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05.11.2012 17:56:00

OMV-Roiss kritisiert Hochfahren von Kohlekraftwerken in Europa

Nach Ansicht von OMV-Chef Gerhard Roiss werden die fossilen Energieträger auch in den kommenden zehn bis 20 Jahren führend bleiben, wobei Gas an Bedeutung gewinnt, während Erdöl verliert. Ob der Anteil der erneuerbaren Energie 18 Prozent oder 30 Prozent betrage, sei irrelevant. Kritik gab es von Roiss bei der heutigen "Handelsblatt"-Energiekonferenz in Wien an der "europäischen Umweltpolitik": Während alte Kohlekraftwerke hochgefahren würden, stünden Gaskraftwerke still.

Eine Diversifizierung der Gasquellen für Europa etwa in Richtung Aserbaidschan sei "eine sehr politische Frage". Die OMV sei dabei mit dem Pipeline-Projekt Nabucco gut aufgestellt. Heuer sei die OMV auch auf Gasquellen im Schwarzen Meer gestoßen. Dieses Gas könnte dann mit der Nabucco nach Europa gebracht werden, so Roiss. Die OMV habe sich neben dem Neptun Block im Schwarzen Meer auch mit weiteren Offshore-Blöcken in Bulgarien und der Ukraine in Stellung begeben. Um die Gasquellen des Schwarzen Meeres anzuzapfen, wären Investitionen von bis zu 10 Mrd. Euro notwendig, schätzte Roiss.

In Sachen Schiefergas-Förderung forderte der OMV-Chef, dass die europäische Bevölkerung über die Fakten, etwa welche Chemikalien verwendet werden, aufgeklärt werden sollen. Außerdem will Roiss, dass Europa auch bei der Technologienentwicklung zur Schiefergas-Förderung eine Vorreiterrolle übernehme. Dafür seien Probebohrungen im zweistelligen Millionenbereich notwendig, was von der EU gefördert werden sollte.

Gleichzeitig warnte Roiss davor, dass Europa die Folgen des Schiefergas-Booms in den USA verschlafen könnte: Erst in fünf Jahren würden die Auswirkungen sichtbar, wenn die Industriewerke in den USA aufsperren und in Europa schließen, warnte Roiss. Während Europa für "High Labour Cost" und "High Energy Cost" stünde, würden die USA für "Low Energy Cost" und China für "Low Labour Cost" stehen, betonte der OMV-Chef.

Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber erklärte, dass zwar Erdgas die angekündigte Brückentechnologie in der Energiewirtschaft werde und alles dafür spreche - "gekommen ist es ganz anders". Angesprochen, ob er heute erneut in ein Gaskraftwerk wie jenes im steirischen Mellach bauen würde, meinte Anzengruber: "Ja, wenn ich antizyklisch investieren will".

Der Verbund hat das Gaskraftwerk Mellach bisher um 160 Mio. Euro abgewertet, weitere Abwertungen wollte der Stromkonzern zuletzt nicht ausschließen.

Derzeit sei in Europa Braunkohle die "wirtschaftlichste" Technologie zur Stromerzeugung gefolgt von der Wasserkraft, berichtete Anzengruber. Die Energiewende sei zwar "gut gemeint, aber schlecht gemacht". Vor den sogenannten Kapazitätsmärkten wie sie derzeit diskutiert würden, warnte der Verbund-Chef, der darin keinen Markt, sondern ein neues Regulativ sieht. "Werden wir bald mit öffentlichen Mitteln Gaskraftwerke bauen, damit sie still stehen?", fragt sich Anzengruber, der kritisiert, dass sich die öffentliche Hand zu sehr in die Technologien einmische.

Aufgrund des deutschen Ausstiegs aus der Kernenergie und dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien bestehen Befürchtungen, dass die Versorgungssicherheit in der Stromwirtschaft leiden und eine "Stromlücke" entstehen könnte, wenn wetterbedingt zu wenig Strom erzeugt wird. Kapazitätsmechanismen sollen dann beitragen, diese Lücken zu schließen, indem der Bau und Betrieb von Kraftwerken durch Anreize gefördert wird.

(Schluss) lo/cri/miw

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