MÄRKTE EUROPA/Wenig verändert - aber Umfeld ungünstig

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte zeigen sich am Dienstagmittag wenig verändert. Der DAX liegt bei 15.734 Punkten, der Euro-Stoxx-50 legt immerhin um 0,4 Prozent auf 4.262 Punkte zu. "Wahrscheinlich wird bis zum Ende der Fed-Sitzung nicht mehr viel passieren", so ein Marktteilnehmer.

Am Nachmittag beginnt die zweitägige Sitzung der US-Notenbank Fed, was am Aktienmarkt für Zurückhaltung sorgt. Fest erwartet wird, dass die Fed nach Handelsschluss am Mittwoch in Europa unveränderte Leitzinsen verkünden wird. Die Fed dürfte aber einen entschieden falkenhaften Ton anschlagen und die Möglichkeit einer weiteren Zinserhöhung später im Jahr bekräftigen, erwartet Stephen Innes, Marktstratege bei Spi-Assetmanagement. Am Markt stellen sich die Akteure bereits seit einiger Zeit zunehmend darauf an, dass die Zinsen länger als erwartet erhöht bleiben dürften angesichts der hartnäckig hohen Inflation.

Neben den hohen Zinsen weist Thomas Altmann, Portfolio-Manager bei QC-Partners, auf den stark gestiegenen Ölpreis als zweiten großen Belastungsfaktor für die Börsen hin, weil er die Inflation anheizt und die Konjunkturentwicklung bremst. Aktuell verteuert sich Brentöl um 0,7 Prozent auf 95,07 Dollar je Barrel. Die deutsche Zehnjahresrendite liegt mit 2,70 Prozent nur noch knapp unter dem Jahreshoch aus dem März von 2,77 Prozent und damit nur knapp unter einem 12-Jahreshoch.

Ein Gewinner der Entwicklung ist der Stoxx-Subindex der Öl- und Gaswerte mit einem Plus von 0,8 Prozent. Noch stärker im Plus liegen die Autoaktien (+1,1%). Treiber sind hier VW, die mit einer Kaufempfehlung von Jefferies um 2,9 Prozent zulegen. Auch der Index der Finanzdienstleister gewinnt 1 Prozent. Hier ziehen Deutsche Börse um 1,3 Prozent an. Gefragt sind am deutschen Markt auch weiterhin Immobilientitel. In Vonovia setzt sich die Stabilisierung mit einem Plus von 3,4 Prozent fort. Aroundtown gewinnen sogar über 7 Prozent und Grand City Properties 3,1 Prozent. Der Stoxx-Subindex Immobilien steht mit einem Plus von 1,3 Prozent an der Spitze.

Auf der anderen Seite geben die Indizes der Pharmatitel sowie der Aktien von Konsumgüterherstellern des täglichen Bedarfs etwas nach.

Großaktionär treibt Vitesco

Im DAX fallen Adidas um 1,9 Prozent und Deutsche Post um 3,1 Prozent. Daneben geben Sartorius und MTU mit je 2,5 Prozent deutlicher nach.

Im MDAX legen Vitesco um 0,9 Prozent auf 76,60 Euro zu. Der auf Elektroantriebe spezialisierte Autozulieferer hat einen neuen Großaktionär. David Einhorn hält mit seinem Hedgefonds Greenlight Capital eine Beteiligung von gut 3 Prozent. Die Analysten der Bank of America zeigten sich mit einem Kursziel von 92 Euro im jüngsten Research optimistisch für Vitesco. Die Preise, die das Unternehmen für das erste Halbjahr ausgehandelt habe, genügten schon, um den Mittelwert der Jahresprognose für 2023 zu erreichen.

Ganz anders dagegen bei Hugo Boss und Kion. Hugo Boss verlieren 3,5 Prozent. Hier hat der Investor Mike Ashley Kasse gemacht und einen Teil seines Pakets verkauft. Kion geben um 2 Prozent nach. Der Vermögensverwalter Invesco soll einen Großteil seines Pakets an dem Gabelstaplerhersteller verkauft haben, heißt es im Handel mit Verweis auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Rund vier Millionen Papiere, entsprechend etwa 3 Prozent an Kion, sollen platziert worden sein.

Tui nach Zwischenbericht sehr fest

Tui ziehen kräftig um 6,7 Prozent an. Der Reisekonzern hat angesichts eine starken Nachfrage seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 bekräftigt. "Für den letzten Monat der Saison zeigte sich die Nachfrage besonders stark und liegt mit plus 8 Prozent deutlich über dem Niveau des Vorjahressommers", teilte Tui mit. Die Citi-Analysten sprechen von einem positiven Zwischenbericht. Sie sehen die starke Preisgestaltung als beruhigend für die Ausgabebereitschaft der Verbraucher an.

In der vierten Reihe machen Netfonds einen Satz um 8,2 Prozent. Damit quittiert der Markt die neue Mittelfristprognose des Vermögensverwalters. Bis 2026 soll sich das Vorsteuerergebnis mehr als verachtfachen.

In London knicken Kingfisher um 7,3 Prozent ein nach einer Prognosesenkung des Einzelhändlers. Ocado verbessern sich dagegen um 3,2 Prozent. Der Soft- und Hardwarezulieferer für den Lebensmitteleinzelhandel kommt mit seinem Zwischenbericht gut an.

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.262,17 +0,4% 16,29 +12,4%

Stoxx-50 3.989,02 +0,1% 4,93 +9,2%

DAX 15.734,39 +0,0% 7,27 +13,0%

MDAX 26.954,63 +0,1% 39,53 +7,3%

TecDAX 3.044,81 -0,4% -11,70 +4,2%

SDAX 13.048,01 +0,6% 79,67 +9,4%

FTSE 7.671,06 +0,2% 18,12 +2,7%

CAC 7.302,58 +0,4% 26,44 +12,8%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,70 -0,00 +0,13

US-Zehnjahresrendite 4,32 +0,01 +0,44

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:19 Mo, 17:16 % YTD

EUR/USD 1,0694 +0,0% 1,0679 1,0676 -0,1%

EUR/JPY 157,95 +0,1% 157,89 157,69 +12,5%

EUR/CHF 0,9586 -0,1% 0,9591 0,9585 -3,2%

EUR/GBP 0,8632 +0,0% 0,8628 0,8620 -2,5%

USD/JPY 147,71 +0,1% 147,85 147,70 +12,7%

GBP/USD 1,2389 +0,0% 1,2377 1,2385 +2,4%

USD/CNH (Offshore) 7,2957 +0,0% 7,3012 7,2932 +5,3%

Bitcoin

BTC/USD 27.238,31 +1,5% 26.794,98 27.294,03 +64,1%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 92,73 91,48 +1,4% +1,25 +18,4%

Brent/ICE 95,15 94,43 +0,8% +0,72 +15,9%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 35,34 34,48 +2,5% +0,87 -57,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.935,44 1.933,86 +0,1% +1,58 +6,1%

Silber (Spot) 23,33 23,28 +0,3% +0,06 -2,6%

Platin (Spot) 943,53 938,00 +0,6% +5,53 -11,7%

Kupfer-Future 3,70 3,75 -1,3% -0,05 -3,1%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/gos

(END) Dow Jones Newswires

September 19, 2023 06:36 ET (10:36 GMT)