetzte Lieferungen wieder aufnehmen müssten. Sowohl Cartrim als auch ES Automobilguss gehören letztlich zum Prevent-Konzern, dessen Eigentümer laut Handelsregister aus Bosnien-Herzegowina stammen.
Der Geschäftsführer von ES Automobilguss, Alexander Gerstung, bestätigte gegenüber Dow Jones Newswires, dass sich sein Unternehmen "in einer juristischen Auseinandersetzung mit Volkswagen" befinde. Weitere Angaben zu dem Streit machte er aber nicht und verwies darauf, zur Vertraulichkeit verpflichtet zu sein. Bei Cartrim war am Dienstagnachmittag niemand für einen Kommentar zu erreichen. Prevent war zunächst nicht zu einer Stellungnahme bereit. Eine Mitarbeiterin sagte, das Unternehmen prüfe noch, ob es eine Pressemitteilung versende.
Nach den Angaben des Gerichtssprechers sind die Entscheidungen gegen die Hersteller von Sitz- und Getriebeteilen zwar nicht rechtskräftig, aber vollstreckbar. Im Fall des Sitzteileproduzenten Cartrim habe das Gericht Volkswagen in einer mündlichen Verhandlung Recht gegeben. Gegen das Urteil sei eine Berufung vor dem Oberlandesgericht möglich. Im Fall des Getriebeteileherstellers habe das Gericht eine Einstweilige Verfügung erlassen, gegen die der Zulieferer Widerspruch eingelegt habe. In der Angelegenheit komme es deshalb am 31. August zu einer mündlichen Verhandlung.
Offen blieb zunächst der Grund des Streits zwischen Volkswagen und den Unternehmen der Prevent-Gruppe.
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
DJG/hev/mgo
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August 18, 2016 11:09 ET (15:09 GMT)
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