CDAX
27.02.2013 16:08:31
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UPDATE: Gerry Weber bleibt auf Expansionskurs
--Umsatz und Gewinn steigen zweistellig
--Expansion weiter im Fokus
--Aktionäre erhalten mehr Dividende
--Generationswechsel eingeläutet
(Durchgehend neu)
Von Natali Schwab
Der Damenmodehersteller Gerry Weber bleibt auf Wachstumskurs. Zukäufe, die Expansion ins Ausland sowie der Ausbau des eigenen Einzelhandels sorgten für ein Rekordjahr. Die Aktionäre sollen mit einer höheren Dividende am Geschäftserfolg teilhaben. Den Wachstumskurs will das Unternehmen auch im laufenden Geschäftsjahr 2012/13, das Ende Oktober endet, fortsetzen. Dabei will Gerry Weber weiter in die Welt expandieren. Noch erwirtschaftet der Modekonzern seinen Umsatz hauptsächlich in Deutschland. Dies soll sich aber mittelfristig ändern. Dabei setzt Vorstandschef Gerhard Weber unter anderem auf die USA und Asien.
Der 71-jährige, der das Unternehmen gründete und seit fast 40 Jahren an dessen Spitze steht, hat noch viele Pläne. Ende vergangenen Jahres hat er seinen Vorstandsvertrag noch einmal um ein Jahr bis Oktober 2014 verlängert - diesmal allerdings zum letzten Mal, wie er auf der Bilanzpressekonferenz betont. Danach will er in den Aufsichtsrat wechseln und das Unternehmen, an dem er selbst knapp 29 Prozent hält, auf diesem Weg weiter begleiten.
Ein Generationenwechsel wurde bereits eingeläutet: Sohn Ralf rückt zum 1. August in den Vorstand auf und wird dort den eigenen Einzelhandel sowie das Ressort Unternehmensentwicklung übernehmen. Er ist bereits seit mehreren Jahren im Unternehmen tätig und verantwortet das Geschäft mit dem eigenen Einzelhandel als Geschäftsführer.
Gerry Weber kann bei seiner Expansion auf einer guten Entwicklung aufbauen: Umsatz und Ergebnis wuchsen 2011/12 zweistellig. Der Umsatz kletterte um rund 14 Prozent auf 802 Millionen Euro und nähert sich damit dem mittelfristigen Umsatzziel von einer Milliarde. Dabei erzielte Gerry Weber sowohl im Inland als auch im Ausland zweistellige Wachstumsraten. Der Jahresüberschuss verbesserte sich sogar um knapp 18 Prozent auf rund 79 Millionen Euro. Trotz der steigenden Kosten für die Expansion erhöhte Gerry Weber auch die operative Marge vor Zinsen und Steuern leicht auf 14,5 Prozent. Die Aktionäre sollen mit 0,75 Euro je Aktie zehn Cents mehr Dividende erhalten als im Vorjahr.
Dabei war 2012 für den deutschen Modefachhandel eigentlich kein gutes Jahr, er schrumpfte nach Branchenschätzungen um etwa zwei Prozent. Wetterkapriolen, die die Saisonware in den Lägern verstauben ließ und die zunehmende Konkurrenz aus dem Internet durch Amazon, Zalando und Co waren die Gründe dafür.
"Wir sind eine der Ausnahmen, die es in Deutschland gibt", sagte Gerhard Weber im Gespräch mit dem Wall Street Journal Deutschland. Die Gründe für den Erfolg liegen in der Nische, in der sich Gerry Weber bewegt: "Wir bieten Mode bis Größe 48 und bei einer Marke auch bis 54 an, da haben wir wenige Mitbewerber." Dabei setzt das Unternehmen auf Passform und Qualität. Das biedere Image früherer Jahre hat Gerry Weber zudem längst abgestreift.
Und auch sonst macht das Unternehmen aus dem westfälischen Halle einiges anders. Das Erfolgsrezept: Alles unter einem Dach. Die Kollektionen der fünf Marken Gerry Weber, Gerry Weber Edition, G.W., Taifun und Samoon werden in Halle entworfen und entwickelt, dort werden auch die Prototypen gefertigt. Sieben Kollektionen je Marke gibt es im Jahr, mit jeweils drei Themen. So kann das Unternehmen im immer schnelllebigeren Modegeschäft etwa alle zwei Wochen neue Ware in die Läden bringen.
Auch der Vertrieb wird aus Halle gesteuert. Lediglich produziert wird im Ausland. Auch die Logistik will Gerry Weber nun "heimholen". Die bislang an den Standorten Osnabrück und Ibbenbüren bestehenden Läger sollen nach Halle verlegt werden, kündigte Weber an.
Zudem bleibt das Unternehmen bei seinem Standbein Damenmode. Auch künftig will Gerry Weber weder Herren- noch Kinderkleidung anbieten, um sich nicht zu verzetteln.
Diese Vorteile sollen auch bei der weiteren Expansion im Ausland helfen. "Auch international kommen wir immer mehr nach vorne", sagte Weber weiter. Das zeige sich auch in den USA. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, hat Gerry Weber hier klein angefangen: Mit zwei Shop-in-Shop-Flächen bei Bloomingdale's. Mittlerweile ist die Marke Gerry Weber in 21 Kaufhäusern der beiden Vertriebspartner Bloomingdale's und Dillard's vertreten. Dabei soll es nicht bleiben: "Unser Partner Bloomingdale's möchte nun nach Möglichkeit in allen seinen Läden Gerry Weber aufnehmen", sagte Weber.
Mittelfristig könne die Marke von 100 Millionen Euro Umsatz recht schnell erreicht werden, schätzt der Vorstandschef. "Wir wollen noch mit weiteren Partnern anfangen. Und auch mit eigenen Häusern expandieren", beschreibt er die weiteren Möglichkeiten.
Aber auch andere Länder hat er im Blick. Kanada, Südamerika, Asien und Osteuropa stehen auf seiner Liste. So soll nach und nach die Bedeutung des Inlandsgeschäfts abnehmen. "Mittelfristig streben wir einen Umsatzanteil aus dem internationalen Geschäft von zwei Dritteln an."
Auch das Geschäft mit dem eigenen Einzelhandel soll weiter ausgebaut werden. Dieses Jahr sollen 65 bis 75 neue eigene Verkaufsflächen eröffnet werden, insbesondere in Europa. "Wir wollen unseren Umsatzanteil im eigenen Einzelhandel weiter steigern", kündigte Weber an. Das Wholesalegeschäft, in dem noch knapp 63 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet werden, werde jedoch ein starkes Standbein bleiben. "Die Expansion wird in beiden Richtungen fortgesetzt."
Auch das Online-Standbein soll künftig stärker werden, um auf die Konkurrenz im Web zu reagieren. Um knapp 36 Prozent wuchs der Umsatz im E-Commerce im vergangenen Geschäftsjahr. Allerdings sind die Erlöse mit rund 16,5 Millionen Euro bislang noch gering. Zwar seien insbesondere die Jüngeren online-affin. Aber auch die Kundinnen von Gerry Weber seien immer stärker im Internet unterwegs, so Weber. "Bislang haben wir in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Niederlande Onlineshops. In die anderen Länder wollen wir auch nach und nach hineingehen", kündigte der Manager an.
Unter dem Expansionsdurst nicht leiden soll die Profitabilität. Im laufenden Geschäftsjahr soll das operative Ergebnis weiter steigen. Nach 115,9 Millionen Euro 2011/12 strebt Gerry Weber nun ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von bis zu 135 Millionen Euro an. Die entsprechende Marge soll auf bis zu 15 Prozent zunehmen. Der Umsatz soll wieder zweistellig wachsen - auf einen Wert von 890 bis 900 Millionen Euro.
Kontakt zum Autor: natali.schwab@dowjones.com
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February 27, 2013 09:37 ET (14:37 GMT)
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