Wasserstoff-Antrieb |
07.02.2021 16:27:00
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Nach geglücktem Börsengang: So entwickelt sich Tesla-Konkurrent Nikola
• Nikola mit erfolgreichem Börsengang
• Investoren gehen hohes Risiko ein
Nikola Motors überholt Fiat
Nikola Motors, ein Startup dessen Börsenbewertung an der von Ford vorbeigezogen ist, erwirtschaftete zuletzt noch keinen Umsatz.
Das Startup entwickelt Trucks mit wasserstoffbetriebenen Motoren. Dieses Konzept lässt Aktionäre in großem Stil investieren, wodurch sich der Unternehmenswert auf mittlerweile circa 8,83 Milliarden Dollar eingependelt hat (Stand Schlusskurs vom 3. Februar 2021).
I've wanted to say this my whole adult life; $NKLA is now worth more than Ford and FCA. Nipping on the heels of GM. It may go up or down and that's life but I'll do my part to be the most accessible and direct executive on Twitter. Others will follow.
- Trevor Milton (@nikolatrevor) June 9, 2020
"Das wollte ich mein ganzes Erwachsenenleben schon sagen können; Nikola ist jetzt mehr wert als Ford und Fiat. Und ist GM auf den Fersen," wie Nikola-Gründer Trevor Milton via Twitter im Juni 2020 verkündete.
Wobei diese Aussage angesichts der eigentlichen Börsenbewertung noch Zukunftsmusik ist und nicht der Wahrheit entspricht. So liegt die Marktkapitalisierung von Ford mit rund 43,21 Milliarden Dollar noch vor der von Nikola und auch General Motors ist dem Startup mit einer Marktkapitalisierung von 75 Milliarden Dollar noch deutlich voraus. Zudem traf Milton diese Aussage kurz nach dem IPO, bei welchem das Unternehmen noch höher im Kurs stand.
Erfolgreiches IPO
Dennoch wird Nikola Motors bereits als Tesla-Konkurrent gehandelt, zum einen hat sich das Startup - wie Tesla - höchstwahrscheinlich bei der Namensgebung am Erfinder Nikola Tesla orientiert, zum anderen setzt der Hersteller bei seinen Fahrzeugen ebenfalls auf nachhaltige und innovative Technologien. Die Gemeinsamkeiten hören hier aber noch nicht auf, auch Tesla genoss von Beginn an eine relativ hohe Aktienbewertung, welche sich trotz verhältnismäßig niedriger Umsätze stets positiv entwickelte.
Eigentlich ist Nikola Motors nicht als direkter Konkurrent zu Tesla in den Markt eingetreten. Während Tesla nämlich elektrobetriebene PKW entwickelt und produziert, setzt Nikola auf wasserstoffbetriebene Trucks für den kommerziellen Gebrauch sowie Pickups. Doch der erfolgreiche Börsenstart des Unternehmens scheint Tesla-CEO Elon Musk um die Marktstellung seines Konzerns fürchten zu lassen. Denn nur wenige Tage nach dem Nikola-IPO kündigte Musk die Massenproduktion des Tesla Semi an, wie Reuters berichtete. Beim Semi handelt es sich um einen LKW.
So scheint es, als habe Musk das Rennen um die Vorherrschaft auf dem Markt für nachhaltig betriebene LKW eröffnet. Ob sich der Wasserstoffantrieb gegen den Tesla-Elektromotor durchsetzen kann oder vice versa, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Das 2014 gegründete Unternehmen fusionierte im März 2020 mit VectolQ, um auf diese Weise letztendlich als Aktiengesellschaft zu gelten. Am 4. Juni 2020 ging Nikola dann mit einem Einstiegskurs von 35 US-Dollar an die die Börse. Schon nach wenigen Tagen erreichte die Aktie ein Zwischenhoch bei 88 US-Dollar - eine Wertsteigerung von rund 150 Prozent.
Durch den Börsengang erhofft sich das Startup weitere Gelder für den Infrastrukturausbau von Wasserstofftankstellen, welche mit Hilfe vom Wasserstoffkonzern NEL errichtet werden sollen. Zudem soll die Produktion der Trucks beschleunigt werden.
Das Glücksspiel mit Wasserstoff
Ähnlich wie Tesla hat es sich Nikola Motors zum Ziel gemacht, im Mobilitätssektor neue Maßstäbe zu setzen. Die Ambitionen des Startups werden durch den längerfristigen Hype um Wasserstoffenergie zusätzlich gestützt. Experten von Barclays prognostizieren einen Billionenmarkt für dieses Segment, welcher sich bis 2050 entwickeln werde.
Allerdings ist diese Prognose und eine damit verbundene Investition in das Startup mit hohem Risiko verbunden. Zwar kann mit relativ großer Wahrscheinlichkeit gesagt werden, dass Wasserstoff in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, doch in welchem Zeitraum das der Fall sein wird und vor allem welches Unternehmen sich letztendlich als großer Gewinner herauskristallisieren wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden.
So wird Nikola Motors von Analysten zwar als aussichtsreiches Unternehmen betrachtet, doch die Ambitionen des Startups, Lastkraftwagen mit einem Strom-Wasserstoff-Antrieb in Serie zu produzieren, ist bisher hauptsächlich Theorie.
2021 sollten die ersten Fahrzeuge auf den Markt kommen. So lagen Nikola zwar schon 14.000 Bestellungen vor, welche einen Umsatz von zehn Milliarden Euro generiert hätten, doch die Fahrzeuge müssen erst noch produziert werden. Zudem wurde Nikola die Einzelorder von 2.500 elektrischen Müllwagen durch Republic Services gekündigt. Nach einem turbulenten Jahr 2020 ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt, wann die ersten Fahrzeuge tatsächlich ausgeliefert werden. Allerdings plant der Konzern weiterhin mit ersten Lieferungen des Tre-Sattelschleppers, einem batterieelektrischen Truck, in 2021. Der erste brennstoffzellenelektrische Sattelschlepper soll voraussichtlich 2023 in Produktion gehen.
Demnach wird Nikola von Experten als Hoch-Risiko-Investment eingestuft, die außerordentliche Rendite ist mit einem hohen Risikofaktor verbunden. Ein unrentables Unternehmen mit signifikanten Kurssteigerungen ist per se nichts Ungewöhnliches, doch bei Nikola Motors ist dieses Phänomen noch stärker ausgeprägt.
Der Betrugsskandal
Nach einem erfolgreichen Börsenstart mit schwindelerregendem Kurszuwachs auf 93,99 US-Dollar konnten sich die Investoren auch im September noch über positive Neuigkeiten freuen. So wurde General Motors als neuer Partner mit Anteilen von elf Prozent bekannt gegeben, was zunächst als vielversprechendes Zeichen für Nikola als Unternehmen gedeutet wurde.
Im November 2020 schwang die Euphorie allerdings in Bärenstimmung um, nachdem sich Nikola Vorwürfen des Betrugs durch Hindenburg Research gegenübersah. Auch das US Department of Justice schaltete sich ein und ging den Behauptungen nach, dass Nikola falsche Angaben gegenüber potenziellen Kunden gemacht haben soll. Speziell wurde dem Unternehmen unter anderem vorgeworfen Werbevideos manipuliert zu haben, sodass der Eindruck entstand, die wasserstoffbetriebenen Trucks würden aus eigener Kraft fahren. Wobei sich herausstellte, dass die Wasserstofftrucks lediglich einen Abhang herunterrollten, was Nikola auf Nachdruck auch eingestand.
Der Skandal führte zu massiven Kurseinbrüchen und kostete Milton die Geschäftsführung, zudem zog sich General Motors aus der geplanten Zusammenarbeit zurück. Zweifel an dem Geschäftsmodell des Konzerns machten sich vermehrt breit und werfen auch heute noch einen Schatten über Nikola.
Aktuell liegt der Aktienkurs von Nikola nur noch bei 24,43 US-Dollar (Stand ist der Schlusskurs vom 03. Februar 2021) und damit rund 10 US-Dollar unter dem Kurs des IPOs.
Henry Ely / Redaktion finanzen.at
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