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05.03.2016 10:04:40
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Mister 5000 Prozent: Thomas Ebeling führt ProSiebenSat.1 in den Dax
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Thomas Ebeling gehört zu der Sorte Fußballfans, die bei Ligaspielen aus den 1980er Jahren heute noch genau wissen, wer damals die Tore geschossen hat. Sein Verein ist Hannover 96 - und das ist die bittere Ironie: Hannover taumelt derzeit als Tabellenletzter dem Abstieg in die Zweitklassigkeit entgegen, während Ebeling mit ProSiebenSat.1 (ProSiebenSat1 Media SE) gerade in den DAX, das Börsen-Oberhaus, aufsteigt.
Überhaupt läuft bei 96 ziemlich viel anders als bei ProSiebenSat.1. Die Niedersachsen dümpelten in den vergangenen Jahren in der Bundesliga bis auf wenige Ausnahmen im Mittelfeld herum, spielten mal mitreißend im Europapokal, mal zum Davonlaufen. Für den Medienkonzern ging es unter Thomas Ebeling dagegen stetig bergauf. Der Aktienkurs stieg von seinem Tief bei 88 Cent am 10. März 2009 - wenige Tage nach Ebelings Amtsantritt - um mehr als 5000 Prozent auf über 46 Euro. Das Unternehmen ist nicht mehr auf die Hilfe von Finanzinvestoren angewiesen und kann unabhängig agieren.
Ein Dax-Aufstieg würde ihn "mit Freude und Stolz erfüllen", sagte Ebeling noch auf der Bilanz-Pressekonferenz im Februar. Jetzt wird es am 21. März so weit sein, dann wird die Entscheidung des Arbeitskreises Aktienindizes vom Donnerstagabend umgesetzt.
"Operativ ändert das natürlich nichts", erklärt Ebeling. Im Moment läuft es ja auch recht gut. Das Fernsehgeschäft wirft noch immer eine stattliche Rendite ab und treibt gleichzeitig das Wachstum mit Internetportalen an. Das funktioniert so: ProSiebenSat.1 kauft Online-Plattformen wie billiger-mietwagen.de, weg.de, zuletzt auch das Vergleichsportal Verivox. Diese bewirbt der Konzern dann auf seinen Sendern und macht sie damit groß. Inzwischen hat die Sendergruppe auch einen Erotikversand und einen Parfümhändler.
Christoph Baumeister hält diesen Weg für schlau. Er berät für die Agentur Cassini Medienunternehmen dabei, wie sie auf den digitalen Wandel reagieren können. "ProSiebenSat.1 stellt sich breiter auf", erklärt er. "Das bringt Stabilität." Wenn das eine Geschäft schlapp wird, stützen die anderen. Vor allem die Einnahmen mit Fernsehwerbung sind stark von der deutschen Konjunktur abhängig. Wenn die Wirtschaft nicht gut läuft, wird in Unternehmen oft am Werbebudget gespart.
Das passt auch zu Ebelings Strategie, seine Investoren mit einer konstant steigenden Gewinnbeteiligung bei Laune zu halten. Im Digitalbereich sieht sich der Konzern immer nach Übernahmezielen um, die mit Abomodellen Geld verdienen: "Gerade für uns sind diese Modelle wichtig, weil unsere Investoren Berechenbarkeit wollen und auf die Entwicklung der Dividende schauen."
So machte Ebeling das Unternehmen zu einem Liebling der Anleger. Für seine Erfolge bekam er 2014 einen stattlichen Bonus von 23,4 Millionen Euro von den ehemaligen Hauptaktionären von ProSiebenSat.1, den Finanzinvestoren KKR und Permira.
Allerdings machte er sich auf seinem Weg auch nicht nur Freunde. Nach seinem Amtsantritt drückte er drastische Sparmaßnahmen und eine Stellenabbau durch, wies den Umzug von Sat.1 von Berlin nach München an und verkaufte N24. Ebeling gilt auch als Mann deutlicher Worte, der auch nicht davor zurückschreckt, vor versammelter Mannschaft Rüffel zu verteilen.
Auf der anderen Seite ist er ein Verkaufstalent. Ebeling brachte als Manager schon Zigaretten und Pepsi-Cola unter die Leute. Später wechselte er zum Pharmakonzern Novartis in die Schweiz und hat seinen Wohnsitz - wie viele andere Gutverdiener - auch heute noch dort.
Geboren ist Ebeling 1959 in Hannover. In seiner Jugend spielte 96 schon in der Bundesliga - nur dass damals torgefährliche Mittelfeldspieler wie Hans Siemensmeyer zum Kader gehörten.
Dass ProSiebenSat.1 so schnell nicht wieder aus dem Dax absteigen dürfte, untermauerten die Münchner mit einem ungewohnt optimistischen Ausblick für das laufende Jahr. Der Umsatz soll zweistellig steigen, das operative Ergebnis ebenfalls zulegen. Zumindest ein Hannoveraner dürfte also in der kommenden Saison noch sicher in der ersten Liga spielen./fri/jap/men
--- Von Felix Frieler, dpa-AFX ---

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