Erfolgsrezept |
03.08.2024 22:23:00
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NVIDIAs Weg zum Erfolg: Sieben Tipps, die den Tech-Giganten groß machten
• CEO Jensen Huang als Schlüsselrolle
• 7 Methoden, die NVIDIA so erfolgreich machen
NASDAQ-Titel NVIDIA-Aktie: Chipentwickler auf Erfolgskurs
Der Chiphersteller NVIDIA gehört zu den größten Nutznießern des KI-Hypes. Zwischenzeitlich war es sogar das wertvollste Unternehmen der Welt. Dabei entwickelte sich das Unternehmen von einem Chiplieferanten für Videospieler, der nur unter Eingeweihten bekannt war - zu einem der erfolgreichsten Unternehmen weltweit.
NVIDIA erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 27 Milliarden US-Dollar. Bemerkenswert ist jedoch vor allem, dass das Unternehmen die Hälfte jedes eingenommenen US-Dollars in Gewinn umwandeln konnte: Der Nettogewinn belief sich zuletzt auf rund 15 Milliarden US-Dollar. Dies bedeutet, dass jeder der knapp 30.000 Mitarbeiter einen Gewinn von einer Million US-Dollar beiträgt. Selbst im erfolgsverwöhnten Silicon Valley ist NVIDIA damit führend, wie das Handelsblatt erklärt.
Während vor einigen Jahren nur Videospieler, Bitcoin-Miner oder Technikbegeisterte den Namen NVIDIA kannten, ist das vor 31 Jahren gegründete Unternehmen heute das bedeutendste KI-Unternehmen der Welt und legte seit dem KI-Hype einen kometenhaften Aufstieg an.
Bereits seit Jahren daran geglaubt hat der NVIDIA-Gründer und CEO Jensen Huang selbst. Wie ein Mantra habe er der Tech-Welt erklärt, dass seine Grafikprozessoren aufgrund ihrer Fähigkeit zur parallelen Verarbeitung besser für Hochleistungsrechner geeignet seien. "20 Jahre lang haben ihm die Leute erklärt, warum er falsch liegt", so Christophe Fourquet, Chef des Chipausrüsters ASML, des wertvollsten Tech-Konzerns Europas. "Er hatte immer diese Vision. Er hatte die Technologie, und irgendwann kam die Anwendung dazu. Nun kann er feiern. Alle Zweifler laufen jetzt hinterher."
Doch wie ist NVIDIA der erfolgreiche Aufstieg zu einem der wertvollsten Unternehmen gelungen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat das Handelsblatt NVIDIAs Zentrale besucht, mit neun Topmanagern des Konzerns gesprochen und zahlreiche Experten, Konkurrenten, Partner, Neider und Bewunderer befragt. Daraus wurde ein Überblick über die sieben Erfolgsmethoden des Ausnahmeunternehmens erstellt.
1. Fokus aufs Produkt
Begründet ist NVIDIAs Erfolg auf den Chips und Grafikkarten des Unternehmens, darunter auch die Geforce, die zahlreiche Videospiele antreibt. Im weitern Verlauf folgten auch Autochips, Serverkarten für Supercomputer und schließlich auch der H100, der Grafikchip, der maßgeblich für die KI-Revolution mitverantwortlich ist.
"Bei NVIDIA wird von den Führungskräften erwartet, dass sie technisch versiert sind", erklärt KI-Forschungschef Bryan Catanzaro. "Wir können keine effektiven Entscheidungen treffen, wenn wir nicht technisch führend sind." Dementsprechend werde NVIDIA von Ingenieuren geführt, nicht von Absolventen von Business-Studiengängen. CEO Huang ist selbst ausgebildeter Elektroingenieur und widmet sich mit großer Leidenschaft der Technik seiner Produkte, wie Mitarbeiter einhellig berichten. Beobachter loben Huang dafür, dass er dafür gesorgt hat, dass der Konzern fokussiert bleibt und sich nicht verzettelt. Der Nvidia-Chef sei ein "Visionär", wie Alan Priestley, Chipexperte beim Marktforscher Gartner erklärt.
Bereits von Anfang an habe der Manager daran geglaubt, dass seine Grafikchips (GPUs) die überlegenen Prozessoren seien. Ein Fokus auf ein Kernprodukt, der sich inzwischen bezahlt macht. Denn als der KI-Hype losging, war Huang mit seinen GPUs bereits zur Stelle. "Seine Produkte waren bereit, die großen Sprachmodelle der ersten Stunde zu trainieren", so Priestley. War es Planung, war es Glück? "Wahrscheinlich beides." Aber nicht umsonst gelte: "Das Glück ist mit den Tüchtigen."
2. Weniger ist mehr
Eine weitere Erfolgsmethode sei, dass NVIDIA nicht alles selbst mache. Der Konzern hat sich als zentrale Schaltstelle etabliert. Während die Hauptprozessoren im Perlmutter-Supercomputer vom Konkurrenten AMD und in anderen Hochleistungsrechnern von Intel stammen, kommen die GPUs, die Durchbrüche in der theoretischen Physik, bei Klimasimulationen und in der KI-Entwicklung ermöglichen, von NVIDIA. Diese GPUs sind in drei Vierteln der 500 schnellsten Computer der Welt im Einsatz. Dennoch bemüht sich der Konzern, die Balance zwischen Wettbewerb und Partnerschaft zu halten.
Ganz bewusst baue NVIDIA deshalb zum Beispiel keine eigenen Rechenzentren. "Unsere eigenen Rechenzentren sind nur für den internen Gebrauch", erklärt Kevin Deierling, Chef der Netzwerksparte von NVIDIA. Das lässt Raum für andere Spieler. HP-CEO Antonio Neri erklärt außerdem: "Wir arbeiten schon seit zwei Jahrzehnten mit NVIDIA zusammen. Dabei geht es nicht nur darum, Grafikchips zu kaufen. Jensen hat erkannt, dass er Partner mit eigenem geistigen Eigentum braucht, wenn er den breiteren Markt bedienen will."
Die bewusste Beschränkung, das Weglassen, sei eine Folge von Huangs fokussierter Strategie, erklärt auch KI-Forschungschef Catanzaro. "Bei einer guten Unternehmensstrategie geht es immer auch darum, was man aufgibt. Wer nichts weglässt, hat keine Strategie, sondern ein Wunschkonzert", lautet ein Leitsatz des Gründers.
3. CEO als Markenbotschafter
Huang, der von sich selbst behauptet, nicht gerne vor vielen Menschen zu sprechen, glänzt dennoch im Rampenlicht. Für die Chipindustrie ist der Elektroingenieur eine Ausnahmeerscheinung. Der Unternehmer werde stellenweise wie ein Popstar gefeiert. Medien sprechen sogar von der "Jensenity" (Jensen-Wahnsinn).
Und auch in der Geschäftswelt scheint Huang nur Freunde zu haben. Alle Tech-CEOs liefern Zitate, wenn NVIDIA eine wichtige Ankündigung macht. Deutsche Topmanager wie Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius sind besonders begeistert, wenn Huang sie besucht. Huang nennt Källenius seinen "guten Freund", so wie nahezu jeden Vorstandschef, den er trifft.
Doch was ist das Geheimnis des NVIDIA-CEOs? "Jensen hat eine elektrisierende Persönlichkeit", sagt KI-Forschungschef Catanzaro. Als er anfing, hatte NVIDIA 7.000 Mitarbeiter, heute sind es fast 30.000. Von einem Tag auf den anderen entschied Huang, dass neuronalen Netzen die Zukunft gehöre. "Er sagte mir: Alle Kollegen warten auf dem Parkplatz auf das, was du vorgibst. Das habe ich nie vergessen."
4. Investitionen in Null-Milliarden-Dollar-Märkte
"Jensen spricht immer davon, dass wir Märkte erschaffen müssen. ‚Wo ist das nächste Null-Milliarden-Dollar-Business?', das ist die entscheidende Frage", erklärt Omniverse-Chef Rev Lebaredian. Ganz praktisch heißt das, dass sich NVIDIA nie mit dem Status quo zufrieden geben könne - sondern sich immer frage, wo der nächste Zukunftsmarkt liegt. "Wir haben das Omniverse schon 2016 erfunden, lange bevor Meta vom Metaverse sprach", erklärt Lebaredian. Am Anfang habe niemand gewusst, was damit gemeint war. Deshalb habe man bei NVIDIA den Kontakt zu seinen Partnern gesucht, um vieles erklärt. Bei Omniverse handelt es sich um NVIDIAs virtuelle Realität. "Nehmen Sie eine neue Autofabrik. Diese verschlingt Milliarden. Wenn Sie die in der realen Welt bauen und dann nachträglich Dinge verändern, kostet das viel Geld. Wenn Sie das Problem simulieren können, wird es viel preiswerter."
Wichtig sei, bei der Erschließung neuer Märkte jedoch das Kerngeschäft nicht zu vernachlässigen, betont Lebaredian. Auch für das Omniverse sind die Grafikkarten von NVIDIA entscheidend, da die Simulationen von Fabriken, Schiffen oder Kraftwerken enorme Rechenleistung erfordern. Lebaredian sieht im Omniverse "einen zukünftigen Markt von hundert Billionen Dollar." Außerdem hat er bereits den nächsten Markt im Blick, der heute noch klein, aber zukünftig riesig sein wird: die Robotik.
5. Informationsfamilie statt Herrschaftswissen
Ebenfalls auffällig sei, dass jeder, der in der Weltzentrale in Santa Clara mit dem Handelsblatt spricht, seinen Job zu lieben scheine. "Wir haben hier eine große psychologische Sicherheit", erklärt Kari Briski, die Leiterin der Software-Entwicklung für generative KI. Während andere Tech-Riesen 2023 große Entlassungswellen erlebten, blieb NVIDIA davon verschont. Viele Mitarbeiter seien bereits seit Jahrzehnten im Unternehmen.
Und auch finanziell sorge NVIDIA ebenfalls gut für seine Angestellten. Eine kürzlich auf der Plattform "Blind" durchgeführte Umfrage ergab, dass über 36 Prozent der NVIDIA-Mitarbeiter ein Vermögen von über 20 Millionen US-Dollar besitzen. Weitere 39 Prozent haben ein Vermögen zwischen einer und 20 Millionen US-Dollar. Dies bedeutet, dass mehr als drei Viertel der Mitarbeiter Millionäre sind, dank großzügiger Aktienoptionen und dem starken Kursanstieg. Sogar Praktikanten erhalten bei NVIDIA Aktien.
Diese finanzielle Sicherheit und die offene Unternehmenskultur tragen zur hohen Motivation bei. "Jeder, mit dem ich zusammenarbeite, brennt für seine Arbeit", erklärt Briski. "Jensen behandelt uns alle wie eine große Familie." Huang setzt auf Transparenz und vermeidet abgeschottete Teams, anders als etwa bei Apple. Er trifft sich mit seinen 60 direkt berichtenden Managern in größeren Runden, statt sich nur mit wenigen ausgewählten Führungskräften zu beraten.
Dennoch sei der Anspruch des Unternehmers hoch. "2021 sagte er zu allen Mitarbeitern in einem großen Meeting: ‚Wenn ihr euch nicht auf KI konzentriert, schlaft ihr am Steuer'", so Deierling. Das habe ihn aufgeweckt - binnen weniger Tage habe er einen KI-Crashkurs besucht.
6. Nachwuchs geht vor
Huang ist "der am längsten amtierende Tech-CEO der Welt". "In 31 Jahren habe ich es geschafft, nicht pleitezugehen, mich nicht zu langweilen und nicht gefeuert zu werden", erklärt er selbst bei einer Rede an der US-amerikanischen Universität Caltech. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: "Ich möchte euch sagen, dass NVIDIA ein wirklich großartiges Unternehmen ist, dass ich ein sehr netter Chef bin, der von allen geliebt wird, und dass ihr bei NVIDIA arbeiten solltet," was bei den Absolventen für Lachen sorgte.
Die Förderung von Nachwuchstalenten ist bei NVIDIA Chefsache. Im Mittelpunkt steht das 2016 gestartete "Inception"-Programm für Start-ups. "Wir investieren nicht in Start-ups, aber wir helfen ihnen, unsere Technologien und GPUs zu verstehen und bringen sie mit Wagniskapitalgebern zusammen", erklärt Programmleiter Serge Lemonde.
7. Segeln unter dem Radar
Es brauchte jedoch nur ein Wort, um die Stimmung zu kippen. Die Erwähnung dieses Tabuworts "Monopol" führte in der Zentrale von NVIDIA zu Räuspern, düsteren Mienen und dem Wunsch, "off the record" zu gehen, so das Handelsblatt. Die Frage ist jedoch, ob NVIDIA ein solches besitzt.
NVIDIA war lange gut darin, unter dem Radar zu bleiben. Frühere Jahreskonferenzen waren höchst technische Treffen mit Vorträgen auf Doktorandenniveau. Inzwischen habe sich das jedoch geändert. Und immer häufiger wird die Frage gestellt, wie groß NVIDIAs Einfluss auf den Markt für KI-Chips und entsprechende Software tatsächlich ist.
Die EU-Kommission äußerte beispielsweise Besorgnis darüber, ob NVIDIA mittlerweile eine monopolartige Position auf dem Markt für Super-Chips erreicht hat. Besonders Digitalkommissarin Margrethe Vestager beschäftigte sich intensiv mit diesem Thema.
Sicher ist jedoch: NVIDIAs Erfolg ist untrennbar mit dem Fortschritt der künstlichen Intelligenz verknüpft. Sollte die Zukunftstechnologie trotz der beeindruckenden Fortschritte der letzten zwei Jahre die hohen Erwartungen nicht erfüllen, wird das Konsequenzen haben: Es werden weniger Rechenzentren errichtet und die Nachfrage nach NVIDIA-Chips wird sinken.
In den vergangenen Wochen mehrten sich auch immer mehr Stimmen, die vor einer Blase am KI-Markt warnen. GMO-Mitbegründer Jeremy Grantham äußerte vor wenigen Monaten Besorgnis über mögliche Blasenbildungen im Bereich der künstlichen Intelligenz. Und auch Cam Hui, ehemaliger Aktienportfoliomanager und Sell-Side-Analyst, ergriff vor kurzem das Wort und äußerte ähnliche Warnungen. Es gibt jedoch auch einige Experten, die dem widersprechen. So zum Beispiel auch die Experten der UBS. "Wir glauben nicht, dass der KI-Trend eine Blase ist", erklären die Experten.
Wie sich der KI-Markt in Zukunft weiterentwickelt und welche Auswirkungen dies auf die Erfolgsgeschichte von NVIDIA hat, bleibt jedoch abzuwarten.
Redaktion finanzen.at
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