15.09.2015 18:51:48

Manager der Deutschen Bank sollen mehr Verantwortung übernehmen

   Von Madeleine Nissen

   FRANKFURT (Dow Jones)--Einige folgenschwere Fehltritte von Mitarbeitern der Deutschen Bank sind in der Vergangenheit nicht nur unbemerkt geblieben, sondern haben die Bank auch viele Milliarden Euro gekostet. Das soll sich ändern: Entscheidungsträger der Deutschen Bank werden in Zukunft mehr eigene Verantwortung tragen und deutlich weniger Zeit in Gremien verbringen.

   "Es gibt eine Neigung im Finanzsektor, zu viele Komitees zu haben", sagte Governance-Chefin Daniela Weber-Rey bei einem Vortrag in der Frankfurt School of Finance. Die Deutsche Bank wolle daher die Zahl der Ausschüsse verringern und sie dafür mit einer konkreten Aufgabe betrauen. "Dann erreichen sie zweierlei: mehr Verantwortungsbewusstsein bei den zuständigen Personen. Und: Sie haben plötzlich mehr Zeit", sagte Weber-Rey, die direkt an den Vorstand Stephan Leithner berichtet, und selbst als Anwärterin für die erste Reihe gilt. Ausschüsse haben nach Einschätzung der Juristin und ehemaligen Top-Anwältin die Gefahr der Sozialisierung von Verantwortung. "Auch das wollen wir nicht", sagte sie.

   Weber-Rey beschreibt ihren Arbeitsstil selbst als "missionarisch". Damit jeder Mitarbeiter der Deutschen Bank seine Verantwortung wahrnimmt, auch wenn Aufgaben delogiert werden, veröffentlicht die Deutsche Bank in dieser Woche intern ein verbindliches Regelwerk mit dem Namen "Level One Policy". Damit will das Finanzhaus verhindern, dass Fehltritte von Mitarbeitern unbemerkt bleiben und womöglich erst nach Jahren ans Licht kommen.

   Spätestens seit der Libor-Affäre ist die Deutsche Bank ein gebranntes Kind. Für den Versuch von Mitarbeitern, den Referenzzinssatz Libor zu manipulieren, musste sie Rekordstrafen zahlen. Einzelne Händler verschiedener Banken hatten sich in Chat-Rooms abgesprochen oder zumindest damit geprahlt, den Zinssatz in eine bestimmte Richtung zu manipulieren. Der Vertrauensschaden in den Libor und die Banken selbst ist seitdem enorm.

   Das konsequente Vorgehen der Juristin dürfte den Regulierern gefallen. In einem auf den 11. Mai dieses Jahres datierten Brief an die Vorstände der Deutschen Bank hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sechs Führungskräften vorgeworfen, über Jahre hinweg die versuchten Marktmanipulationen nicht zu verhindern. Brisant: Im Kritikfeuer steht auch Vorstand Stephan Leithner selbst, der bereits das Rechtsressort abgegeben hat. Ihm warf die BaFin in dem Brief vor, unvollständige und unzutreffende Angaben zu der Rolle von Händlern bei den Zinsmanipulationen gemacht zu haben. Leithner ist inzwischen in der Bank für Personal und Compliance verantwortlich, also für regelkonformes Verhalten der Mitarbeiter. Die Vorwürfe hat er bislang nicht kommentiert. Auch dem ehemaligen Co-Vorstandschef Anshu Jain haftete an, jahrelang als Verantwortlicher für das Investmentbanking nichts von den Fehltritten bemerkt zu haben.

   Eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Vorstandschefs John Cryan ist, das beschädigte Verhältnis zu den Aufsehern - nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA und Großbritannien - wieder zu verbessern. Weber-Rey hat also grünes Licht von ganz oben. Auch der Vorstoß, die Zahl der Gremien zu verringern, ist Wasser auf Cryans Mühlen. In der Bank kursieren seit längerem Spekulationen, wonach Cryan gar die Auflösung des Group Executive Committee (GEC) plant. Aus den selben Gründen, die Weber-Rey für die Verschlankung der Bank nennt: Mehr Zeit und Verantwortung. Ziel des GEC ist es, den Vorstand zu beraten. Zudem hat das Komitee eine koordinierende, leistungsüberwachende Funktion und soll Entscheidungen des Vorstands mit vorbereiten. Ob das GEC noch notwendig ist, sei eine Frage für den Vorstand, sagte Weber-Rey. Das Gesamtkonstrukt GEC sei nichts anderes als ein Ausschuss. Nicht dieser als solcher sei wichtig, sondern die Personen, die da drin sitzen, sagte sie.

   Mit ihrer Mission, die Zahl der entscheidungstragenden Gremien zu verringern, hat Weber-Rey bereits angefangen. Seitdem sie das Thema in den vergangenen eineinhalb Jahren oben auf ihre Prioritätenliste gesetzt habe, sei die Zahl dieser Ausschüsse bereits um mindestens ein Drittel gesunken.

   Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com

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   September 15, 2015 12:21 ET (16:21 GMT)

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