19.01.2018 14:33:43

MÄRKTE USA/Wall Street schiebt drohenden "Shutdown" in den Hintergrund

Von Thomas Rossmann

NEW YORK (Dow Jones)--Leicht im Plus dürfte die Wall Street in den letzten Handelstag der Woche starten. Die Sorgen um eine Haushaltssperre in den USA scheinen die Anleger in den Hintergrund zu drängen, nachdem dies am Vortag noch die Indizes nach unten gedrückt hatte. Um eine drohende Haushaltssperre zu verhindern, hat das US-Repräsentantenhaus zwar wie erwartet für eine Übergangslösung gestimmt. Das Gesetz muss allerdings noch den Senat passieren und da drohen einige Senatoren der Demokraten mit einer Blockade.

"Ich habe schon viele drohende 'Government Shutdowns' erlebt, doch dies hier ist die bislang lässigste Einstellung des Marktes zu diesem Thema", sagt Stephen Innes, Leiter des Asienhandels bei Oanda. "Die Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer guten Verfassung, weshalb es zu einer Einigung kommen muss, bevor das Wachstum nachhaltig beeinflusst wird", ergänzt Stratege Craig Holke von Wells Fargo Investment Institute. Grundsätzlich habe sich die Einstellung des Marktes zu diesen Ereignissen entspannt, was sich auch in Zukunft nicht ändern dürfte, so der Teilnehmer.

Daher könnte sich die Rekordjagd an der Wall Street wieder fortsetzen. Der Future auf den S&P-500 deutet aktuell auf eine gut behauptete Eröffnung am Kassamarkt hin.

Die Agenda der US-Konjunkturdaten ist übersichtlich, es wird lediglich die Verbraucherstimmung der Uni Michigan für den Januar in erster Lesung eine halbe Stunde nach der Eröffnung bekannt gegeben. Hier wird mit einem leichten Anstieg gerechnet.

IBM und American Express enttäuschen mit Quartalszahlen

Negative Indikationen gibt es dagegen von der Berichtssaison. Hier haben die am Vortag nach der Schlussglocke veröffentlichten Geschäftszahlen von IBM und American Express enttäuscht. Der IT-Konzern IBM hat den negativen Umsatztrend zwar gebrochen und erstmals seit 23 Quartalen die Einnahmen wieder gesteigert, allerdings sorgte die US-Steuerrefom für einen Wermutstropfen. Sie verursacht bei IBM einmalige Kosten von 5,5 Milliarden Dollar, wodurch das Unternehmen einen Quartalsverlust von 1,05 Milliarden schrieb. Zudem brachen auch die Gewinne der beiden Dienstleistungssparten ein. Für die Aktie geht es vorbörslich um 3,2 Prozent nach unten.

American Express verzeichnete erstmals seit mehr als 25 Jahren wieder einen Quartalsverlust - ebenfalls bedingt durch die Steuerreform in den USA. Um ihr Kapitalpolster nach dem Verlust wieder aufzubauen, setzt das Kreditkartenunternehmen sein Aktienrückkaufprogramm aus. Der Verlust im vierten Quartal erreichte 1,22 Milliarden Dollar. Die Papiere zeigen sich mit einem Abschlag von 2,8 Prozent.

Für die Schlumberger-Aktie geht es um 0,5 Prozent nach unten. Hohe Abschreibungen auf mehrere Geschäfte haben den US-Ölfeldausrüster im vierten Quartal tiefer in die roten Zahlen gedrückt. Bereinigt um diese Einmalfaktoren schnitt das Unternehmen hingegen besser ab als erwartet.

Die Aktie von Acorda Therapeutics schießt vorbörslich um 13 Prozent nach oben. Auslöser sind Berichte, wonach Biogen und andere Unternehmen an einer Übernahme interessiert sein sollen. Die Spekulationen gehen allerdings schon seit rund einer Woche am Markt um, so ein Teilnehmer. Die Biogen-Aktie legt um 0,5 Prozent zu.

Haushaltsstreit und Zinspolitik treiben Renditen an

Der bereits seit Monaten schwelende Haushaltsstreit in den USA wie auch die Zinspolitik der US-Notenbank spiegeln sich am Rentenmarkt für US-Staatsanleihen wider. Dort stieg die Rendite zweijähriger US-Treasuries mit 2,05 Prozent auf den höchsten Stand seit neun Jahren. Aktuell liegt diese bei 2,04 Prozent. Fünfjährige Staatsanleihen rentieren auf einem Siebenjahreshoch. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen zeigt sich dagegen unverändert bei 2,63 Prozent.

Für etwas Druck sorgt der US-Haushaltsstreit auf den Dollar. Im Gegenzug geht es für den Euro wieder kräftiger nach oben. In der Spitze lag er nur knapp unter der Marke von 1,23 Dollar. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,2259 Dollar.

Die Sorgen um einen möglichen "Government Shutdown" sorgen für Zulauf in den sicheren Hafen Gold. Das Thema dürfte zum Wochenausklang den Handel bestimmen, merkt ein Teilnehmer an. Für die Feinunze geht es um 0,5 Prozent auf 1.335 Dollar nach oben.

Die Ölpreise bauen ihre leichten Vortagesverluste weiter aus. Die International Energy Agency (IEA) erwartet für dieses Jahr eine Rekordfördermenge in den USA. Diese dürfte sich sogar über der Fördermenge von Saudi-Arabien und auf einem Niveau mit Russland liegen. "Es setzt ein leichtes Umdenken ein und es wird die Möglichkeit realisiert, dass die Produktion der Nicht-Opec-Länder stärker steigen könnte als erwartet", sagt Strategin Caroline Bain von Capital Economics. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fällt um 1,1 Prozent auf 63,24 Dollar, für Brent geht es um 1,1 Prozent auf 68,57 Dollar nach unten.

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US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,04 0,1 2,04 83,8

5 Jahre 2,42 -0,3 2,42 49,3

7 Jahre 2,55 -0,5 2,55 30,3

10 Jahre 2,63 0,0 2,63 18,3

30 Jahre 2,90 0,1 2,90 -16,5

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:21 Uhr Do, 17.10 Uhr % YTD

EUR/USD 1,2259 +0,03% 1,2256 1,2239 +2,0%

EUR/JPY 135,52 -0,21% 135,81 135,80 +0,2%

EUR/CHF 1,1762 +0,28% 1,1729 1,1741 +0,4%

EUR/GBP 0,8835 +0,19% 0,8818 1,1345 -0,6%

USD/JPY 110,54 -0,25% 110,82 110,98 -1,9%

GBP/USD 1,3879 -0,14% 1,3899 1,3885 +2,7%

Bitcoin

BTC/USD 11.910,01 +5,13% 11.509,00 11.856,22 -17,08

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 63,24 63,95 -1,1% -0,71 +4,7%

Brent/ICE 68,57 69,31 -1,1% -0,74 +2,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.334,82 1.328,18 +0,5% +6,65 +2,5%

Silber (Spot) 17,02 16,95 +0,4% +0,07 +0,5%

Platin (Spot) 1.011,50 1.002,00 +0,9% +9,50 +8,8%

Kupfer-Future 3,21 3,19 +0,8% +0,03 -2,4%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/ros/apo

(END) Dow Jones Newswires

January 19, 2018 08:34 ET (13:34 GMT)

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