Rekordergebnis 21.02.2013 14:05:00

Mineralölkonzern OMV 2012 mit Umsatz- und Gewinnsprung

2012 war ein gutes Jahr: Die wegen der Revolution unterbrochene Produktion in Libyen wurde wieder aufgenommen, die Raffineriemarge war deutlich höher als im Vorjahr, der Ölpreis stabil und auch der günstige Euro-Kurs hat sich positiv auf das Geschäft ausgewirkt - das alles verhalf dem größten österreichischen Konzern zu einem Umsatz- und Gewinnsprung, der für die Aktionäre in eine Dividendenerhöhung von 1,10 auf 1,20 Euro je Aktie umgemünzt wird.

Der Umsatz stieg um ein Viertel auf 42,6 Mrd. Euro, der Jahresüberschuss nach Steuern legte um 12,8 Prozent auf 1,790 Mrd. Euro (nach 1,588 Mrd. Euro) zu. Das um Lager-Bewertungsdifferenzen bereinigte operative Ergebnis (Clean CCS EBIT) stieg um 35 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro. "Das ist das höchste Ergebnis in der Geschichte der OMV, sagte OMV-Chef Gerhard Roiss heute, Donnerstag, bei der Präsentation der Ergebniszahlen in Wien. Am wichtigsten sei jedoch die Verdoppelung des Projektportfolios.

"Auch der Kapitalmarkt hat das gesehen", freut sich Roiss. Seit der Bekanntgabe der neuen Strategie in Istanbul sei der Kurs der OMV-Aktie um 30 Prozent gestiegen. "Wir haben seit wenigen Tagen erstmals wieder ein Market Cap von über 10 Milliarden Euro."

In Libyen "macht sich natürlich schon bezahlt, wenn man auch in schwierigen Zeiten durchhält", sagte Roiss. "Wir haben unseren Mitarbeitern auch während des Krieges die Gehälter gezahlt." Im letzten Jahr habe man in Libyen 30.000 Barrels pro Tag (bpd) produziert, das sei fast das Vorkriegsniveau von 32.000 bis 33.000 bpd. Im Libyen werden, ebenso wie im Jemen, vorerst nur lokale Mitarbeiter beschäftigt, sagte Jaap Huijskes, Vorstand für Exploration und Produktion (E&P).

Das Ergebnis belastet haben die Ölpreis-gebundenen Bezugspreis von Gas, "die höher sind, als das, was wir im Land beim Weiterverkauf bezahlt bekommen", so Roiss. "Die Spot-Preise sind tiefer als die Bezugspreise aus dem Ausland, und das führt doch zu erheblichen Verlusten." Im laufenden Jahr dürfte sich die Situation aber etwas entspannen, weil mit dem russischen Gaslieferanten Gazprom über eine weitere Preissenkung verhandelt werde, wobei "der vertraglich vorgesehene frühestmögliche Anpassungszeitpunkt der 1. April 2013 ist", sagte OMV-Gasvorstand Hans-Peter Floren. Dabei sollen sich Einsparungen in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages ergeben, wobei aber das Ergebnis 2013 noch immer von der Preisdifferenz zum Hubpreis belastet sein werde.

Die Internationalisierung der OMV habe dazu geführt, "dass wir 90 Prozent unseres Ergebnisses außerhalb von Österreich erzielen", sagte Roiss. "Wenn Sie zehn Jahre zurückblicken, waren das ca. 40 Prozent." Dennoch bleibe Österreich ein wichtiger Kernmarkt, betonte der OMV-Chef. "Wir sind mit Abstand das größte Industrieunternehmen des Landes."

Im Bereich Refining & Marketing habe man das Ergebnis erfreulicherweise verdoppelt, berichtete Roiss - das CCS EBIT vor Sondereffekten stieg von 243 Mio. auf 488 Mio. Euro. Das liege einerseits an den guten Raffineriemargen, aber auch stark an einer deutlichen Ergebnissteigerung bei der türkischen Petrol Ofisi. "Das Tankstellen-Geschäft in Österreich hat keinen positiven Ergebnisbeitrag geleistet. Wir haben ca. 8 Prozent der Tankstellen in Österreich." Die Raffineriemarge sei zwar im 4. Quartal etwas zurückgegangen, sagte Finanzchef Davies, "aber wir sind mit diesem Niveau um die 4 Dollar an sich auf einem vertretbaren Stand".

Der Steueraufwand ist laut Finanzchef David Davies von 633 Mio. Euro auf 1,067 Mrd. Euro "dramatisch" angestiegen, "das ergibt eine effektive Steuerrate von 41 Prozent statt 27 Prozent im Jahr 2011". Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Besteuerung der Produktion in Libyen viel höher sei als im Durchschnitt. Der Cashflow betrug 3,8 Mrd. Euro, 2,4 Mrd. Euro wurden investiert, davon zwei Drittel in den Produktionsbereich (E&P). Das Gearing (Verschuldungsgrad) wurde von 34 auf 26 Prozent reduziert.

Wachsen will die OMV künftig vor allem "upstream", also bei der Öl- und Gasförderung. In der Nordsee habe man durch Akquisitionen langfristig ein künftiges Produktionsniveau von 80.000 bis 100.000 Barrel geschaffen, sagte OMV-Chef Gerhard Roiss am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz.

Beim bereits früher formulierten strategischen Produktionsziel von 350.000 boe/d (Barrel Öl-Äquivalente pro Tag) bis zum Jahr 2016 sei man auf Kurs, sagte Roiss. E&P-Vorstand Jaap Huijskes erwartet bis 2016 70.000 bis 80.000 Fass Neuproduktion und bis 2021 etwa 150.000 bis 200.000 boe/d.

Im vergangenen Jahr wurden 303.000 boe/d produziert (2011: 288.000), davon 162.000 boe/d Öl und NGL (Natural Gas Liquids). 208.000 boe/d wurden in Rumänien und Österreich produziert, 2014 sollen es 200.000 bis 210.000 boe/d sein. Vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Libyen hatte die OMV-Produktion im Schlussquartal 2010 rund 320.000 boe/d betragen.

In Rumänien läuft 2014 ein für die OMV günstiges Steuerabkommen mit der rumänischen Regierung aus. "Wir wollen mit der neuen Regierung in Verhandlungen eintreten und ein neues Steuerabkommen erreichen", sagte Finanzvorstand David Davies.

In der Türkei soll heuer das Gaskraftwerk in Samsung in Betrieb gehen. Pläne für die Errichtung einer Raffinerie in der Türkei gebe es nicht, sagte Roiss.

ivn/lo

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