09.04.2009 14:57:00
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ROUNDUP 2: Bund bietet 1,39 Euro je Hypo-Real-Estate-Aktie
BERLIN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Mit einem Angebot zehn Prozent über dem Mindestpreis will der Bund den Aktionären des maroden Immobilien- Finanzierers Hypo Real Estate <HRX.ETR> (HRE) den Ausstieg schmackhaft machen. Sollten die Aktionäre - voran der amerikanische Investor J.C. Flowers - nicht auf das Angebot von 1,39 Euro je Aktie eingehen, will der Bund die Bank verstaatlichen - dann aber zum gesetzlichen Mindestpreis von 1,26 Euro. Der Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin teilte dazu am Donnerstag mit: "Das Angebot ist die Gelegenheit für die HRE-Aktionäre, zu einem attraktiven Preis aus ihrem Investment auszusteigen."
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) empfahl den Aktionären, das Übernahmeangebot des Bundes anzunehmen. Es sei mangels Alternativen attraktiv. Sowohl aus der Union als auch aus der FDP kamen zustimmende Äußerungen zu dem Angebot des Bundes. Allerdings ist offen, wie sich vor allem Flowers entscheiden wird. Etliche Experten rechnen damit, dass dieser weiter pokern könnte. Die Bundesregierung zeigte sich entschlossen, notfalls zu enteignen, will diesen Schritt aber vermeiden. Der Bund strebt über den SoFFin eine Komplettübernahme der HRE an, um die bereits in das Finanzunternehmen geflossenen Steuergelder in Höhe von rund 90 Milliarden Euro optimal schützen zu können. Es gibt den Angaben zufolge aber keine Mindestannahmeschwelle.
290 MILLIONEN EURO KOSTEN
An der Börse stieg der HRE-Kurs um rund 15 Prozent auf 1,38 Euro. Für alle Aktien, die sich noch nicht im Eigentum des SoFFin befinden, würden den Angaben zufolge 290 Millionen Euro fällig. "Eine Insolvenz der HRE hätte substanzielle, kaum abschätzbare Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Finanzmärkte", heißt es in der Mitteilung. Dies hätte "erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft". Daher will der SoFFin die Bank durch Rekapitalisierung und die Gewährung von Garantien stabilisieren.
Einen Zeitplan für die Übernahme nannte der SoFFin nicht. Allerdings solle das Angebot "sehr zügig" durchgeführt werden. Das Bundesamt für Finanzaufsicht BaFin hat 10 Tage zur Prüfung des Vorschlages Zeit und wird dann das offizielle Angebot der Bundesrepublik Deutschland vorlegen. Bundespräsident Horst Köhler hatte das Banken-Enteignungsgesetz als Grundlage für eine Enteignung der HRE am vergangenen Dienstag unterzeichnet.
EMPFEHLUNG VON AKTIONÄRSSCHÜTZERN
Die Schutzvereinigung DSW teilte am Donnerstag in Düsseldorf mit: "Unter den gegebenen Umständen ist die Offerte eine Gelegenheit für Aktionäre, ihre Anteile zu verkaufen." Die von der Bundesregierung angedrohte Enteignung bleibe dagegen tabu. Der stellvertretende FDP- Fraktionschef Carl-Ludwig Thiele hält das Übernahmeangebot des Bundes für angemessen. "Dass man einen kleinen Aufschlag bezahlt, ist in Ordnung", sagte Thiele der dpa. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es nicht zu einer Enteignung der Bank kommen muss. "Es gibt noch weitere marktwirtschaftliche Schritte vor der Enteignung." Er gehe davon aus, dass der Bund dies auch versuchen werde. Dazu gehöre zum Beispiel eine Kapitalerhöhung.
Der CDU-Haushaltsexperte Jochen-Konrad Fromme hält eine erfolgreiche Übernahme der HRE nach dem Angebot des Bundes für möglich. "Ich hoffe, dass möglichst viele Aktionäre von diesem Angebot Gebrauch machen", sagte Fromme der dpa. Er ist Mitglied im Kontrollgremium des staatlichen Rettungsfonds SoFFin. Das Angebot kann nach seiner Ansicht auch Flowers überzeugen, der knapp 24 Prozent der Anteile kontrolliert. "Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich mir sehr gut überlegen (...), eine Prozesslawine zu vermeiden", sagte der CDU-Politiker. "Hier ist ihm klar ein Signal gesetzt, was geht und was nicht geht."/rm/vr/DP/nl
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