15.10.2019 16:24:41
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ROUNDUP 2: Kunden müssen mit höheren Strompreisen rechnen - EEG-Umlage steigt
BERLIN (dpa-AFX) - Stromkunden in Deutschland müssen sich im kommenden Jahr auf höhere Preise einstellen. Die Umlage zur Förderung von Ökostrom in Deutschland als ein wesentlicher Bestandteil des Strompreises steigt 2020 um 5,5 Prozent. Das gaben die Betreiber der großen Stromnetze am Dienstag bekannt. Die sogenannte EEG-Umlage beträgt demnach im kommenden Jahr 6,756 Cent pro Kilowattstunde, für 2019 liegt sie bei 6,405 Cent.
Vergleichsportale gehen insgesamt von steigenden Strompreisen aus. Neben dem Anstieg der EEG-Umlage zeichneten sich auch bei den übrigen Preisbestandteilen Erhöhungen ab, sagte der Energieexperte des Vergleichsportals Verivox, Valerian Vogel. Die Netzentgelte, die rund ein Viertel des Strompreises ausmachen, werden laut Prognose im kommenden Jahr ebenfalls steigen. Auch die Großhandelspreise der Versorger lägen über dem Vorjahresniveau: "Verbraucher in Deutschland müssen sich daher zum kommenden Jahr erneut auf Strompreiserhöhungen einstellen." Schon heute zahlten Verbraucher in Deutschland europaweit neben den Dänen die höchsten Strompreise.
Nach Berechnungen des Vergleichsportals Check24 muss ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden Strom allein aufgrund der höheren EEG-Umlage künftig 18 Euro mehr pro Jahr zahlen. Wegen steigender Netzentgelte könnte der Beispielhaushalt mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden weitere 35 Euro mehr pro Jahr zahlen. Der Bundesverband Erneuerbare Energie wies darauf hin, dass der Anstieg der EEG-Umlage nicht automatisch zu höheren Stromkosten bei Privathaushalten führen müsse. Es sei zudem ein Wechsel des Stromanbieters möglich, um Kosten zu sparen.
Die EEG-Umlage wurde zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne eingeführt. Sie macht ungefähr ein Viertel des Strompreises aus und finanziert die festen Vergütungen, die Ökostrom-Produzenten für die Einspeisung ihres Stroms bislang unabhängig vom Marktpreis bekommen. Weitere Bestandteile des Strompreises für Privatkunden sind Steuern, andere Abgaben und Umlagen sowie Produktionskosten und die Netzentgelte.
Die Umlage steigt auch wegen gesunkener Börsenstrompreise, wodurch sich geringere Erlöse ergeben. Die Vergütungen für die Anlagenbetreiber sind höher als die Verkaufserlöse an der Strombörse, die Ausgaben übersteigen also die Einnahmen. Die EEG-Umlage finanziert die Differenz.
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, die EEG-Umlage liege seit 2014 in einem stabilen Band zwischen 6,2 und 6,9 Cent. Gleichzeitig sei die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien seitdem um 50 Prozent gestiegen. 2018 und 2019 war die Umlage jeweils im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die Reformen der vergangenen Jahren hätten zwar den Ausbau der erneuerbaren Energien günstiger gemacht, sagte Altmaier. "Es ist aber auch so, dass wir einen Kostenrucksack aus den ersten Jahren mit uns herumtragen."
Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW nannten als einen Grund für die höhere Umlage die Entwicklung des EEG-Kontos, ein Puffer für die Betreiber. Dieses sei zwar zum 30. September mit 2,2 Milliarden Euro im Plus gewesen. Da der Kontostand aber rund 40 Prozent niedriger sei als im Vorjahr, führe dies zu einem Anstieg der EEG-Umlage für das Jahr 2020.
Insgesamt sind die Strompreise für private Haushalte und die Industrie in den vergangenen Jahren gestiegen. Nach Zahlen des Energieverbandes BDEW lag die durchschnittliche monatliche Stromrechnung für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden 2010 bei 69,09 Euro - 2018 waren es schon 85,94 Euro. Der BDEW führt dies vor allem auf gestiegene Steuern und Abgaben zurück. Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer sagte, die Steuer- und Abgabenlast auf Strom sei mit 53 Prozent zu hoch und müsse runter.
Die Bundesregierung plant zwar im Zuge ihres Klimapakets Entlastungen beim Strompreis. Ab 2021 soll die EEG-Umlage in einem ersten Schritt um 0,25 Cent pro Kilowattstunde gesenkt und dann weiter verringert werden - im Gegenzug zu einem Einstieg in eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes beim Verkehr und bei Gebäuden.
Aus Sicht der Wirtschaft sind diese Entlastungen viel zu gering. Der Industrieverband BDI fürchtet, dass auf Firmen eine "Kostenlawine" zurollt. Kapferer sagte, eine um 0,25 Cent geringere EEG-Umlage bedeute für einen Haushalt eine monatliche Entlastung von nur 73 Cent. "Viel zielführender wäre es, die Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum zu senken." DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell sagte, der Gewerkschaftsbund fordere seit langem, dass die Energiewende stärker aus Steuermitteln finanziert werde.
Branchenverbände wie der BDEW betonten, wichtig sei nun, dass der Ausbau der Windenergie an Land wieder Fahrt aufnehme. Dieser war zuletzt ins Stocken geraten - Hauptgründe sind lange Genehmigungsverfahren und viele Klagen.
Das Institut der deutschen Wirtschaft wies daraufhin, dass der Genehmigungsstau bei der Windenergie für weiter hohe Fördersätze für Neuanlagen sorge. Die Koalition will nun gegensteuern und in Zusammenarbeit mit den Ländern dafür sorgen, dass etwa Verfahren schneller werden. Um die Akzeptanz zu steigern, soll es strengere Abstandsregelungen von Windrädern zu Wohnhäusern geben. Kommunen sollen stärker von Windkraftanlagen profitieren./hoe/DP/stw
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