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11.10.2024 22:29:00
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Tesla-Aktie unter Druck: Tesla zeigt lang erwartetes Robotaxi und autonomen Bus
Das "Cybercab" werde es auch zu kaufen geben - und es solle weniger als 30.000 Dollar kosten, sagte Musk. Tesla wolle die Produktion des Fahrzeugs voraussichtlich 2026 beginnen. Zugleich räumte der Tech-Milliardär ein, dass er dazu neige, zu optimistisch bei Zeitplänen zu sein.
Zunächst solle Software zum autonomen Fahren, bei der Menschen nicht eingreifen müssten, im kommenden Jahr in Texas und Kalifornien in den aktuellen Fahrzeugen Model 3 und Model Y auf die Straße kommen. Musk will nach wie vor nur mit Kameras und Software ohne teure Technik wie die Laser-Radare anderer selbstfahrender Autos auskommen.
Außerdem präsentierte Musk einen futuristisch aussehenden selbstfahrenden Bus mit dem Namen "Robovan", in den bis zu 20 Personen passen. Die keilförmige Front erinnert etwas an frühere Zukunftsvisionen für Lokomotiven. Die "Robovan" könnten auch Güter befördern, sagte Musk. Es gab keine Angaben dazu, wann die Fahrzeuge auf die Straße kommen könnten.
Einen Auftritt hatte auch Teslas humanoider Roboter "Optimus", der laut Musk "das größte Produkt jeder Art überhaupt" sein werde. Jeder Mensch werde mindestens einen als mechanischen Helfer haben.
Robotaxi-Fahrten in Hollywood-Studio
Musk ließ sich zur Bühne bei dem Event auf dem Gelände des Hollywood-Studios Warner Bros. in Los Angeles von einem der "Cybercabs" ohne Lenkrad und Pedale fahren. Da es ein Privatgelände ist, brauchte Tesla für die wochenlang vorbereitete Veranstaltung keine Genehmigung der Verkehrsbehörden.
In den weitläufigen Filmkulissen stellte Tesla eine kleine Flotte von "Cybercabs" bereit, um die Anwesenden zu kutschieren. Eingeladen waren Analysten sowie Tesla-Influencer, die den Elektroauto-Konzern und dessen Gründer online übermäßig loben. Medienvertreter waren nicht willkommen. Musk nahm sich für das Event Zeit von seiner Wahlkampf-Unterstützung für Donald Trump, der im November wieder ins Weiße Haus einziehen will.
Waymo macht bereits 100.000 Robotaxi-Fahrten pro Woche
Nun ist es so, dass Robotaxis zumindest in den USA längst auf der Straße sind. Besonders weit voraus ist die Google-Schwesterfirma Waymo, deren Fahrzeuge ohne einen Menschen am Steuer jede Woche mehr als 100.000 Fahrten mit Passagieren in vier US-Städten machen. Vor allem in San Francisco gehören die zu selbstfahrenden Autos umgebauten Jaguar-Elektrofahrzeuge von Waymo fest zum Stadtbild.
Nicht nur in den USA, auch in China sei Musk zu spät, teilte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer mit. "Robotaxen fahren in China seit drei Jahren in großer Zahl. Bis Musk damit in den Markt kommt, werden sie in allen großen Städten in China unterwegs sein." Er habe dort keine Chance.
Musk baut im Wettbewerb um die autonome Zukunft auf die Flottengröße
- und den Preis. Ein aktuelles Fahrzeug von Waymo kann Technik für
rund 100.000 Dollar an Bord haben, wie Co-Chef Dmitri Dolgov jüngst bei einem Auftritt sagte. Sollte es Tesla tatsächlich gelingen, autonomes Fahren nur mit Kameras umzusetzen, wäre das ein deutlicher Kostenvorteil - und zudem mit mehreren Millionen Fahrzeugen, die bereits auf der Straße sind. Doch nach wie vor ist unklar, ob das Ziel mit Musks Methoden überhaupt zu erreichen ist.
So hält Dudenhöffer den angekündigten Preis von 30.000 Dollar auch für wenig glaubhaft. "Sein Autopilot hat gezeigt, wie schwach Kameras als Sensoren beim autonomen Fahren sind. Leichte Wettereinflüsse etwa können die Kameras blind machen. Damit sind Unfälle vorprogrammiert." Das Cybercab sei "eine Wette, die nicht aufgeht."
Musk macht große Versprechen seit 2016
Musk kündigte schon seit 2016 immer wieder an, dass Tesla bald den Durchbruch beim autonomen Fahren schaffen werde. Die Menschen am Steuer würden während der Fahrt in wenigen Monaten schlafen können, sagte er ein Jahr später. Er versprach auch schon vor Jahren, dass alle Tesla-Besitzer ihre Autos alleine zum Geldverdienen auf eine Robotaxi-Plattform losschicken können werden. Tesla lässt Autokäufer schon lange vorab für die Fähigkeit zum autonomen Fahren bezahlen. Anleger scheinen die großen Versprechen immer wieder ernstzunehmen.
In der Realität ist Teslas "Autopilot" selbst in der fortgeschrittenen Version mit dem Zusatz "Full Self-Driving" (FSD, komplett selbstfahrend) bisher nur ein Fahrassistenz-System. Dabei tragen die Fahrer stets die Verantwortung und müssen jederzeit bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen.
Tesla-Fahrer in den USA dürfen die FSD-Variante von "Autopilot" schon seit mehreren Jahren in einer Beta-Version testen. Auch zuletzt berichteten viele, dass die Software versucht, auf Rot über Kreuzungen zu fahren oder aus der falschen Spur abzubiegen. Deshalb müssen die Fahrer immer wieder ins Lenkrad greifen.
Einwohner von San Francisco sind genervt von Robotaxis
Waymos Robotaxis navigieren dagegen souverän durch den dichten Verkehr von San Francisco. Sie umfahren dabei am Straßenrand parkende Fahrzeuge, biegen links auf Kreuzungen ohne Ampel und bremsen für Verkehrsteilnehmer, die ihnen die Vorfahrt nehmen. Doch auch Waymo-Autos passieren Schnitzer, die Einwohnern von San Francisco auf die Nerven gehen. So bleiben sie manchmal stehen und blockieren den Verkehr. Erst neulich stoppte eines der Robotaxis mitten auf der Straße in einem Wendemanöver, während die Fahrzeug-Kolonne von Vize-Präsidentin Kamala Harris nahte. Ein Polizist musste sich ans Steuer setzen und den Wagen zur Seite fahren.
Robotaxi statt günstigerem Model 2
Musk stellte für das Robotaxi die Entwicklung eines günstigeren Tesla-Modells auf einer neuen Plattform zurück, das dem Vorreiter einen größeren Markt eröffnen sollte. Stattdessen verkündete Musk, die Zukunft von Tesla liege im autonomen Fahren.
In den vergangenen Monaten schwächte sich das einst rasante Wachstum von Tesla deutlich ab. Entsprechend ist auch der Aktienkurs deutlich von den einstigen Höchstständen entfernt, bei denen Tesla mehr als eine Billion Dollar wert war. Musk ist bekannt dafür, die Fantasie von Investoren immer wieder mit vollmundigen Versprechen und Zukunftsvisionen anzufachen. Der Aktienkurs ist nicht unerheblich für Musk: Die Tesla-Beteiligung macht einen Großteil seines Vermögens aus, das der Finanzdienst Bloomberg aktuell auf mehr als 250 Milliarden Dollar schätzt.
Teslas Robotaxi-Event enttäuscht die Börse
Tesla-Chef Elon Musk hat die Börse mit seiner Robotaxi-Vorstellung enttäuscht. Die Aktie verlor letztlich 8,78 Prozent auf 217,80 US-Dollar. In der Nacht hatte Musk ein Elektroauto mit dem Namen "Cybercab" vorgestellt, dass Menschen ohne einen Fahrer befördern soll. Er kündigte an, der Wagen solle voraussichtlich 2026 in die Produktion gehen und beim Kauf weniger als 30.000 Dollar kosten. Auch gab es tanzende Roboter und Musk führte einen selbstfahrenden Bus für 20 Personen vor - er machte aber keine Angaben dazu, wann er auf die Straße kommen könnte.
Einen Schub bekamen dagegen nach der Tesla-Präsentation Aktien der Fahrdienst-Vermittler Uber und Lyft, die im frühen US-Handel um rund zehn Prozent stiegen.
Analyst Tony Sacconaghi von der Finanzfirma Bernstein Research kritisierte, bei dem Tesla-Event habe es zu wenig Details gegeben, die sich Investoren erhofft hätten. Stattdessen habe Musk lediglich eine Vision bekräftigt, über die er bereits seit fast einem Jahrzehnt spreche, sagte Sacconaghi im US-Wirtschaftssender CNBC. Die Show auf dem Gelände des Hollywood-Studios Warner Bros. habe zu wenig konkrete Informationen dazu gebracht, wie Tesla die Vision verwirklichen wolle. Unter dem Strich sei das Event schlicht nicht beeindruckend gewesen, sagte Sacconaghi.
Er verwies auch darauf, dass die Google-Schwesterfirma Waymo bereits seit Jahren Robotaxis in San Francisco und mehreren anderen US-Städten betreibt. Tesla liege um Jahre zurück. Man habe bei dem Event keine Hinweise darauf gesehen, dass Musks Firma die Führung in dem Geschäft übernehmen könne.
Auch von JPMorgan-Analyst Ryan Brinkman kam Kritik. Er schrieb in einer am Freitag vorliegenden Studie von einer enttäuschenden Robotaxi-Veranstaltung. Er verwies aber zugleich auch auf die sehr hohen Erwartungen, die zuvor geherrscht hätten. Er sieht nun erhebliche Risiken für die Aktie.
Musk hatte vor einigen Monaten gesagt, Anleger, die nicht glaubten, dass Tesla autonome Autos schaffen könne, sollten auch keine Aktien des Elektroauto-Herstellers halten.
Mit dem aktuellen Kursrutsch schmolz das Jahresplus der Papiere auf weniger als 20 Prozent zusammen. Der im April bei rund 140 Dollar gestartete Erholungstrend ist aber noch intakt, gleichwohl wackelt er - zumal bereits am Donnerstag die 21-Tage-Linie als wichtiger kurzfristiger Indikator nach unten gerissen worden war. In den Fokus rückt nun die 200-Tage-Linie für den längerfristigen Trend. Sie verläuft bei 202 Dollar und ist leicht abwärts gerichtet.
/so/DP/stk
LOS ANGELES (dpa-AFX)
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