08.09.2020 22:16:43

MÄRKTE USA/Technologiesektor reißt Wall Street nach unten

Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Angeführt vom Technologiesektor ist die Wall Street am Dienstag auf Talfahrt gegangen. Die US-Regierung plant neue Exportbeschränkungen, um Chinas Halbleiterbranche zu treffen. Laut einer Regierungssprecherin werden derzeit Gespräche darüber geführt, ob die chinesische SMIC auf eine entsprechende Liste des Handelsministeriums gesetzt werden soll. Das Unternehmen müsste sich dann schwierigen Überprüfungen stellen, bevor es US-Technologie beziehen könnte. Der Vorgang ist derselbe, den die USA bereits beim chinesischen Telekommunikationsausrüster Huawei zur Anwendung brachten.

Für den technologielastigen Nasdaq-Composite ging es 4,1 Prozent nach unten. Der Technologiesubindex im S&P-500 verlor 5,8 Prozent - die Branchen Software und Halbleiter gaben um bis zu 4,6 Prozent nach. Die sogenannten FAANG-Aktien Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google fielen zwischen 1,7 (Netflix) und 6,7 Prozent (Apple). Die schlechte Stimmung erreichte auch den breiteren Markt: Der Dow-Jones-Index verlor 2,2 Prozent auf 27.501 Punkte, der S&P-500 büßte 2,8 Prozent ein. An der Nyse gab es 664 (Freitag, da Montag Feiertag war: 1.390) Kursgewinner und 2.385 (1.628) -verlierer. Unverändert schlossen 46 (65) Aktien.

Handelskonflikt eskaliert

Die neue Eskalation Handelsstreit war aber nicht auf SMIC beschränkt, sondern zog sehr viel weitere Kreise: Denn US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, dass er eine "Entkoppelung" von China plane und dorthin verlagerte Arbeitsplätze wieder zurück in die USA holen wolle. Trumps Aussagen "haben die Märkte eindeutig verunsichert, die eine Eskalation der Spannungen zwischen den beiden wirtschaftlichen Supermächten befürchten, da die USA kurz vor ihrer Wahl stehen", sagte Devisenstratege Boris Schlossberg von BK Asset Management.

Neben den sich ausweitenden Gewinnmitnahmen der zuletzt heiß gelaufenen Technologiewerte belastete auch der Absturz der Tesla-Aktie um satte 21,1 Prozent. Die Titel hatten wider Erwarten nicht den Aufstieg in den S&P-500 geschafft. Die Aktie sei zuletzt stark nach oben gelaufen und habe in der vergangenen Woche ein Rekordhoch markiert - in der Erwartung einer Aufnahme in den S&P-500, sagte Chef-Marktstratege Michael Hewson von CMC Markets.

Doch gab es auch weitere Argumente für den Ausverkauf: Der Elektroautobauer hatte gerade eine 5 Milliarden Dollar schwere Aktienplatzierung durchgeführt. Zudem fuhr ein Großaktionär seinen Anteil an Tesla herunter. Und dann nahmen General Motors und Nikola Tesla auch noch in die Zange. Denn GM hat eine strategische Partnerschaft mit dem Hersteller von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsarten geschmiedet und ist bei diesem eingestiegen, um im Bereich E-Mobilität bei Nutzfahrzeugen voranzukommen. GM schossen um 7,9 Prozent empor, Nikola haussierten um 40,8 Prozent.

Dollar legt kräftig zu - Ölpreise unter Druck

Am Devisenmarkt zog der ICE-Dollarindex um 0,8 Prozent und damit deutlich an. Laut Teilnehmern stützten die gestiegenen Daten des NFIB Small Business Optimism Index im August. In den USA sind Kleinunternehmen verantwortlich für über die Hälfte der Arbeitsplätze. "Das untermauert die Hoffnung auf einen kräftigen Rückgang der Arbeitslosigkeit, weniger Zahlungsausfälle, mehr Konsum - und erhöht letztlich die Chancen auf eine Wiederwahl von Donald Trump", sagte ein Händler.

Die Ölpreise stürzten auf den tiefsten Stand seit Juni ab. Dabei gab die US-Sorte WTI stärker nach als die europäische Referenzsorte Brent. Händler sprachen von Nachholbedarf. Brent war zu Beginn der Woche schon gefallen, nachdem der saudische Ölgigant Saudi Aramco die Preise für mehrere Abnehmer gesenkt hatte. Insbesondere die Nachfrage aus China gehe seit Mitte Juli zurück, während das Erdölkartell Opec die Förderung hochfahre, hieß es im Handel. Auch der sehr feste Dollar belastete. Zudem lag der US-Benzinverbrauch deutlich unter Vorjahresniveau. Der Preis für ein Barrel WTI fiel um 7,6 Prozent auf 36,76 Dollar, Brent verbilligte sich um 5,3 Prozent auf 39,78 Dollar.

Die "sicheren Häfen" Gold und US-Anleihen waren indes gefragt. Der Preis für die Feinunze Gold stieg trotz der Dollarstärke um 0,2 Prozent auf 1.934 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit rund einer Woche. Der sich anheizende Konflikt zwischen China und den USA stütze das Edelmetall, hieß es.

Die Notierungen am US-Rentenmarkt zogen mit der schwachen Entwicklung am Aktienmarkt an, im Gegenzug fiel die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen um 4 Basispunkte auf 0,68 Prozent. In der laufenden Woche wird das Finanzministerium mit einer Rekordemission an den Markt kommen. Den Anfang machte eine Auktion dreijähriger Schuldtitel am Dienstag.

Boeing im Sinkflug

Unter den Einzelwerten gaben Boeing um 5,8 Prozent nach. Der Flugzeugbauer hatte nach eigenen Angaben ein weiteres Problem bei der Produktion des 787 Dreamliners entdeckt, das die Auslieferung verlangsamt. Mit dem Ölpreiseinbruch sanken die Ölwerte Exxon Mobil und Chevron um bis zu 3,6 Prozent. Applied Materials stürzten um 8,7 Prozent ab, Lam Research um 9,1 Prozent. Beide Halbleiterkonzerne machen 30 Prozent ihrer Erlöse im Geschäft mit China und dürften unter neuen Restriktionen der US-Regierung leiden.

Biontech machte erneut Hoffnung auf einen Erfolg bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19. Die ADS des Biotechnologieunternehmens aus Mainz legten um 2,2 Prozent zu. Die Wettbewerberpapiere von Moderna brachen dagegen um 13,2 Prozent ein. Die Analysten von SVB Leerink unterstellten der Gesellschaft Herausforderungen bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 und senkten ihre Einstufung. Moderna hinke der Konkurrenz hinterher.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 27.500,89 -2,25 -632,42 -3,64

S&P-500 3.331,84 -2,78 -95,12 3,13

Nasdaq-Comp. 10.847,69 -4,11 -465,44 20,90

Nasdaq-100 11.068,26 -4,77 -553,87 26,74

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 0,14 -0,8 0,14 -106,5

5 Jahre 0,27 -3,0 0,30 -165,5

7 Jahre 0,46 -4,1 0,50 -178,5

10 Jahre 0,68 -4,3 0,72 -176,7

30 Jahre 1,42 -4,7 1,47 -164,4

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7:55 Uhr Mo, 17:31 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1782 -0,28% 1,1805 1,1821 +5,1%

EUR/JPY 124,92 -0,52% 125,46 125,61 +2,5%

EUR/CHF 1,0812 -0,14% 1,0834 1,0820 -0,4%

EUR/GBP 0,9067 +1,02% 0,8990 0,8980 +7,1%

USD/JPY 106,04 -0,23% 106,27 106,26 -2,5%

GBP/USD 1,2992 -1,30% 1,3135 1,3163 -2,0%

USD/CNH (Offshore) 6,8541 +0,32% 6,8353 6,8328 -1,6%

Bitcoin

BTC/USD 9.998,76 -1,50% 10.234,76 10.119,51 +38,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 36,88 39,77 -7,3% -2,89 -35,6%

Brent/ICE 39,91 42,01 -5,0% -2,10 -35,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.930,40 1.929,18 +0,1% +1,22 +27,2%

Silber (Spot) 26,66 27,03 -1,4% -0,37 +49,3%

Platin (Spot) 903,13 911,83 -1,0% -8,70 -6,4%

Kupfer-Future 3,01 3,05 -1,2% -0,04 +6,7%

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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

September 08, 2020 16:16 ET (20:16 GMT)

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