03.05.2013 18:04:33

UPDATE2: ThyssenKrupp steht bei Stahlwerk-Verkauf vor Durchbruch

   -- Gespräche zum Verkauf von Steel Americas sollen "zeitnah" abgeschlossen werden

   -- Brasilianische CSN will laut Informant mehr als 3 Milliarden US-Dollar zahlen

   -- Abschluss des Deals wohl nicht vor Quartalszahlen am 15. Mai

   -- Verkauf könnte Kapitalerhöhung nach sich ziehen

   -- Thyssen-Aktie steigt deutlich

   (NEU: Aussagen von Informanten, Hintergrund, Aktienkurs)

   Von Eyk Henning und Jan Hromadko

   ThyssenKrupp steht beim Verkauf seiner defizitären Übersee-Stahlwerke offenbar vor einem Durchbruch. Das Unternehmen führe Verhandlungen mit dem brasilianischen Stahlhersteller Cia. Siderurgica Nacional (CSN), sagten mit dem Vorgang vertraute Personen. Der Kaufpreis soll bei mehr als 3 Milliarden US-Dollar liegen.

   Der DAX-Konzern wäre seine Verlustbringer dann los, müsste aber weiter Abschreibungen und möglicherweise auch eine Kapitalerhöhung vornehmen, sagte ein Informant.

   "Wir befinden uns in intensiven Verhandlungen über den Verkauf von Steel Americas", hatte die Gesellschaft mitgeteilt und dabei auf das Tempo gedrückt. "Wir konzentrieren uns unverändert darauf, ein Signing zeitnah zu erreichen."

   Involviert in diese Gespräche seien sowohl der ThyssenKrupp-Partner Vale, der rund 27 Prozent an dem zum Verkauf stehenden brasilianischen Werk hält, als auch die Entwicklungsbank BNDES und Regierungsstellen des Landes.

   Thyssen, CSN und Vale verhandelten mit der Entwicklungsbank über eine Finanzierung im Volumen von 800 Millionen Dollar, sagte ein Informant. Die Mittel seien nötig, um das Werk auf Wirtschaftlichkeit zu trimmen.

   Die Aktie von Thyssen geht am Freitag beflügelt durch die Informationen deutlich nach oben. Das Papier verteuert sich um über 7 Prozent auf 14,34 Euro. Zum Wochenausklang sind den deutlichen Verlusten am Donnerstag aber auch viele andere Stahlwerte wieder gefragt. Der Branchenindex steigt um 2,4 Prozent.

   ThyssenKrupp will die beiden Werke in Brasilien und im US-Bundesstaat Alabama, die noch mit 3,9 Milliarden Euro in den Büchern des Konzerns stehen, schon seit längerem loswerden. Erst im vergangenen Geschäftsjahr musste das Unternehmen 3,6 Milliarden Euro auf die Produktionsstätten abschreiben. Dies trug wesentlich zum Jahres-Nettoverlust des Konzerns von rund 5 Milliarden Euro bei. Insgesamt hat ThyssenKrupp für die Anlagen inklusive Hochlaufkosten bislang rund 12 Milliarden Euro ausgegeben.

   Der DAX-Konzern wollte mit dem Engagement in den USA und in Brasilien die Stahlfertigung auf zwei Kontinenten verbinden und dabei von niedrigen Lohn- und Energiekosten in Brasilien sowie den hohen Preisen für Endprodukte in den USA profitieren.

   Die beiden Fabriken gelten als die weltweit modernsten Industrieanlagen der Branche. Nach den ursprünglichen Plänen hatte ThyssenKrupp das US-Werk mit Stahlbrammen aus der brasilianischen Produktionsstätte speisen wollen. Abnehmer sollte unter anderem die Autoindustrie in den USA sein.

   Die Finanzkrise und ihre Folgen warfen die Pläne um: Während der Wirtschaftsboom in Brasilien die Löhne dort steigen ließ und zu einer Aufwertung der brasilianischen Währung führte, gingen die Nachfrage und damit die Stahlpreise in den USA angesichts der lahmenden Wirtschaft zurück. Technische Schwierigkeiten vor allem beim Aufbau des brasilianischen Werks verursachten weitere Kostensteigerungen.

   ThyssenKrupp würde es vorziehen, dass CSN die Werke für mehr als 3 Milliarden Dollar, damit aber deutlich unter dem Buchwert von 5 Milliarden Dollar übernehme, sagte eine informierte Person. Eine Option wäre, dass der Konzern 33 Prozent an der brasilianischen Anlage behalte.

   Von CSN hieß es zu den Informationen, das Unternehmen kommentiere Spekulationen nicht.

   Die Brasilianer gelten derzeit als Favorit für den Zuschlag. Im Rennen ist laut einer informierten Person auch noch ein Joint Venture von Arcelor-Mittal und Nippon Steel & Sumitomo Metal. Es hat ein verbindliches Angebot von rund 2 Milliarden Dollar für den Standort in Alabama abgegeben. ArcelorMittal wollte sich dazu am Freitag nicht äußern.

   Eine weitere Person sagte, wegen der Komplexität der Transaktion sei es unwahrscheinlich, dass ThyssenKrupp den Deal noch vor den Zweitquartalszahlen am 15. Mai abschließen kann.

   Sollte sich ThyssenKrupp für eine Kapitalerhöhung entscheiden, so dürfte ihr Volumen den voraussichtlichen Abschreibungen entsprechen, hatten Analysten von J.P. Morgan Ende April geschätzt. Am Markt werde eine Kapitalerhöhung von 1 bis 2 Milliarden Euro erwartet. J.P. Morgan schätzt den Erlös aus dem Verkauf der Stahlwerke auf 2,5 Milliarden Euro.

   Goldman Sachs und Morgan Stanley beraten ThyssenKrupp bei der Transaktion.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

   DJG/DJN/bam/kla

   (END) Dow Jones Newswires

   May 03, 2013 11:33 ET (15:33 GMT)

   Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 11 33 AM EDT 05-03-13

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