28.11.2018 22:19:46
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MÄRKTE USA/Aktien-Rally und Dollar-Talfahrt nach Powell-Aussagen
Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--US-Notenbankpräsident Jerome Powell hat der Wall Street den besten Tag seit drei Wochen beschert. Der Fed-Chef wirbelte die US-Finanzmärkte am Mittwoch im Verlauf gehörig durcheinander. Denn laut seiner Einschätzung befinden sich die US-Zinsen nur noch knapp unter ihrem neutralen Niveau. Anfang Oktober hatte er noch ganz anders geklungen, damals hatte er die Geldpolitik der Fed von diesem neutralen Punkt noch weit entfernt gesehen. Mit seinen aktuellen Verlautbarungen deutete Powell nach Einschätzung des Handels an, dass mittelfristig nicht mehr mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen sei.
Im Handel wurde spekuliert, dass sich Powell US-Präsident Donald Trump gebeugt habe, der Zinserhöhungen strikt ablehnt. Er sei "nicht einmal ein bisschen zufrieden" mit dem von ihm selbst eingesetzten Chef der US-Notenbank, hatte Trump zuvor gewettert. Die Fed liege mit der wiederholten Anhebung der Leitzinsen "vollkommen falsch". Der Dow-Jones-Index legte um 2,5 Prozent auf 25.366 Punkte zu, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen um 2,3 bzw. 2,9 Prozent. Umgesetzt wurden an der Nyse 925 (Dienstag: 797) Millionen Aktien. Auf 2.407 (1.165) Kursgewinner kamen 591 (1.835) -verlierer, unverändert schlossen 75 (76) Titel.
"Zu sehen, wie die Fed anfängt, ihr Verhalten ein wenig zu ändern, nimmt etwas Spannungen aus dem Markt. Es scheint, als hätten wir die schwierigste Zeit der Zinserhöhungen überstanden", sagte Marktstratege Crit Thomas von Touchstone Investments. Andere Marktteilnehmer hielten dagegen und sagten, die Marktakteure hätten aus den Aussagen Powells nur herausgehört, was man habe hören wollen. "So taubenhaft war er nicht", entgegnete ein Händler.
Powell schickt Dollar auf Talfahrt
Mit den Powell-Kommentaren gerieten die übrigen Themen wie die Bestätigung des US-BIPs oder schwache Immobiliendaten völlig in den Hintergrund. Selbst der US-chinesische Handelsstreit und das Gipfeltreffen während des G20-Forums Ende der Woche in Argentinien, wo Trump auf den chinesischen Machthaber Xi Jinping treffen wird, verlor plötzlich an Brisanz. Der handelspolitische Berater des US-Präsidenten, Larry Kudlow, hatte die Hoffnungen auf einen "Deal" wieder etwas entfacht.
Mit den Powell-Aussagen geriet der Dollar schwer unter Druck. Der Euro schoss um rund einen US-Cent nach oben auf zuletzt 1,1370 Dollar. Die Aussicht, dass der Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus bald erreicht sein könnte, drückte den Greenback. Der ICE-Dollarindex stürzte um 0,6 Prozent ab. Auch zum britischen Pfund stand der Greenback unter Druck, obwohl die Bank of England für die Wirtschaftsaussichten des Vereinigten Königreichs in Sachen Brexit ein eher düsteres Bild skizziert hatte. Immerhin bescheinigte sie den Banken des Landes aber, krisenfest zu sein. Den Brexit-Belastungstest hatten alle Geldhäuser bestanden.
Am Rentenmarkt zogen die Notierungen mit den Powell-Kommentaren zunächst deutlich an, nur um anschließend wieder etwas zurückzukommen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verlor 0,6 Basispunkte auf 3,05 Prozent. Die Erwartung einer nachlassenden Dynamik bei der Straffung der US-Geldpolitik stütze den Rentenmarkt.
Auch der Goldpreis profitierte von der Annahme einer mittelfristig weniger straffen Geldpolitik. Dazu gesellte sich die Dollarschwäche, die ihr Übriges tat: Die Feinunze verteuerte sich im späten Geschäft um 0,5 Prozent auf 1.221 Dollar. Palladium wurde in der Nähe der Rekordhochs gehandelt.
Anders als Gold wurde der Rohstoff Erdöl deutlich billiger, die Preise sanken auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2017. Der Preis für ein Fass der global gehandelten Erdölsorte Brent ermäßigte sich um 2,4 Prozent auf 58,76 Dollar, US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 2,5 Prozent auf 50,29 Dollar. Die Rohöllagerbestände in den USA waren nach Angaben der Regierung sehr viel deutlicher als vorhergesagt gestiegen. Selbst die Dollarschwäche stützt die Preise nicht. Händler sprachen von einer Überversorgung. Übergeordnet wartet der Markt auf das Opec-Treffen am 6. Dezember, für das potenzielle Förderkürzungen im Raum stehen.
Boeing starten durch
Die Aktie des Flugzeugbauers Boeing führte mit einem Aufschlag von 4,9 Prozent die Gewinnerliste im Dow mit an. Der vorläufige Untersuchungsbericht zum Absturz einer Passagiermaschine der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air hat zwar gravierende technische Probleme bestätigt, Boeing wird aber dort nicht ausdrücklich als verantwortlich genannt. Offenbar seien Wartungsfehler von der Fluggesellschaft gemacht worden, hieß es im Handel. Es bestehe daher kein Anlass, die gesamte Flotte des betroffenen Boeings-Typs am Boden zu lassen, sagte Analyst Doug Harned von Bernstein.
Amazon kletterten um 6,1 Prozent. Der "Cyber Monday" war der umsatzstärkste Tag in der Firmengeschichte des Online-Händlers. Salesforce schossen nach Quartalsausweis um 10,3 Prozent empor. Der Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen hatte nicht nur mit der Geschäftsentwicklung die Markterwartungen übertroffen, sondern erfreute auch mit dem Ausblick.
General Motors (GM) legten um 0,7 Prozent zu. US-Präsident Donald Trump will nach den angekündigten Stellenstreichungen bei GM die Möglichkeit von Strafzöllen auf importierte Autos mit Dringlichkeit prüfen.
Die Analysten von Wedbush hielten die Schwierigkeiten, mit denen Apple im November zu kämpfen hatte, für von vorübergehender Natur. Apple legten um 3,9 Prozent zu.
Burlington Stores stiegen um knapp 13 Prozent. Der US-Einzelhändler hatte die Markterwartungen für das dritte Quartal übertroffen und den Ausblick für das Gesamtjahr angehoben. Tiffany & Co. knickten um 11,8 Prozent ein - gedrückt von einem schlechter als gedacht ausgefallenen flächenbereinigten Umsatz.
Dick's Sporting Goods hat dagegen die Erwartungen übertroffen und den Ausblick erhöht. Der Kurs legte um 2,6 Prozent zu. Für Nutanix ging es nach Vorlage von Erstquartalszahlen um 5,1 Prozent aufwärts. Die Umsatzentwicklung des Software-Anbieters hatte die Marktprognosen geschlagen.
Wayfair schnellten um 14,5 Prozent in die Höhe, der Digitalmöbelhändler verbuchte glänzende Geschäfte in den vergangenen Tagen. Chico's FAS brachen dagegen um 34,6 Prozent ein, der Modekonzern hatte schwache Geschäftszahlen vorgelegt.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
DJIA 25.366,43 2,50 617,70 2,62
S&P-500 2.743,78 2,30 61,61 2,62
Nasdaq-Comp. 7.291,59 2,95 208,89 5,62
Nasdaq-100 6.913,33 3,17 212,29 8,08
US-Anleihen
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD
2 Jahre 2,81 -2,8 2,83 160,4
5 Jahre 2,87 -2,2 2,89 94,2
7 Jahre 2,96 -1,4 2,97 71,3
10 Jahre 3,06 -0,3 3,06 61,3
30 Jahre 3,35 2,7 3,32 27,8
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.27 Di, 18:05 % YTD
EUR/USD 1,1368 +0,65% 1,1290 1,1285 -5,4%
EUR/JPY 129,17 +0,52% 128,55 128,43 -4,5%
EUR/CHF 1,1295 +0,16% 1,1284 1,1279 -3,6%
EUR/GBP 0,8862 -0,05% 0,8854 0,8864 -0,3%
USD/JPY 113,63 -0,13% 113,85 113,81 +0,9%
GBP/USD 1,2827 +0,69% 1,2750 1,2731 -5,1%
Bitcoin
BTC/USD 4.325,28 +12,4% 4.013,41 3.736,20 -68,3%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 50,32 51,56 -2,4% -1,24 -12,9%
Brent/ICE 58,80 60,21 -2,3% -1,41 -7,0%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.220,97 1.215,04 +0,5% +5,93 -6,3%
Silber (Spot) 14,32 14,15 +1,2% +0,17 -15,5%
Platin (Spot) 824,65 834,50 -1,2% -9,85 -11,3%
Kupfer-Future 2,79 2,71 +3,0% +0,08 -16,7%
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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com
DJG/DJN/flf
(END) Dow Jones Newswires
November 28, 2018 16:20 ET (21:20 GMT)
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Aktien in diesem Artikel
Amazon | 216,70 | 1,00% | |
Apple Inc. | 244,75 | 0,51% | |
Boeing Co. | 169,10 | -1,82% | |
Burlington Stores Inc | 272,00 | -2,16% | |
Dick's Sporting Goods Inc. | 209,40 | -0,14% | |
General Motors | 49,77 | 1,25% | |
Nutanix Inc (A) | 62,58 | 2,69% | |
Salesforce | 327,15 | -0,83% | |
Wayfair Inc (A) | 43,77 | 4,31% |