21.09.2007 11:09:00

UPDATE: Siemens-Prüfer entdecken 1,5 Mrd EUR dubiose Zahlungen

(Neu: Stellungnahme von Siemens, Hintergrund, Aktienkurs)

   MÜNCHEN (Dow Jones)--In der Korruptionsaffäre bei der Siemens AG haben die internen Prüfer nach einem Zeitungsbericht mittlerweile fragwürdige Zahlungen mit einem Gesamtvolumen von 1,5 Mrd identifiziert. Die US-Anwaltskanzlei Debevoise habe dem Aufsichtsrat erste Prüfungsergebnisse übergeben, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" am Freitag aus Konzernkreisen. Allein 1,16 Mrd EUR dubiose Zahlungen hätten die internen Prüfer in der Siemens-Telekommunikationssparte Com ausgemacht.

   Siemens hielt sich am Morgen auf Anfrage bedeckt. Ein Unternehmenssprecher sagte Dow Jones Newswires, der Technologiekonzern habe volles Vertrauen in die Arbeit der ermittelnden Behörden und Experten und unterstütze sie nach Kräften: "Zu den Details der Untersuchungen werden wir keine Stellung nehmen". Über den Stand der Ermittlungen berichtete der Konzern zuletzt am 25. Juli.

   Die von Debevoise identifizierten Zahlungen bei Com erstreckten sich laut Zeitung über die Jahre 1995 bis 2006. Erst seit 1999 werden in Deutschland Bestechungsdelikte einheimischer Unternehmen im Ausland strafrechtlich verfolgt. Die Ermittler von Debevoise stießen laut Bericht allein in den vergangenen vier Jahren in der Com-Sparte auf 440 Mio EUR, die durch schwarze Kassen geflossen seien. Da Siemens seit 2001 in New York an der Börse gelistet ist, interessiert sich auch die dortige Börsenaufsicht SEC für den Fall. Sie bekommt die Ermittlungen von Debevoise.

   In der Kraftwerkssparte hatten die US-Anwälte bereits schwarze Kassen im Volumen von fast 300 Mio EUR entdeckt. Insgesamt habe Debevoise damit bislang fragwürdige Transaktionen über fast 1,5 Mrd EUR entdeckt, heißt es in dem Zeitungsbericht. In der Automobilsparte VDO, die Siemens erst kürzlich an die Continental AG verkauft hat, fand Debevoise nach Informationen der Zeitung keine schwarzen Kassen.

   Ende Juli hatte Siemens bereits eingeräumt, dass der Umfang der möglicherweise als bedenklich einzustufenden Zahlungen im Zuge der internen Ermittlungen deutlich gestiegen war. Die Ende 2006 genannte Summe von 420 Mio EUR werde deutlich übertroffen, erklärte Siemens vor knapp zwei Monaten.

   Die Siemens-Aktie legte am Freitagvormittag in einem freundlichen Markt überdurchschnittlich zu. Das Papier notierte gegen 10.51 Uhr mit einem Plus von 2,2% bei 96,54 EUR.

   Webseite: http://www.siemens.de/

   http://www.sueddeutsche.de/

-Von Rolf Neumann, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 4031, rolf.neumann@dowjones.com

   DJG/rne/rio

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   September 21, 2007 05:08 ET (09:08 GMT)

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