19.05.2016 22:45:50

MÄRKTE USA/Zinsängste dämpfen Stimmung an Wall Street

   NEW YORK (Dow Jones)--Zwischen Zinssorgen und überraschend guten Quartalszahlen sind die Aktienkurse an der Wall Street am Donnerstag zeitweise stärker unter Druck geraten. Mit der Veröffentlichung des Protokolls der US-Notenbanksitzung im April hatten sich die Befürchtungen einer Zinserhöhung bereits im Juni wieder verstärkt. Die Notenbanker sind zu dem Schluss gekommen, dass ein neuerlicher Zinsschritt im kommenden Monat möglich ist, wenn die US-Konjunkturdaten eine sich weiter erholende Wirtschaft anzeigen. Ein solcher Schritt war in den vergangenen Tagen auch von einer Reihe von Fed-Vertretern ins Spiel gebracht worden, zuletzt am Donnerstag vom Chef der New Yorker Fed, William Dudley.

   Die wieder gestiegene Erwartung eines Zinsschrittes im Juni trieb vor allem den Dollar an. Der Euro rutschte im Gegenzug vorübergehend unter die Marke von 1,12 Dollar. Zudem ging es für die Rohstoffpreise zeitweise stärker nach unten. Im späteren Verlauf der Sitzung reduzierten die Aktienkurse aber ihre Verluste und nahmen damit den Druck von den Rohstoffen. Nachdem schon die Konjunkturdaten des Tages nicht überzeugt hatten, senkte auch noch die Ratingagentur Moody's ihre Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft. Am Markt weckte das Hoffnungen, dass die Fed von einer Zinserhöhung im Juni vielleicht doch noch absehen könnte. Moody's sei wohl nicht so zuversichtlich wie die Fed, was die Konjunktur angehe, meinte Naeem Aslam von ThinkForex dazu.

   Der Dow-Jones-Index notierte zum Handelsschluss 0,5 Prozent niedriger bei 17.435 Punkten. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite fielen um 0,4 und 0,6 Prozent zurück. Auf 898 (Mittwoch: 1.051) Kursgewinner kamen 2.178 (2.047) -verlierer, während 103 (91) Titel unverändert schlossen.

US-Konjunkturdaten enttäuschen Die am Donnerstag veröffentlichten US-Konjunkturdaten fielen fast alle schwächer als erwartet aus und sprachen daher eher gegen eine Zinserhöhung bereits im Juni. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge war zwar um 16.000 auf 278.000 gefallen, blieb damit aber über der Erwartung von 272.000. Deutlich unter den Prognosen lag der Chicago Fed National Activity Index. Mit minus 1,8 im Mai hat er sich gegenüber April (minus 1,6) weiter abgeschwächt. Analysten hatten mit einer merklichen Verbesserung auf plus 3,0 gerechnet. Der Index der Frühindikatoren stieg im April geringfügig stärker als erwartet, dafür wurde aber der März-Wert nach unten revidiert.

   Die Helaba sprach von einem "getrübten Bild". Neben dem Empire-State-Index habe nun auch die Stimmung in Philadelphia enttäuscht. Damit verdichteten sich Hinweise, dass die konjunkturelle Dynamik im Industriesektor auch im zweiten Quartal zu wünschen übrig lasse.

Dollar legt zu - Öl und Gold fallen zurück Die Aussicht auf höhere Zinsen trieb den Dollar auf breiter Front nach oben. Der Euro notierte im späten US-Handel bei etwa 1,12 Dollar und damit über zwei Cent tiefer als zu Wochenbeginn. Im Tagestief lag die Gemeinschaftswährung bei 1,1180 Dollar. Der Markt preise einen Zinsschritt im Juni mit einer Wahrscheinlichkeit von 34 Prozent ein, was einen wesentlichen Meinungswechsel darstelle, führte Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann aus, denn vor drei Tagen habe die Wahrscheinlichkeit lediglich bei 6 Prozent gelegen. Es sei aber nicht so einfach, daraus eine de-facto-Ankündigung für einen Zinsschritt im Juni abzuleiten und damit eine neue Welle von Dollar-Stärke. Das Protokoll führe zudem die Dollar-Abwertung als wesentlichen Grund für verringerte Bedenken der Sitzungsteilnehmer an. Eine neue Dollar-Stärke würde somit eine wesentliche Säule schwächen, auf die sich das falkenhafte Protokoll stütze.

   Der starke Dollar belastete im Gegenzug die Preise für Gold und Öl. Der Preis für die Feinunze fiel um 1,5 Prozent bzw 19,60 Dollar auf 1.254,80 Dollar und notierte damit in der Nähe eines Dreiwochentiefs. Bei den Ölpreisen drückte neben dem Dollar auch der überraschende Anstieg der US-Lagerdaten vom Vortag auf das Sentiment. Allerdings holten die Preise den größten Teil ihrer Verluste wieder auf, als die Aktienmärkte ihre Abgaben reduzierten. Ein Barrel der US-Sorte WTI kostete zum Settlement 48,16 Dollar. Das waren nur 3 Cent weniger als am Vorabend. Für Brent ging es um 0,2 Prozent bzw 0,12 Dollar auf 48,81 Dollar nach unten. Die Preisrückgänge im Tagesverlauf seien überzogen gewesen und zum Kauf genutzt worden, berichtete ein Händler. Überdies hätten die Förderausfälle in Kanada und einigen afrikanischen Ländern die Ölpreise gestützt.

   Die US-Anleihen legten nach dem größten Tagesverlust in diesem Jahr im Anschluss an das Fed-Protokoll am Vortag leicht zu. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um 3 Basispunkte auf 1,85 Prozent. Viele Anleger, die bislang Kasse gehalten hätten, dürften nur darauf gewartet haben, zu niedrigen Kursen und höheren Renditen am Anleihemarkt wiedereinzusteigen, meinte Larry Milstein, Leiter des Rentenhandels bei R.W. Pressprich & Co.

Gute Zahlen von Wal-Mart und Cisco stützen Der US-Einzelhändler Wal-Mart hat im ersten Geschäftsquartal unter dem Strich mehr verdient als erwartet. Der Umsatz stieg um 0,9 Prozent auf 115,9 Milliarden Dollar, wie Wal-Mart mitteilte. Es blieb ein Nettogewinn von 3,08 Milliarden Dollar oder 98 Cent je Aktie übrig - mehr als von den Analysten mit 88 Cent erwartet. Die Aktie legte um 9,6 Prozent zu.

   Für die Cisco-Aktie ging es um 3,2 Prozent nach oben. Der Netzwerkausrüster überraschte mit seinen Drittquartalszahlen positiv und übertraf auch mit dem Ausblick auf die vierte Periode die Markterwartungen. Auch aus dem Mode-Sektor gab es positive Nachrichten. Überraschend gute Geschäftszahlen hat hier American Eagle Outfitters vorgelegt. Die Aktie schoss um 18,3 Prozent nach oben. Auch der Ausblick des Modeanbieters kam gut an. Wettbewerber Urban Outfitters überzeugte ebenfalls mit seinem Geschäftsausweis. Der Kurs legte um 14 Prozent zu.

Tesla beschließt Kapitalerhöhung Der Elektroautobauer Tesla will sich zur Deckung der Produktionskosten seines Modell 3 Geld an der Börse beschaffen. Der Konzern will dazu Aktien im Wert von 2 Milliarden Dollar anbieten. Davon sind 1,4 Milliarden Dollar für die Kapitalerhöhung vorgesehen, die restlichen Aktien wird Tesla-Chef Elon Musk verkaufen. Damit sollen Steuern bezahlt werden, die dadurch fällig geworden sind, weil Musk 5,5 Millionen Aktien aus einer Aktienoption bekommen hat. Die Aktie stieg um 1,9 Prozent.

   Die US-amerikanische FMC Technologies und der französische Wettbewerber Technip schließen sich in einer 13 Milliarden US-Dollar schweren Transaktion zusammen. Damit kommt es zur Konsolidierung in der Öl-Service-Branche, die derzeit schwer unter den Investitionskürzungen der großen Ölkonzerne und dem schwachen Ölpreis zu leiden hat. Von dem Zusammenschluss erhoffen sich beide eine hohe Kostenersparnis. Für die Aktie von FMC Technologies ging es um 4,7 Prozent nach unten. Technip gewannen in Paris dagegen 6,3 Prozent.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.435,40 -0,52 -91,22 0,06 S&P-500 2.040,04 -0,37 -7,59 -0,19 Nasdaq-Comp. 4.712,53 -0,56 -26,59 -5,89 Nasdaq-100 4.315,58 -0,52 -22,65 -6,05

ANLEIHEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 3/4% 2-year 99 24/32 up 1/32 0,884% -2,0BP 7/8% 3-year 99 15/32 up 3/32 1,051% -2,9BP 1 3/8% 5-year 100 up 6/32 1,373% -3,8BP 1 5/8% 7-year 99 25/32 up 8/32 1,658% -3,9BP 1 5/8% 10-year 98 up 11/32 1,845% -3,8BP 2 1/2% 30-year 97 6/32 up 1 1/32 2,635% -5,1BP

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:24 Mi, 17:17 % YTD EUR/USD 1,1198 -0,16% 1,1216 1,1271 +3,1% EUR/JPY 123,14 -0,40% 123,63 123,59 -3,4% EUR/CHF 1,1098 +0,18% 1,1078 1,1073 +2,0% GBP/EUR 1,3039 +0,29% 1,3002 1,2964 -4,0% USD/JPY 109,96 -0,25% 110,24 109,66 -6,3% GBP/USD 1,4601 +0,13% 1,4582 1,4611 -1,0%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 48,12 48,19 -0,1% -0,07 +18,2% Brent/ICE 48,76 48,93 -0,3% -0,17 +17,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.254,40 1.258,75 -0,3% -4,35 +18,3% Silber (Spot) 16,48 16,87 -2,3% -0,39 +19,2% Platin (Spot) 1.013,18 1.027,50 -1,4% -14,33 +13,7% Kupfer-Future 2,06 2,08 -0,7% -0,02 -3,9% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/cln

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   May 19, 2016 16:15 ET (20:15 GMT)

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