31.05.2007 15:30:00

UPDATE: Kapitalmarkt feiert Investitionsprogramm von E.ON

(NEU: Weitere Aussagen aus der PK, Hintergrund, Analysten, Aktienkurs)

   Von Andreas Heitker

   Dow Jones Newswires

   DÜSSELDORF (Dow Jones)--Das 60-Mrd-EUR-Investitionspaket und die Neujustierung der Kapitalstruktur haben der E.ON AG am Donnerstag einen deutlichen Kursanstieg beschert. Bis zum frühen Nachmittag kletterte die E.ON-Aktie um 5,4% auf knapp 124 EUR und setzte sich damit mit Abstand an die DAX-Spitze. Analysten sagten, das vom Konzern verkündete Wachstumsprogramm bis 2010 sei deutlich ergeiziger als erwartet ausgefallen.

   E.ON-Finanzvorstand Marcus Schenck verwies am Donnerstag darauf, dass sich der Konzern mit dem Investitionspaket bis 2010 nicht von einer möglichen größeren Großakquisition verabschiedet. Die europäische Konsolidierung der Energiebranche sei noch nicht abgeschlossen, und E.ON bleibe weiter flexibel, sagte er auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Auch mit der künftig angestrebten Kapitalstruktur könne der Konzern eine solche größere Übernahme finanzieren. Möglicherweise seien dafür allerdings dann Beteiligungsverkäufe notwendig.

   Nach Angaben von E.ON sollen von den bis 2010 angekündigten Investitionen 42 Mrd EUR und damit etwa 70% der gesamten Ausgaben in Wachstumsprojekte fließen - vor allem in der Stromerzeugung. Allein 12 Mrd EUR sind für neue Kraftwerke vorgesehen, 3 Mrd EUR für den Ausbau der erneuerbaren Energien. E.ON will die Kapazitäten in der Stromerzeugung bis 2010 um rund 50% steigern. In den nächsten Jahren sollen 18 Kraftwerks-Projekte mit über 13.500 Megawatt ans Netz gehen, kündigte Vorstandsvorsitzender Wulf Bernotat am Donnerstag an.

   Hinzu kommen Assets von der Endesa, für die E.ON rund 10 Mrd EUR ausgeben wird. Der Düsseldorfer Konzern hatte sich mit Enel und Acciona auf die Übernahme von rund 30% der weltweiten Erzeugungskapazitäten des spanischen Stromversorgers geeinigt. Bernotat kündigte jetzt an, dass es in Spanien, Italien und Frankreich zudem Folgeinvestitionen von weiteren 11,7 Mrd EUR geben wird. Dies seien insbesondere Ausgaben nach 2009 für bereits vorher begonnene Kraftwerksprojekte.

   Etwa 6 Mrd EUR hat E.ON in dem Investitionspaket für die Regionen Russland, Türkei und Südosteuropa vorgesehen. Einen genauen Investitionsplan für Russland wollte Bernotat nicht nennen. Er bestätigte aber erstmals, dass E.ON am 6. Juni an einer Auktion teilnehmen werde, bei der 25,03% an dem Stromunternehmen OGK-5 versteigert werden. Die Auktion beginnt russischen Presseberichten zufolge mit einem Anfangspreis von umgerechnet gut 700 Mio EUR. Bernotat sagte jetzt, der Einstieg bei dem russischen Stromunternehmen könne E.ON rund 1 Mrd EUR kosten.

   In Russland gebe es Chancen und Risiken, sagte der Vorstandsvorsitzende. Das Land sei - ebenso wie die Türkei - ein großer, wachstumsstarker Markt, der sich zur Zeit öffne. "Jetzt ist die Zeit, sich hier zu positionieren", unterstrich Bernotat. Da wolle E.ON dabei sein.

   Weitere Investitionen in Russland plant E.ON weiter im Gasgeschäft. Bernotat zeigte sich "sicher", dass es zu einer Einigung mit Gazprom über das Gasfeld Jushno Russkoje kommen wird. Das einzige Problem bei den Gesprächen sei "die Verfügbarkeit der Gesprächspartner auf russischer Seite", sagte er - wolle aber nicht prognostizieren, wann es zu der angestrebten Vereinbarung kommen wird.

   E.ON will sich mit 25% an dem sibirischen Gasfeld beteiligen und hatte mit Gazprom bereits im vergangenen Sommer eine entsprechende Rahmenvereinbarung unterzeichnet. Die endgültige Einigung sollte eigentlich bereits Ende 2006 geschlossen werden. Einem Zeitungsbericht zufolge hatte Gazprom zuletzt weitere Nachforderungen gestellt. Insgesamt will E.ON bis 2010 etwa 10 Mrd EUR in das Gasgeschäft investieren.

   Das Investitionspaket insgesamt soll bis 2010 eine EBIT-Verbesserung von 4 Mrd EUR bringen - drei Viertel dieser Summe sollen aus den Wachstumsinvestitionen kommen, eine weitere Mrd EUR aus dem operativen Geschäft. Hier soll sich unter anderem die Optimierung des Handelsgeschäfts bemerkbar machen.

   E.ON kündigte an, den Handel und die Stromerzeugung künftig stärker europäisch auszurichten. Alle europäischen Handelsaktivitäten werden in der neuen Tochter E.ON Energy Trading gebündelt. Auch die Errichtung neuer Kohle- und Gaskraftwerke in ganz Europa werde durch diese neue Tochter gesteuert.

   Bernotat sagt auf der Pressekonferenz, bis 2010 sollten alle E.ON-Beteiligungen ihren "optimalen finanziellen und strategischen Wertbeitrag liefern". Dazu überprüfe der Konzern laufend sein komplettes Geschäftsportfolio und werde, wenn nötig, auch "aktiv Anpassungen vornehmen".

   Zahlreiche Analysten sagten am Donnerstag, dass die angekündigten Kapitalmaßnahmen von E.ON - auch der am Vortag veröffentlichte Aktienrückkauf für 7 Mrd EUR - deutlich über den eigenen Erwartungen lag. Theo Kitz von Merck Finck lobte das Paket als sehr aktionärsfreundlich. Es gebe jetzt weiteren Spielraum für die Bewertung der Aktie.

   Die Dresdner-Kleinwort-Experten halten langfristig einen Aktienkurs von 143 EUR für möglich. Die WestLB hob das Kursziel am Donnerstag auf 130 von zuvor 123 EUR an, Société Générale auf 135 von 115 EUR. Die Pläne des E.ON-Managements seien ergeiziger als gedacht, hieß es auch hier.

   Webseite: http://www.eon.com/

   -Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires; +49 (0)211 - 13872 14,

   andreas.heitker@dowjones.com

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