28.10.2008 16:15:00
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UPDATE: Spekulationen treiben Kurs der VW-Aktie weiter an
Von Katharina Becker Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Der Höhenflug der Volkswagen-Aktie hat sich auch am Dienstag fortgesetzt. Mit dem kurzzeitigen Sprung über die Marke von 1.000 EUR pro Aktie war der Wolfsburger Automobilbauer zeitweise das wertvollste Unternehmen der Welt - noch vor dem US-Mineralölkonzern Exxon Mobil Corp. Sehr zum Ärger einzelner Investoren sieht die Deutsche Börse bisher noch keinen Grund zum Eingreifen.
Für eine Aktie von Europas größtem Automobilbauer zahlten Anleger am Morgen zeitweise 1.005 EUR und damit fast doppelt so viel wie am Montag. Bereits zum Wochenstart hatte sich der Kurs des Papiers verdreifacht. An beiden Tagen sorgte die VW-Aktie dafür, dass sich der Leitindex Dax trotz überwiegend negativer Kurse im Plus hielt. Gegen 15.53 Uhr notierte die VW-Aktie 32% über dem Vortageskurs bei 686,04 EUR.
Die Gründe für die starken Kursbewegungen waren Analysten zufolge einmal mehr rein spekulativer Natur. Die Banken, mit denen die Porsche Automobil Holding SE die Optionsgeschäfte vereinbart habe, hätten wahrscheinlich VW-Aktien gekauft und diese an andere Investoren wie Hedgefonds verliehen, um eine Leihgebühr zu kassieren.
Die Hedgefonds, die ihrerseits auf fallende Kurse spekulierten, verkauften die Papiere wieder, um sie später billiger zurückzukaufen und die Differenz zu kassieren (Leerverkäufe). Je dichter der Zeitpunkt rückt, zu dem die Optionen eingelöst werden müssen, um so mehr Hedgefonds müssten nun VW-Aktien am Markt zurückkaufen, um die geliehenen Papiere zurückgeben zu können.
Weil nur wenige VW-Aktien am Markt verfügbar sind, kommt es zu starken Kursausschlägen. Wie wenige Papiere tatsächlich handelbar sind, hatte der VW-Großaktionär am Sonntag klar gemacht. Da verkündete der Stuttgarter Sportwagenhersteller überraschend, er strebe nicht nur eine Dreiviertelmehrheit bei Volkswagen an, sondern habe sich bereits direkt und über Optionen 74,1% an dem Wolfsburger Konzern gesichert.
Das Land Niedersachsen als zweitgrößter Aktionär besitzt rund 20,1% der VW-Papiere und würde seinen Anteil eher aufstocken, um seinen Einfluss bei dem wichtigsten Arbeitgeber der Region zu erhalten als bei solchen Kursen Kasse zu machen. "Das ist ein sehr attraktiver Preis", sagte Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) zu Dow Jones Newswires. Das Land verstehe sich jedoch als strategischer Investor. "Wir spekulieren und zocken nicht."
Von den verbleibenden knapp 6% liegt zudem ein Großteil bei Pensionsfonds und in Portfolios, die Aktienindizes nachbilden. Damit tendiert der Anteil verfügbarer VW-Aktien gegen Null.
Ein Porsche-Sprecher sagte am Dienstag, das Unternehmen verkaufe trotz des lukrativen Kurses keine seiner VW-Aktien. Eine solche Kursexplosion liege nicht im Interesse des Großaktionärs, betonte er. "Wir gehen davon aus, dass sich der Kurs irgendwann wieder beruhigt."
Zu Jahresbeginn hatte die Volkswagen-Aktie noch bei rund 150 EUR notiert. Realistischerweise müsste der Kurs gegenwärtig um die 69 bis 87 EUR liegen, sagen Analysten.
Kritik gab es von Deutschlands größter Fondsgesellschaft DWS, die von der Deutschen Börse eine Änderung der Regeln für die Zusammensetzung des DAX forderte. "Ich kritisiere heftig, dass ein Unternehmen wie Porsche in unverantwortlicher Art und Weise den VW-Kurs manipuliert", sagte DWS-Geschäftsführer Klaus Kaldemorgen der "Financial Times Deutschland" (Dienstagausgabe).
Porsche wehrte sich gegen den Vorwurf. "Hier werden Ursache und Wirkung vertauscht", sagte der Sprecher. Diejenigen, die auf fallende Kurse gewettet hätten und sich jetzt mit VW-Aktien eindecken müssten, hätten die Turbulenzen verursacht.
Trotz der Verwerfungen auf der Kurstafel sah die Deutsche Börse keinen Grund, die VW-Aktie vom Handel auszusetzen. Auch für den Rausschmiss des Wertes aus dem Leitindex sieht der Börsenbetreiber keinen Grund: "Die Börse richtet sich nach den Regularien", sagte ein Sprecher. Danach fliegt ein Wert aus dem DAX, wenn der Anteil der frei verfügbaren Papiere unter 5% rutscht.
Unterdessen nimmt die Finanzaufsicht (BaFin) den rasanten Kursanstieg unter die Lupe. "Wir prüfen auf Insiderhandel und Marktmanipulation", sagte eine Sprecherin der Bonner Behörde. Ob daraufhin eine formelle Untersuchung eingeleitet werde, sei aber noch nicht entschieden.
Möglicherweise wird sich die Situation aber bald entspannen. Denn für den späten Abend kündigte der Indexbetreiber Stoxx Limited ein "Index Update" an. Stoxx untersuche "die Situation um das Index-Unternehmen Volkswagen", erklärte die Gesellschaft, die von Deutscher Börse, Dow Jones & Co und der SIX Swiss Exchange getragen wird. Details nannte Stoxx nicht. Analyst Klaus Stabel von der Wertpapierhandelsbank ICF rechnete damit, dass es um das Gewicht der Volkswagen-Aktie im DAX gehen. "VW sorgt für DAX-Bewegungen von 400 Punkten und mehr, das gab es noch nie bei einem Einzelwert."
Webseiten: http://www.porsche-se.com http://www.volkswagenag.com http://www.niedersachsen.de/
- Von Katharina Becker, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 112, katharina.becker@dowjones.com (Herbert Rude hat zu diesem Bericht beigetragen).
DJG/kat/kla (END) Dow Jones Newswires
October 28, 2008 11:12 ET (15:12 GMT)
Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.- - 11 12 AM EDT 10-28-08
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