KI-Rausch hält an |
21.06.2024 22:14:00
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NVIDIA-Aktie nicht zu stoppen: Wozu Experten Anleger jetzt raten
• Erste Investoren nehmen Gewinne mit
• Analysten unsicher - kaufen oder verkaufen?
Die NVIDIA-Aktie befindet sich nach wie vor im Rallymodus. Allein in diesem Jahr hat das Papier an der NASDAQ bislang um fulminante 164 Prozent zugelegt auf zuletzt 130,78 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 20. Juni 2024). Am Dienstag kam der Chip-Gigant sogar auf einen Börsenwert von rund 3,33 Billionen US-Dollar und konnte damit den Software-Riesen Microsoft hinter sich lassen. In diesem Zuge mauserte sich NVIDIA zeitweise zum wertvollsten Unternehmen an der Börse - nicht zuletzt auch dank des KI-Booms.
Ende Mai öffnete NVIDIA seine Bücher zum ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025. Während der Umsatz um stolze 262 Prozent anwuchs auf 26 Milliarden US-Dollar, zeichneten sich Engpässe bei den neuen Chipsystemen bis ins nächste Jahr ab. Konzernchef Jensen Huang sprach in einer anschließenden Telefonkonferenz von einer "neuen industriellen Revolution". Für das laufende Jahr stellte NVIDIA einen weiteren Umsatzanstieg auf 28 Milliarden US-Dollar in Aussicht. Zahlreiche Analysten schraubten ihre Kursziele in Reaktion auf die gelungenen Ergebnisse nach oben. Die NVIDIA-Aktie kletterte daneben getrieben von den überraschend starken Zahlen erstmals über die Marke von 1.000 US-Dollar (Anmerkung d. Red.: vor dem Aktiensplit im Verhältnis 1:10).
Gewinne mitnehmen oder weiter investieren?
Einige Investoren nahmen die jüngsten Entwicklungen zum Anlass, Gewinne mitzunehmen, wie The Motley Fool berichtete. Anleger fragen sich verständlicherweise, wie lange sich dieser kometenhafte Anstieg noch fortsetzen kann. Während die Bullen erwarten, dass der Konzern weiterhin Gewinne einfahren wird, zeigen sich die Bären skeptisch, denn auch der KI-Hype wird irgendwann ein Ende finden, daneben wird die Konkurrenz außerdem immer stärker, mehr und mehr wollen in dem Game mitmischen. Dennoch hat NVIDIA einen riesigen Vorsprung in diesem Bereich, wodurch es schwierig sein könnte, die Leistung der Chips zeitnah zu ersetzen. "Was das Unternehmen in der Vergangenheit getan hat [...] sollte nicht die Anlageentscheidung beeinflussen. Bei einer Aktie wie NVIDIA ist es jedoch sehr schwierig, dies nicht als Faktor bei der Anlageentscheidung zu berücksichtigen, weil man dieses Gefühl hat, hinterherzujagen", zitiert Reuters Chuck Carlson, CEO von Horizon Investment Services.
Jim Cramer rät Anlegern, die Aktien von NVIDIA zu halten, nicht zu handeln. "Bis die KI-Revolution auf etwas anderem läuft - und egal, was man hört, niemand sonst kommt an diese Chips heran - sollten Sie sie einfach besitzen und nicht damit handeln", betonte der Experte in seiner CNBC-Sendung "Mad Money". "Verkaufen Sie sie nur nicht auf die Schnelle. Verkaufen Sie sie eigentlich überhaupt nicht, es sei denn, Sie müssen Gewinne mitnehmen, um Ihr Portfolio auszugleichen, weil es einfach zu groß geworden ist." Cramer riet außerdem dazu, sich ausgiebig mit dem Unternehmen zu befassen und zu verstehen, was genau NVIDIA macht. Das könne durchaus auch bei der Anlageentscheidung helfen.
Bullen weiterhin optimistisch
Ivana Delevska, Gründerin und CIO von Spear Invest, hält es Reuters zufolge hingegen für sinnvoll, weiterhin in den Chip-Riesen zu investieren. "Wenn der (Aktien-)Kurs so gestiegen wäre, sich die Gewinne aber nicht wirklich bewegt hätten, wären wir sehr besorgt. Aber wo wir hier sind, hat es eine ziemlich solide Gewinnunterstützung", so die Expertin, bei deren Fonds Spear Alpha ETF NVIDIA die größte Beteiligung darstellt. Delevska erwartet daher auch ein künftiges Gewinnwachstum jenseits der Prognosen der Wall Street-Analysten.
Auch im Fonds von Tom Plumb, Präsident von Plumb Funds, stellt der KI-Profiteur die größte Position dar. Plumb, der eigenen Angaben nach seit mehr als sieben Jahren in NVIDIA investiert ist, ist allerdings der Meinung, dass das Potenzial der NVIDIA-Chips außerhalb der künstlichen Intelligenz unterschätzt werde. "Worüber wir wirklich sprechen, sind Daten und Datenzugriff. Und sie haben den schnellsten, intelligentesten Chip, der das ermöglicht", zitiert Reuters.
Skeptiker zweifeln an NVIDIAs Zukunft
Derart zuversichtlich sind jedoch längst nicht alle gestimmt. Gil Luria, Analyst bei D. A. Davidson, etwa bezweifle, dass die NVIDIA-Kunden ausreichend investierten, um die Gewinnschätzungen der Wall Street, die die Bewertung des Unternehmens stützen, zu steigern. "Die Vorsicht bei NVIDIA kommt von den längerfristigen Aussichten. Diese Art von Leistung ist schwer aufrechtzuerhalten", zitiert Reuters Luria.
Eine ähnliche Meinung vertritt auch Stanley Druckenmiller von Duquesne Capital Management, der zuletzt in einem Interview mit CNBC erklärte, dass er NVIDIA nach wie vor schätze, der KI-Hype aber kurzfristig womöglich überbewertet sein könnte. Auf lange Sicht könnte KI allerdings unterbewertet sein, glaubt der Experte, der seine Beteiligung an NVIDIA in diesem Jahr reduziert hat.
Kaufen oder verkaufen?
"NVIDIA dominiert heute die KI und der Profitabilität des Unternehmens sind keine Grenzen gesetzt, wenn es diesen Vorsprung im nächsten Jahrzehnt aufrechterhalten kann. Jeder Anschein einer erfolgreichen Entwicklung von Alternativen könnte NVIDIAs Aufwärtspotenzial jedoch erheblich einschränken", gibt Reuters die Einschätzung von Brian Colello, Analyst bei Morningstar, wieder.
Laut Daten von TipRanks wurde die NVIDIA-Aktie zuletzt von 41 Analysten bewertet. Während 38 davon zum Kauf des Papiers raten, empfehlen lediglich drei Analysten, es zu halten. Verkaufsempfehlungen gibt es derzeit keine. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 131,99 US-Dollar, was einem Aufwärtspotenzial von etwa 0,93 Prozent entspricht.
Letztendlich muss sich jedoch jeder Anleger selbst ein Bild von der Lage machen, das künftige Potenzial einschätzen und darauf basierend eine individuelle Anlageentscheidung treffen. Diese Entscheidung können auch die Experten der Wall Street nicht abnehmen.
Am heutigen Freitag verlor die NVIDIA-Aktie im Geschäft an der NASDAQ letztlich 3,22 Prozent auf 126,57 US-Dollar.
Redaktion finanzen.at
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