24.01.2013 15:51:32

ROUNDUP: Suche nach Perspektiven - Rhön-Führung startet Gesprächsmarathon

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der gescheiterten Übernahme durch Fresenius (Fresenius SECo) sucht die neue Führungsriege von Rhön-Klinikum das Gespräch mit Konkurrenten und strategischen Investoren: "Wir werden ab morgen auf einer Roadshow sein und dabei mit rund 100 Investoren sprechen", sagte Finanzvorstand Jens-Peter Neumann am Donnerstag in Frankfurt. Auch mit den an dem MDax-Konzern beteiligten Konkurrenten wie Asklepios, B. Braun, Fresenius und den Sana-Kliniken, sowie mit deren Eigentümer würden bis Ende Februar Gespräche geführt, sagte Rhön-Chef Martin Siebert. Der Manager rechnet nicht mit einer schnellen Lösung.

 

    Ende Juni 2012 war Fresenius mit seiner Milliardenofferte gescheitert, weil die Bad Homburger nicht wie angestrebt 90 Prozent der Rhön-Aktien einsammeln konnten. Mit einer Sperrminorität von zehn Prozent können bei Rhön wichtige Entscheidungen wie Kapitalmaßnahmen oder Satzungsänderungen blockiert werden. Denn dafür ist die Zustimmung von mehr als 90 Prozent des vertretenen Kapitals notwendig.

 

    Bernard Broermann, Gründer und Eigner der Klinikkette Asklepios, war kurz vor Ende der Angebotsfrist mit gut fünf Prozent bei Rhön eingestiegen, um die Bildung des mit Abstand größten privaten Krankenhauskonzerns Deutschlands zu verhindern. Das neue Führungsduo will nun erfahren, wie und ob sich die Blockade lösen lässt. Es sei viel Porzellan zerschlagen worden, sagte Siebert.

 

    Am Markt wurde spekuliert, Siebert und Neumann strebten eine Änderung der Satzung an. Doch das ist nicht der Fall: "Die Sperrminorität von 90 Prozent interessiert uns in den kommenden Jahren gar nicht", sagte Neumann. Operativ sei Rhön-Klinikum trotz der 90-Prozent-Hürde und der konfliktträchtigen Aktionärsstruktur "voll handlungsfähig".

 

    Dem MDax-Konzern haben die Probleme im Universitätsklinikum Gießen/Marburg und der gescheiterte Übernahmeversuch durch Fresenius stark zugesetzt. Nun soll die Organisation gestrafft werden. Im November wurde die Ergebnisprognose für 2012 zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate gekappt. "Wir haben bei den Ergebnissen Federn lassen müssen", sagte Siebert und führte die laufenden Verluste des Uni-Klinikums auf hohe Lasten für Zinsen und Abschreibungen zurück.

 

    Das Klinikum ist das größte Sorgenkind. Nach einem mit der Unternehmensberatung McKinsey erarbeiteten Plan, der den Abbau von gut 250 Stellen vorsehe, solle die Klinik Ende 2014 wieder schwarze Zahlen schreiben, sagte Neumann. Operativ sei Gießen/Marburg bereits heute profitabel. Rhön habe als Krankenhausbetreiber Anspruch auf öffentliche Fördergelder, etwa für die Sanierung von Gebäuden. Darauf habe der Konzern in der Vergangenheit kaum zurückgegriffen. Diesen Verzicht könne man sich nicht mehr leisten. Bei der Profitabilität strebe der Konzern für die Kliniken im Schnitt eine operative EBITDA-Marge von 14 Prozent an, sagte Neumann.

 

    Auch bei Zukäufen will Deutschlands zweitgrößter Krankenhausbetreiber stärker aktiv werden. Für eigene Zukäufe habe Rhön "mehrere hundert Millionen" als finanziellen Spielraum zur Verfügung, sagte Finanzvorstand Neumann. Mit einem großen Übernahmeschub rechne er wegen des Wahljahres 2013 nicht. Die Franken hatten vor einem Jahr mit der 300 Millionen Euro teuren Übernahme von 49 Prozent an den Wiesbadener Horst Schmidt Kliniken (HSK) einen der größten Zukäufe der vergangenen Jahre gestemmt.

 

    Rhön hatte das Klinikum mit den beiden Standorten Gießen und Marburg 2006 übernommen. Siebert zeigte sich auch mit Blick auf die Diskussion über die Partikeltherapieanlage zuversichtlich, dass eine Lösung mit dem Land erreicht werde. Hessen hatte von Rhön ursprünglich erwartet, dass die rund 120 Millionen Euro teure Partikeltherapieanlage zur Krebstherapie spätestens Ende 2012 den Betrieb aufnimmt. Dies ist aber wegen anhaltender technischer Schwierigkeiten nicht geschehen. Rückstellungen seien von Rhön in diesem Zusammenhang nicht gebildet worden, sagte Neumann./ep/fbr/stb

 

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