Auch Umsatz bricht ein 10.08.2016 17:40:00

OMV im zweiten Quartal mit Millionen-Verlust

Nach einer am Dienstagabend bekannt gegebenen Wertberichtigung in Höhe von 530 Mio. Euro für den OMV-Anteil am Öl- und Gasprojekt Rosebank weist das österreichische Öl-und Gasunternehmen für das zweite Quartal 2016 einen Periodenverlust von 168 Mio. Euro aus - nach einem Überschuss von 209 Mio. Euro im Vergleichsquartal des Vorjahres.

Der Betriebserfolg drehte im Jahresabstand von 222 Mio. auf -300 Mio. Euro ins Minus, wie die OMV am Mittwoch ad hoc mitteilte. Der Umsatz brach um 19 Prozent auf 4,614 Mrd. Euro ein.

Am Dienstagabend hatte die OMV überraschend bekannt gegeben, dass sie ihren 30-prozentigen Anteil am Öl- und Gasprojekt Rosebank in der britischen Nordsee an die kanadische Firma Suncor Energy verkaufen wird. Nach dieser Transaktion soll der OMV-Anteil an Rosebank bei 20 Prozent liegen.

Das Ziel einer Kostensenkung von 100 Mio. Euro für 2017 werde man voraussichtlich schon heuer erreichen, teilte die OMV heute mit. Daher habe man sich ein neues Kostensenkungsziel von über 150 Mio. Euro für 2017 (im Vergleich zu 2015) gesetzt. Die für 2016 ursprünglich geplante Investitionssumme von 2,4 Mrd. Euro wurde auf 2,2 Mrd. Euro reduziert.

Höhere Produktion, aber niedrige Preise lassen Erlöse schmelzen

Die OMV hat zwar durch den Produktionsanlauf in Norwegen ihre Öl- und Gasproduktion im zweiten Quartal um 3 Prozent auf 316.000 boe/d (Barrel Öl-Äquivalente pro Tag) gesteigert - allerdings war der durchschnittliche Brent-Preis in US-Dollar um 26 Prozent niedriger.

Der um Lagereffekte bereinigte Betriebsgewinn (CCS EBIT vor Sondereffekten) brach im zweiten Quartal um 43 Prozent auf 214 Mio. Euro ein, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der CCS-Überschuss sank um 39 Prozent auf 222 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie drehte von 0,64 auf -0,51 Euro ins Minus.

In der ersten Jahreshälfte 2016 betrug der Betriebsverlust 253 Mio. Euro, nach einem EBIT von 451 Mio. Euro in der ersten Jahreshälfte 2015. Der Periodenverlust betrug im Halbjahr 73 Mio. Euro, nach einem Überschuss von 372 Mio. Euro.

Für das Gesamtjahr 2016 rechnet die OMV mit einem durchschnittlichen Brent-Ölpreis von 40 Dollar pro Fass. Auf dem europäischen Gasmarkt werde es weiterhin ein Überangebot geben, die Gaspreise an den europäischen Spotmärkten auf dem Niveau von Ende Juni 2016 bleiben.

Die Gesamtproduktion soll im Gesamtjahr leicht über 300.000 boe/d liegen, wobei es in Rumänien Produktionsstillstände durch Wartungen geben wird, die Produktion in Norwegen aber durch den Produktionsbeginn in Feld Edvard Grieg auf über 60.000 boe/d gesteigert wird. Die Produktion in Libyen und im Jemen wird heuer nicht wieder aufgenommen. Der Abschluss des Verkaufs des 30-Prozent-Anteils am UK-Feld Rosebank wird für das vierte Quartal erwartet.

"Diese Veräußerung reduziert die auf Rosebank entfallenden zukünftigen Investitionsverpflichtungen", sagte Konzernchef Rainer Seele laut Mitteilung. Neben einer strikten Kostensenkung will er sich weiter auf die Generierung von Cash konzentrieren - in einem schwierigen Marktumfeld habe man im zweiten Quartal einen Cashflow aus der Betriebstätigkeit von über einer Milliarde Euro erzielt.

OMV-Chef Seele: "Rosebank-Verkauf verschafft uns Spielraum"

Der Verkauf des 30-Prozent-Pakets am britischen Öl-und Gasprojekt Rosebank "schafft für uns Spielraum", sagte OMV-Chef Rainer Seele am Mittwoch bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. "Dieses Milliardenprojekt ist die größte Einzelinvestition der OMV in der Region, sie lastet schwer auf der OMV. Und die Entlastung tut uns wirklich gut."

Bei Rosebank handle es sich um ein Großprojekt mit Milliarden an Folgekosten, erklärte Seele. "Unser Anteil sinkt von 50 auf 20 Prozent, das bringt eine deutliche Entlastung des zukünftigen Cashflows." Beim Closing der Transaktion mit dem kanadischen Käufer Suncor erhält die OMV eine fixe Zahlung von 50 Mio. US-Dollar (derzeit 45,13 Mio. Euro), weitere bis zu 165 Mio. Dollar folgen abhängig vom Zeitpunkt der Investitionsentscheidung.

Wegen der Veränderung des Ausgangsszenarios aus dem Jahr 2015 sei eine Wertberichtigung der gesamten OMV-Beteiligung von 50 Prozent an Rosebank um 530 Mio. Euro unumgänglich gewesen, sagte Seele.

Man müsse aber die um Sondereffekte bereinigten Zahlen betrachten, sagte der OMV-Chef. "Wir haben die OMV finanziell stabilisiert. Erstmals seit langem können wir die Dividende bereits nach sechs Monaten aus dem laufenden Geschäft bezahlen." Der Free Cashflow nach Dividende seit mit 27 Mio. Euro positiv - "das klingt vielleicht nicht nach viel, aber ist ein sehr starkes Signal". Die bisher gesetzten Maßnahmen - Kostensenkungsprogramme und Anpassung der Explorations- und Investitionsausgaben - würden greifen.

Das Umfeld bleibe schwierig, sagte Seele. "Im zweiten Quartal hat sich der Ölpreis zwar auf 46 US-Dollar verbessert, die Fundamentaldaten haben sich allerdings nicht verändert. Der Markt ist nach wie vor überversorgt." Wegen der schwachen Konjunktur springe auch die Nachfrage nach Öl nicht an. "Es wird zu viel produziert, der Produktionswettbewerb zwischen Iran und Saudi-Arabien ist ruinös."

"Fast noch enttäuschender entwickelt sich der europäische Gasmarkt: Die Gasschwemme - so muss man das Überangebot wohl nennen - hat die Gaspreise um über 30 Prozent abstürzen lassen, auf jetzt 14 Euro pro Megawattstunde." Ein kalter Winter könnte da helfen, meinte Seele, "mehr aber noch eine Wende bei der Energiewende - weg von CO2-intensiver Kohle hin zu sauberem Erdgas bei der Stromproduktion".

Der teilweise Ausstieg aus Rosebank sei nicht spontan geschehen, "wir haben das seit längerer Zeit geplant", sagte Upstream-Vorstand Johann Pleininger. Man werde künftig weltweit "wirtschaftlich schwache Assets abgeben und versuchen, starke Assets mit niedrigen Kosten in unser Portfolio aufzunehmen". Seit 2014 habe die OMV ihre Produktionskosten schrittweise von 16,60 Dollar pro Barrel auf derzeit 11,50 Dollar gesenkt. Den Einwand, dass man die Kostenersparnis mit einem höheren Risiko bezahle, lässt Seele nicht gelten. "Was bringt uns ein Ölfeld, das in einer politisch stabilen Region liegt, wenn ich damit kein Geld verdienen kann."

Teil dieser Strategie sei auch der geplante Asset-Tausch mit Gazprom - Nordsee gegen Urengoj - sagte Seele. Eine Verbindliche Vereinbarung über das Tauschgeschäft soll bis Jahresende unterzeichnet werden, "erst dann werden wir die Genehmigungsverfahren in Russland und in Europa einleiten".

Der Verkauf eines Minderheitsanteils an der regulierten Gas Connect Austria ziele auf eine Verbesserung der OMV-Eigenkapitalbasis ab. "Wir brauchen den Verkauf nicht, um Nordstream 2 zu finanzieren oder unsere Dividende zu zahlen", betonte Seele. Die GCA bleibe auch nach dem Verkauf von 49 Prozent ein wichtiges Asset, "die OMV bleibt am Steuer und behält die Kontrolle". Es bleibe bei der Vollkonsolidierung in der Bilanz, bei den Mitarbeitern oder beim Investitionsverhalten werde es keine Veränderungen geben.

Der vollständige Verkauf des türkischen Tankstellengeschäfts Petrol Ofisi sei notwendig, weil es u.a. wegen der innertürkischen Regulierung nicht gelungen sei, das Unternehmen strategisch in den Konzernverbund zu integrieren - dabei sei es gesund und profitabel. "Der Verkauf wird planmäßig durchgezogen, trotz Putschversuch, trotz der derzeitigen politischen Veränderungen. Unser operatives Geschäft ist bisher in keiner Weise betroffen", sagte Seele.

Die Anleger nahmen den Verkauf von Rosebank wegen der damit verbundenen Abwehr von Folgekosten offenbar eher positiv auf, die OMV-Aktien legten bis 13 Uhr um 0,78 Prozent auf 24,56 Euro zu, bei leicht schwachem Marktumfeld.

ivn/sp

APA

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