25.07.2008 12:54:00
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UPDATE2: Vattenfall Europe verkauft Stromnetz bis Mitte 2009
(NEU: Details, Reaktionen, Hintergrund)
Von Andreas Heitker Dow Jones NEWSWIRES DÜSSELDORF (Dow Jones)--Nach der E.ON AG will jetzt auch die Vattenfall Europe AG ihr Höchstspannungsnetz in Deutschland verkaufen. Der in Berlin ansässige Konzern kündigte am Freitag an, bereits in den kommenden Tagen potenzielle Investoren ansprechen zu wollen. Der Verkauf soll in der ersten Jahreshälfte 2009 abgeschlossen sein.
Zur Begründung verwies Vattenfall auf die seit Monaten andauernde politische Debatte um eine eigentumsrechtliche Entflechtung in der Energiewirtschaft. "Wir haben in den vergangenen Monaten intensiv alle Optionen geprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Verkauf unseres Höchstspannungsnetzes an einen seriösen und finanzstarken Investor eine sinnvolle Lösung sein könnte", erklärte der Vorstandsvorsitzende Tuomo Hatakka.
Beraten wird Vattenfall bei der Transaktion von der Citigroup, die auch der erste Ansprechpartner für potenzielle Käufer ist. Diese können den Angaben zufolge auf Basis eines vertraulichen Informationspaketes ein indikatives Angebot abgeben. Danach sei beabsichtigt, einer kleineren Anzahl von Bietern in einem Due-Diligence-Prozess die Prüfung detaillierter Unterlagen über die Vattenfall Europe Transmission GmbH - den Netzbetreiber des Konzerns - zu gewähren. Erst dann sollen bindende Angebote abgegeben werden.
Interessenten müssen nach Angaben von Vattenfall "langfristig orientiert sein, substanzielle Investitionen in den Netzausbau sicherstellen und durch die weitere Gewährleistung eines freien Netzzuganges die europäische Integration des Strommarktes fördern". An der Erfüllung dieser Kriterien habe auch Vattenfall selbst ein großes Eigeninteresse, erklärte das Stromunternehmen.
Die Vattenfall Europe Transmission GmbH betreibt mit rund 500 Mitarbeitern das 380/220-Kilovolt-Übertragungsnetz in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern sowie Hamburg. Die Netzlänge beträgt rund 9.500 Kilometer. Der Vattenfall-Netzbetreiber verbuchte 2007 einen Umsatz von 3,3 Mrd EUR.
Das Vattenfall-Netz hat strategisch wichtige Verbindungen mit den Hochspannungsleitungen von Dänemark, Polen und Tschechien. Durch seine Küstenlage ist es allerdings auch besonders vom Ausbau der Windenergie betroffen, worauf am Freitag unter anderem auch der Sal.-Oppenheim-Analyst Matthias Heck verwies. Genau wie E.ON müsse auch Vattenfall Investitionen stemmen, damit das Netz den steigenden Windenergie-Anteil aufnehmen könne, erklärte er. Dies habe bei beiden Unternehmen wohl die Entscheidung zu einem Verkauf des Netzes mit beeinflusst. Die Vattenfall-Entscheidung, das Netz abzugeben, sei deshalb auch nicht wirklich überraschend.
Die E.ON AG hatte auf Druck der Europäischen Union bereits Ende Februar einen Verkauf ihres rund 10.000 Kilometer langen Übertragungsnetzes angekündigt. Der Düsseldorfer Konzern will mit der Abgabe des Netzes und von Kraftwerkskapazitäten erreichen, dass die Kommission im Gegenzug ein Kartellverfahren im Strombereich fallen lässt. Endgültig soll über den Deal mit Brüssel wahrscheinlich im Herbst entschieden werden. Danach hätte der Konzern zwei Jahre Zeit für den Verkauf des Netzes.
Die EU-Kommission, die seit Monaten auf eine eigentumsrechtliche Entflechtung der Energieversorger drängt, begrüßte am Freitag die Vattenfall-Entscheidung. Energie-Kommissar Andris Piebalgs erklärte, er sei überzeugt, dass sowohl Verbraucher als auch Stromproduzenten von einem Verkauf der Übertragungsnetze profitierten - sie erhielten mehr Wettbewerb und Wahlfreiheit.
Die Absichten Vattenfalls passten "perfekt zu Buchstaben und Geist" des von der Kommission vorgeschlagenen Gesetzespakets zum Energiebinnenmarkt, dass noch in diesem Jahr unter französischer Ratspräsidentschaft zu einem Abschluss kommen soll.
Die beiden anderen deutschen Betreiber von Hoch- und Höchstspannungsnetzen - die EnBW Energie Baden-Württemberg AG und die RWE AG - wollen ihre Stromleitungen behalten. Dies hatten beide Unternehmen in jüngster Zeit wiederholt angekündigt.
RWE hatte noch vor zwei Wochen sogar angeboten, die Führung im gesamten deutschen Strom-Höchstspannungsnetz zu übernehmen und auch den weiteren Netzausbau zu koordinieren. "Zu diesem Angebot stehen wir voll und ganz", betonte ein RWE-Sprecher am Freitag. Die Vattenfall-Entscheidung habe daran nichts geändert.
EnBW sieht den RWE-Vorschlag allerdings skeptisch. Die Netze gelten für den Karlsruher Versorger als Kerngeschäft. Auch die unternehmerische Führung will EnBW nicht abgeben. "An unserer Position ändert sich durch die Vattenfall-Entscheidung nichts", bekräftigte ein Sprecher am Freitag.
Webseite: http://www.vattenfall.de
-Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires, +49 (0)211 13872 14, andreas.heitker@dowjones.com DJG/hei/jhe (END) Dow Jones Newswires
July 25, 2008 06:51 ET (10:51 GMT)
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